Vollständige Bibliographie 1988-1998     mit Anmerkungen


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Der kleine Abhörratgeber
Computernetze, Telefone, Kameras, Richtmikrofone.
Mit einem Nachwort von Otto Diederichs,
140 Seiten + Diskette (3. Auflage), 20,- DM, 3-89408-056-6

70. 20 Jahre radikal
Geschichte und Perspektiven autonomer Medien.
Eine Gemeinschaftsausgabe der Verlage Libertäre Assoziation, Unrast, Schwarze Risse/Rote Strasse, Edition ID-Archiv,
240 Seiten, viele Abb,
29,80 DM, 3-89408-057-4

71. Berlin - Moskau - Kolyma und zurück
Nathan Steinberger im Gespräch mit Barbara Broggini über Stalinismus und Antisemitismus,
Mit einem Vorwort von Jakob Moneta,
gebunden, 144 Seiten, 26,- DM, 3-89408-053-1

72. BüroBert, minimal club, Susanne Schultz (Hg):
geld.beat.synthetic
CopyShop<+>2<$>. Abwerten bio/technologischer Annahmen,
272 Seiten, viele Abb.,

29.80 DM, 3-89408-055-8

73. Jutta Koether:
Kairos
Texte zu Kunst und Musik,
190 Seiten, 24,- DM, 3-89408-051-5

74. Paco Ignacio Taibo II, Froilan Escobar, Felix Guerra:
Das Jahr, in dem wir nirgendwo waren
Ernesto Che Guevara und die afrikanische Guerilla. Aus dem Spanischen von Jens Andermann,
240 Seiten, 29,80 DM, 3-89408-054-X

75. Tom Holert/Mark Terkessidis (Hg.):
Mainstream der Minderheiten
Pop in der Kontrollgesellschaft,
192 Seiten (2. Auflage), 28,- DM, 3-89408-059-0

76. Birgit Hogefeld:
Ein ganz normales Verfahren
Texte zur Geschichte der RAF,
192 Seiten, 20,- DM, 3-89408-062-0

77. Die Beute Nr. 9: Mythos RAF,
Frühjahr 1996,
128 Seiten (zwei Auflagen), vergriffen

78. Die Beute Nr. 10: Neoliberalismus und Klassenkampf,
Sommer 1996,
144 Seiten, 16,- DM, 3-89408-810-9

79. Die Beute Nr. 11:
Dispositive der Macht,
Herbst 1996,
144 Seiten, 16,- DM, 3-89408-811-6

80. Die Beute Nr. 12: Popkultur - National. Populär. Minoritär,
Winter 1996,
144 Seiten, 16,- DM, 3-89408-812-3

Im Frühjahr 1996 deutet sich für uns bereits an, wie die gigantische Medienkampagne im darauffolgenden Jahr zum 20. Jahrestag von Schleyer, Stammheim und Mogadischu aussehen wird. Als offensichtlich ausgewiesener »Fachverlag für Terrorismus« werden wir vor dem 9. Mai, dem zwanzigsten Todestag von Ulrike Meinhof, mit Anrufen und Faxen von JournalistInnen beschäftigt, die auf der Suche nach kompetenten Gesprächspartner für Jahrestag-Features etc. sind. Besondere Beachtung findet dabei die Ausgabe der Beute mit dem Titel Mythos RAF, die ein ausführlichen Interview mit Irmgard Möller enthält. Erstmals muß eine Nummer der Beute nachgedruckt werden. Ansonsten ist bei dem Projekt Die Beute nach drei Jahren aber auf allen Ebenen Stagnation zu vermelden.
In eigener Sache, immerhin waren wir im Herbst '89 im Visier der radikal-Fahnder, beteiligen wir uns, nach guter alter linker Tradition, an dem Buch 20 Jahre radikal. Im Sommer 1995 war es zu einer großangelegten Aktion mit Durchsuchungen und Ermittlungsverfahren gegen die Zeitschrift radikal gekommen. Hiervon sind wir zwar nicht betroffen, mit einer Gemeinschaftsauflage von vier linken Verlagen (Schwarze Risse, Libertäre Assoziation, Unrast Verlag, Edition ID-Archiv) soll jedoch der bundesanwaltlichen Repression ein wenig Paroli geboten werden. Rund 100 weitere Buchhandlungen, Verlage, Archive und andere Gruppen unterstützen die Herausgabe zur Geschichte und Perspektiven autonomer Medien. Für uns ist das Buchprojekt relativ schnell erledigt, denn der ID-Anteil ist bereits kurz nach Erstauslieferung verkauft und das entsprechende Honorar an den Rechtshilfefonds überwiesen.
In der Verlagsarbeit ist der Vertriebsbereich ein ganz wichtiger Bereich, denn dort wird entschieden, in welchen Mengen ein Buch unter die Leute gebracht wird. In diesem Sinne ist es notwendig, neue Vertriebsformen zu finden. Beispielhaft für eine erfreuliche Entwicklung ist die Geschichte des kleine Abhörratgebers. Anfangs herrscht bei uns trotz guter Vorbestellzahlen eine gewisse Skepsis. Wir sind unsicher, ob sich ein »Szeneratgeber« aus dem Niederländischen übersetzen läßt und hier eine ebenso große Wirkung erzielt. Daß wir eines Besseren belehrt werden und offensichtlich genau die Bedürfnisse einer Polit- und Computerszene getroffen wird, hat uns dann natürlich positiv überrascht. Der eigentliche Clou bei dem Buch, zu dem uns zugegebenermaßen die deutschen Herausgeber drängen mußten, ist die Beilage einer Diskette mit dem Verschlüsselungsprogramm PGP. Unser Beitrag zu dem in allen seriösen Medien behandelten Thema »Großer Lauschangriff« kommt gut an. Das Polit-Publikum will in erster Linie die Diskette, die Computer-Freaks kaufen das Buch wegen der inhaltlichen Darstellungen, und sicher sind auch einige Kleinkriminelle dabei, für die Der Kleine Abhörratgeber als Anleitung nützlich ist. Bereits nach drei Monaten muß das Bändchen nachgedruckt werden. Laut Auslieferungsstatistik liegen die Verkaufschwerpunkte, neben den üblichen rund 100 Stammbuchhandlungen, in den großen Sortimenten und einigen Bahnhofsbuchhandlungen (so wurden z.B. über den Münchener Bahnhofsbuchhandel Der Kleine Abhörratgeber stapelweise abgesetzt). Ab Herbst arbeiten wir mit einem Computerbuchvertrieb zusammen, Der Kleine Abhörratgeber liegt dadurch ebenfalls in vielen Computerläden und Fachabteilungen der Großbuchhandlungen aus. Mit dieser zusätzlichen Vertriebsschiene, etlichen Rezensionen und letztlich auch durch Empfehlungen wie im ARD-Ratgeber Technik (Sonntagsnachmittags um 17.15 Uhr im Ersten) kann eine bislang nicht dagewesene Publikumsbreite erreicht werden.
Erfahrungen mit den Marktmechanismen machen wir auch bei einem weiteren populären Titel, den wir im Herbst veröffentlichen. »Geheime Dokumente aus Kuba beweisen: Kurz vor seinem Tod hatte Che Guevara versucht, die Revolution nach Afrika zu tragen«, so stand es Anfang Oktober '95 im Spiegel. Kurz vorher hatte Paco Ignacio Taibo II, der Mitherausgeber des Buches El Año Que Estuvimos En Ninguna Parte, die Publikation Andreas Fanizadeh, der ihn mit Eva Meier in Mexico für die Beute interviewt hatte, empfohlen und darauf hingewiesen, daß die deutschsprachigen Rechte noch frei seien. Es war wohl eher Zufall, daß der Spiegelbericht in die Buchmessen-Hektik fiel und das zu erwartende Che Guevara-Revival den meisten Verlagen noch nicht in den Sinn kam. Wir erhalten deshalb die deutschsprachigen Rechte für Das Jahr, in dem wir nirgendwo waren. Ernsto Che Guevara und die afrikanische Guerilla zu akzeptablen Konditionen. Das Buch erscheint im Herbst 1996 und wird von Paco Ignacio Taibo II während der Buchmesse in der Frankfurter Fachhochschule, als Beginn einer vierzehntätigen Veranstaltungsreise, vorgestellt.
Sind die o.g. Bücher relative Verkaufserfolge, werden wir von dem Verkauf anderer Titel eher ernüchtert. In der Abteilung Kunst und Musik entspricht das Interesse an Jutta Koethers Kairos und geld.beat.synthetik unseren bescheidenen Erwartungen, einkalkulierte Verluste können hier allerdings durch das große Interesse an dem Sammelband Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft ausgeglichen werden.
Demhingegen richtig frustrierend aber ist die Resonanz auf das lange biographische Gespräch über Stalinismus und Antisemitismus mit Nathan Steinberger. Berlin - Moskau - Kolyma und zurück gehört sicher von der Titelgestaltung zu den schönsten Bücher des Verlages. Die eindrucksvolle Lebensgeschichte des heute über neunzigjährigen Steinberger, dessen Erfahrungen exemplarisch für eine ganze Generation undogmatischer Kommunisten steht, erhält jedoch katastrophale Vorbestellzahlen aus dem Buchhandel, und auch die Presse würdigt das Buch nicht angemessen. Bereits die Realisierung wäre ohne die solidarische Unterstützung eines Gönners unmöglich gewesen. Der bleibende Wert solcher Erinnerungen ist zwar unbestritten, aber einmal mehr wird deutlich, daß das Buch eine Ware ist und der Markt bestimmt, wer in der heutigen Geschichtsaufarbeitung Anerkennung findet.
Im Bereich der Herstellung gibt es für 1996 wichtige Neuerungen zu vermelden. Ab Januar sind alle Publikationen fadengeheftet. Es erreichten uns zunehmend Reklamationen über die Bindung der 95er Titel. Der Grund für dieses Ärgernis lag zum einen an einer neuen Bindemaschine der Buchbinderei, wohl aber auch daran, daß unsere Bücher und Die Beute überproportional durch Kopieren strapaziert werden. Mit der Maßnahme, Klebebindung plus Fadenheftung, bei der uns Druckerei und Binderei entgegen kommen, können wir in der Folgezeit das Vertrauen der LeserInnen in die herstellerische Qualität unserer Bücher zurückgewinnen. Bis zum heutigen Tag hat uns keine Reklamation mehr erreicht.
An dem gestalterischen Wert der Bücher hat es bis heute keine Zweifel gegeben. Sebastian Haunss ist seit dem Titel aufruhr (1991) im Bereich der Herstellung zu einem wichtigen Mitarbeiter geworden, und der Verlag hat ganz wesentlich von seinen technischen Zugriffsmöglichkeiten profitiert. Mit Frank Lutz von der support agentur und Eva Meier kamen 1994 über die Arbeit an der Beute zwei weitere kompetente Leute hinzu. Sie prägen seitdem mit vielen Umschlagentwürfen und Layoutkonzepten das Erscheinungsbild des Verlages.


[1988]  [1989]  [1990]  [1991]  [1992]  [1993]  [1994]  [1995]  [1996]  [ 1997 ]  [1998]  [1999] 81. Antonio Negri/Michael Hardt:
Die Arbeit des Dionysos
Materialistische Staatskritik in der Postmoderne. Aus dem Italienischen und Englisch von Thomas Atzert und Sabine Grimm,
190 Seiten, 32,- DM, 3-89408-058-2

82. nettime (Hg.):
Netzkritik
Materialien zur Internet-Debatte.
Ausgewählt und zusammengestellt von Geert Lovink und Pit Schultz,
Übersetzung von Bettina Seifried, Florian Rötzer und Thomas Atzert,
220 Seiten, 28,- DM, 3-89408-060-4

83. Daniel Richter:
17 Jahre Nasenbluten
Contemporary Fine Arts (Hg.),
36 Seiten, Großformat 30,- DM, 3-89408-066-3

84. Christian Kravagna (Hg.):
Privileg Blick
Kritik der visuellen Kultur,
240 Seiten, zahlreiche Abb. 39,80DM, 3-89408-067-1

85. Boris Kanzleiter/Dirk Pesara:
Die Rebellion der Habenichtse
Der Kampf um Land und Freiheit gegen deutsche Kaffeebarone in Chiapas,
144 Seiten 16,- DM, 3-89408-064-7

86. Renato Curcio:
Mit offenem Blick
Zur Geschichte der Roten Brigaden. Ein Gespräch mit Mario Scialoja,
Aus dem Italienischen von Dario Azzellini,
205 Seiten 32,- DM, 3-89408-068-X

87. Ömer Erzeren:
Der lange Abschied von Atatürk
Türkei -ein Land in der Zerreißprobe.
Reportagen, Kommentare, Analysen.
Ein woz-Buch,
180 Seiten 20,- DM, 3-89408-069-8

88. Stefan Wisniewski:
Wir waren so unheimlich konsequent
Ein Gespräch zur Geschichte der RAF,
64 Seiten 10,- DM, 3-89408-074

89. ID Verlag (Hg.):
Rote Armee Fraktion
Texte und Materialien zur Geschichte der RAF,
540 Seiten 49,80 DM, 3-89408-065-5

90. Die Beute Nr. 13: Grenzen der Aufklärung,
Frühjahr 1997,
144 Seiten 16,- DM, 3-89408-813-3
91. Die Beute Nr. 14: »Post-Kolonialismus«,
Sommer 1997,
144 Seiten 16,- DM, 3-89408-814-1

92. Die Beute Nr. 15/16: »Humanismus und Terror«,
Winter 1997/98,
200 Seiten 28,- DM, 3-89408-815-X

Nachdem sich der Verlag 1996 stabilisiert hat und wir an der Umstrukturierung arbeiten, erreicht uns im Sommer die Nachricht, daß unsere Auslieferung Rotation überschuldet ist. Über mehrere Wochen hinweg stehen Telefonate und Diskussionen mit einigen MitarbeiterInnen von Rotation und anderen Verlagen über die Möglichkeit, den Absturz abzuwenden, im Mittelpunkt unserer Arbeit. Das Desaster ist jedoch nicht mehr aufzuhalten, und wir verlieren Zeit für die Fertigstellung wichtiger Titel.
Dabei hat das Jahr relativ unspektakulär begonnen. Im April werden die Frühjahrstitel Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur und Daniel Richters 17 Jahre Nasenbluten ausgeliefert. Für die Autoren von Die Rebellion der Habenichtse organisieren wir eine vierwöchige Veranstaltungstour durch Buchhandlungen, Dritte Welt-Läden und Kulturzentren der BRD und der Schweiz.
In den ersten Monaten erscheinen auch die Nachzügler von 1996. Beispielhaft für Verschiebungen seien hier einmal die Gründe aufgeführt. Die Arbeit des Dionysos und Netzkritik sind zwei Übersetzungsprojekte, deren Arbeitsumfang weit über die Planung hinausgehen. Die sehr komplexe Theorie von Antonio Negris und Michael Hardts materialistische Kritik der Postmoderne wird von den Übersetzern nicht nur ins Deutsche übertragen, es erfolgt zudem noch die Überprüfung vieler Zitate mit dem deutschsprachigen Original. Wer sich in der Branche auskennt, weiß, daß diese zeitaufwenige Arbeitsweise wahrlich nicht zu den üblichen Editionspraxen gehört.
Bei Netzkritik. Materialien zur Internet-Debatte gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Herausgebern als recht problematisch. Zwar bedienen wir uns mittlerweile der neuesten Technik, aber zum einen können E-Mails etc. nicht eine direkte Kommunikation ersetzen, vor allem aber sind Texte aus dem Internet meist nicht für den Abdruck in einem Buch geeignet. Das schnelle Medium Internet verführt zu allzu oberflächlicher Textproduktion. Bei einem Buch sollte der Anspruch an einen Text jedoch höher sein, schließlich wird das Geschriebene gedruckt, und es besteht nicht die Möglichkeit, jede Woche die neueste Version aufzuladen.
Die Herbstproduktion fällt in die Rotations-Pleite und wird zu einem Kraftakt für alle Beteiligten. Ömer Erzerens Der lange Abschied von Atatürk mit Reportagen und Berichte aus der Türkei (herausgegeben und betreut von dem WoZ-Redakteur Pit Wuhrer) und Roberto Curcios Mit offenem Blick erscheinen zur Buchmesse. Das Gespräch zur Geschichte der Roten Brigaden in Italien mit dem ehemaligen Gründer der Brigate Rosse zeigt, daß der bewaffnete Kampf in Italien eine mit den hiesigen Verhältnissen nicht vergleichbare soziale Dimension hatte, von tausenden Militanten geführt wurde und bis zum heutigen Tag in der Linken enorme Nachwirkungen hat. Wie die Geschichte der Stadtguerilla genau ablief und bis zum heutigen Tage wirkt, ist dann auch der Schnittpunkt bei der Auseinandersetzung mit den italienischen und deutschen Verhältnissen. Mit offenem Blick wird somit zu einem ganz wichtigen Beitrag für die Diskussionen jenseits des Medienspektakels »Deutscher Herbst«.
Zur Buchmesse erscheint auch der für das Frühjahr angekündigte Band Rote Armee Fraktion. Das Buch umfaßt in chronologischer Folge die Strategiepapiere, Kommando- und Hungerstreikerklärungen der RAF. Ergänzt werden die Dokumente mit Vorbemerkungen zu Personen und Ereignissen, einem historischen Abriß, Bibliographien und einem Register. Die ursprüngliche Zusage des ID-Archivs, die Kosten für die Texterfassung der Dokumente zu übernehmen, wird aus politischen Gründen von Axel Diederich wieder zurückgezogen. Für kurze Zeit ist das Projekt dadurch in Frage gestellt. Es ist »Freizeitarchivaren« wie Peter Hein, anderen Mitarbeitern und privaten Darlehensgebern zu verdanken, daß das 540 Seiten-Projekt in dieser sehr schwierigen Phase realisiert werden kann. Die Texte und Materialien zur Geschichte der RAF halten aufgrund der zweimonatigen Verspätung zwar nicht mehr Einzug in die Feuilletons der großen Zeitungen, denn alle Redaktionsstuben geben zum Thema RAF und Deutscher Herbst ihren Senf ab. Aber angesichts der Berichterstattungsflut wird das Buch bekannt und von den LeserInnen gut angenommen. Denn wer sich ernsthafter mit der Geschichte der Roten Armee Fraktion beschäftigen will, weiß, daß ohne diese Originaltexte als Grundlage alles Gerede über die RAF wenig Sinn hat.
Zum Komplex »Geschichte der militanten Linken in der BRD« geben wir 1997 noch weitere Titel heraus. Im Januar erscheint der Sammelband Ein ganz normales Verfahren mit Texten von Birgit Hogefeld zur RAF, im Dezember publizieren wir schnellentschlossen einen der wichtigsten Beiträge zum Deutschen Herbst, das Interview »Wir waren so unheimlich konsequent ...« der taz-Journalisten Petra Groll und Jürgen Gottschlich mit dem Schleyer-Entführer Stefan Wisniewski.
Zur Buchmesse erscheint mit dem Titel »Humanismus und Terror« die letzte Ausgabe der »alten« Beute als Doppelnummer. Die Beute als Projekt innerhalb des Verlages ist durch den Konkurs von Rotation ebenfalls hoch verschuldet und notwenige Reserven zur Überbrückung der Krise existieren nicht. Die Auflagenzahlen stagnieren, und ein Sanierungskonzept kann seitens der Redaktion nicht vorgelegt werden. Parallel zum ökonomischen Abstieg spitzen sich lang anhaltende Querelen innerhalb der Redaktion zu, nachdem in den Monaten vorher bereits wichtige MitarbeiterInnen ausgestiegen sind. Durch einen letzten gemeinsamen Kraftakt von Verlag und Redaktion gelingt die Fertigstellung der Doppelnummer. Bei einem Treffen Ende des Jahres 1997 wird das bisherige Konzept für gescheitert erklärt. Die Mehrheit der Redaktion entscheidet, einem vom Verlag vorgelegten neuen Konzept, der Umorganisierung und Professionalisierung der organisatorisch-publizistischen Arbeit, eine Chance zu geben.


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