Vollständige Bibliographie 1988-1998     mit Anmerkungen


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Vom Sicherheitsstaat zum nationalen Wettbewerbsstaat
Gesellschaft, Staat und Politik im globalen Kapitalismus,
176 Seiten, 28,- DM, 3-89408-070-1

94. Richard Hoeck:
Transatlantik Echoes
John Miller, God's Country/Postwar Prehistory,
48 Seiten, viele Abb., Großformat,
30,- DM, 3-89408-072-8

95. Toni Negri, Maurizio Lazzarato, Paolo Virno:
Umherschweifende Produzenten
Immaterielle Arbeit und Subversion.
Vorwort von Yann Moulier Boutang. Herausgegeben von Thomas Atzert,
Übersetzung von Thomas Atzert und Michael Sander,
126 Seiten, 24,- DM, 3-89408-075-2

96. IG Rote Fabrik (Hg.):
Zwischenberichte
Zur Diskussion über die Politik der bewaffneten und militanten Linken in der BRD, Italien und der Schweiz,
252 Seiten 24,- DM, 3-89408-073-6

97. Diedrich Diederichsen (Hg.):
Loving The Alien
Science Fiction, Diaspora, Multikultur,
224 Seiten, 36,- DM, 3-89408-076-0

98. Isabelle Graw:
Silberblick,
Texte zu Kunst und Politik,
192 Seiten, 24,- DM, 3-89408-081-7

99. Theodor W. Allen:
Die Erfindung der weißen Rasse
Band 1: Rassistische Unterdrückung und soziale Kontrolle.
Aus dem amerikanischen Englisch von Jürgen Schneider und Dagmar Ganßloser.
Mit einer Einleitung von Jost Müller,
340 Seiten, 48,- DM, 3-89408-078-7

100. SubversionsReader: Texte zu Kultur und Politik,
Herausgegeben, eingeleitet und mit einem Anhang versehen von Martin Hoffmann,
264 Seiten, 20,- DM, 3-89408-082-5

101. Die Beute. Neue Folge 1
Herausgegeben von Andreas Fanizadeh und Roberto Ohrt.
Politik und Kunst I. Subversion des Kulturmanagments,
240 Seiten, viele Abb., 28,- DM, 3-89408-816-8

101a. Ihr werdet alle sterben
Beute-Benefiz CD.
Zusammengestellt von Schorsch Kamerun und DJ Melanie,
30,- DM

102. Die Beute. Neue Folge 2
Herausgegeben von Andreas Fanizadeh und Roberto Ohrt.
Die Linke nach '68,
232 Seiten, viele Abb., 28,- DM, 3-89408-817-6

Ohne Zweifel dokumentiert die Beendigung des alten Beute-Konzepts eine Niederlage. Das praktizierte Redaktionskollektiv-Modell war bereits seit langem gescheitert. Der Zwang zur vierteljährlichen Produktion einer anspruchsvollen Zeitschrift nahm dem Projekt die politische Bedeutung, die es in der Anfangsphase hatte. Interventionen in gesellschaftliche Auseinandersetzungen oder innerlinke Debatten fanden kaum mehr statt. Diese Erfahrungen fließen in die Neukonzeption ein.
Mit einem Brief an alle Abonnenten stellen acht von über 20 ehemaligen Redaktionsmitgliedern ihre Sicht der Dinge und sich als die wahren Vertreter antiautoritärer Politik und kollektiver Arbeitsweise dar (siehe Beute NF 1 S. 227). Jeder, der mal in einem Zeitungsprojekt mitgearbeitet hat, und im konkreten mit der Beute zu tun hatte, weiß, daß dies immer ein richtiger Anspruch ist, die Realität jedoch meist anders aussieht. Erfreulicherweise lassen sich die LeserInnen von diesen Attacken nicht beeindrucken. Im April erscheint dann die Nummer 1 der neuen Folge mit dem Titel Subversion des Kulturmanagments. Nur vergleichbar mit dem allerersten Heft im Frühjahr '94 wird die Zeitschrift von der Presse und verschiedenen Szenen wieder zur Kenntnis genommen. Aus dem Musikerumfeld wird der Neuanfang mit der Benifiz-CD Ihr werdet alle sterben solidarisch unterstützt, und zu Diskussionen mit Konzerten in Hamburg und insbesondere Berlin kommen Hunderte von Besuchern. »Neben all den Streitereien zeigt der Bruch für uns aber auch eine positive Wirkung. Durch die damit verbundene Öffnung zu angrenzenden Szenen und Autoren haben wir die Beute nun dahin gebracht, wo wir mit ihr zu Zeiten des Wohlfahrtsausschuß anfangen wollten.« (Andreas Fanizadeh und Roberto Ohrt im Vorwort der NF 1)
In diesem Sinne setzen wir auch unsere Zusammenarbeit mit AutorInnen und Autoren wie Isabelle Graw, der Herausgeberin der Kölner Zeitschrift Texte zur Kunst und Diedrich Diederichsen fort. Silberblick ist ein Sammelband zu Kunst und Politik, indem sich Isabelle Graw mit den Kriterien für eine linke Kunstkritik auseinandersetzt.
Diedrich Diederichsen organisierte zusammen mit der Berliner Volksbühne im November 1997 ein dreitätiges Spektakel. »Im rappelvollen Saal der Volksbühne« (Tagesspiegel) sprachen Wissenschaftler und Künstler aus Großbritannien, den USA und der Bundesrepublik über Science Fiction, Diaspora und Multikultur. Tagungsbeiträge erscheinen in dem Buch Loving The Alien im Herbst auf deutsch.
Zwischenberichte heißt ein weiterer Beitrag zu einem Treffen, das 1997 für Aufsehen gesorgt hatte. Über Pfingsten diskutierten in der Zürcher Roten Fabrik zehn Tage lang vorwiegend einst in der RAF oder den italienischen Roten Brigaden organisierte Militante über die Entwicklung des bewaffneten Kampfes. Die Fertigstellung dieses Buches gerät ein weiteres Mal zu einem Kraftakt. Es sind ganz offensichtlich zu viele Personen an dem Projekt beteiligt, und Kompetenzstreitigkeiten lassen sich nicht verhindern. Kurz vor Fertigstellung stirbt Primo Moroni, der italienischer Herausgeber, mit dessen Verlag eine Gemeinschaftsausgabe vereinbart ist. Trotz mehrmaliger Verschiebungen entschließen wir uns aber dennoch für die Herausgabe des Buches, gerade auch, weil uns klar ist, daß die öffentliche Auseinandersetzung zum Thema nach dem gigantischen Medienhype vom letzten Herbst in den Keller gerutscht ist. Weder die Linke noch (ehemalige) Gefangenen aus der RAF haben es - wenige Ansätze ausgenommen - geschafft, eine selbstkritische Reflexion zu betreiben, die mehr ist als die endgültige Verabschiedung von linksradikaler Politik. Zwischenberichte ist der Versuch, die Debatte fortzuführen, denn als Verlag bleibt uns momentan nur die Möglichkeit, immer wieder auf die Geschichte zu verweisen und zu dokumentieren, daß nicht alles Blödsinn war, was sich in den letzten 30 Jahren radikale Gesellschaftskritik in Theorie und Praxis nannte.
Ein für die weitere Entwicklung des Verlages richtungsweisendes Werk wird die Übersetzung von Theodore W. Allens Die Erfindung der weißen Rasse sein. Es ist das auf zwei Bände angelegte »Lebenswerk« eines Autors, der damit versucht, der Rassismusforschung und -diskussion die sozialhistorische Dimension zurückzugeben. Nicht erst seit diesem Projekt wissen wir, daß Stiftungsgelder weniger inhaltsbezogen verteilt werden, sondern politische Übereinstimmung mit den Institutionen sowie persönliche Mauscheleien Grundlagen für öffentliche Geldquellen sind. Aber obwohl sämtliche Anträge für Übersetzungszuschüsse negativ beantwortet wurden, hat sich der Verlag zu einer Realisierung entschlossen. Einmal mehr gehen wir ein hohes Risiko ein, sind aber davon überzeugt, daß es einen ausreichenden Markt für dieses wichtige Buch gibt.
Im Herbst 1998 erscheint als 100. Buch des ID Verlag der vorliegende SubversionsReader als Jubiläumsband.


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