Freies Radio Konstanz
Radio Wellenbrecher
War 11 Tage on air und will eine
Dauerfrequenz jetzt!
(Radio Island)

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Radioraum


im DGB-Haus, Beyerlestr. 1



Freie Radios :

Comeback für Konstanzer Radio Wellenbrecher?

Artikel von Fritjof Schultz-Friese in der Bodensee Rundschau vom Donnerstag, 02 November 2006


Konstanz (fsf) Vier Tage, 96 Stunden Non-Stopp, ging die freakige Gemeinde „Initiative freies Radio in Konstanz / Radio Wellenbrecher“ auf Sendung. Im provisorischen Studio in der Cherisy-Kaserne, im Block 2, unterm Dach, zwischen Gerümpel und alten Sofas, läuft der Jingle: „Wenn mal alles wieder schief läuft, einfach einschalten auf 94,4 MHz“.

Auf die Probesendung haben die Radio-Enthusiasten zwei Jahre gewartet, möglich ist diese weil die Schweiz gegen das Deutschland Radio Berlin ihr Veto wegen möglicher Überreichweiten eingelegt hat. Diese wollten ab Juli mit 200 Watt vom Telekomhochhaus Konstanz senden. Doch daraus wurde nichts. Die Firmierung „Radio Wellenbrecher“ ist ein Comeback und erinnert an die Hausbesetzerszene in den 80er Jahren am Konstanzer Fischmarkt. Die einstigen Revoluzzer bauten sich einen mobilen Radiosender und wollten das Volk aufmischen bis sie geschnappt wurden. Die Nachfolger wollen legal senden und warten jetzt auf eine feste Frequenz.

Der 34-jährige Koch Harald Brems, heute Sozialhelfer, legt die neueste Musik-CD auf. Der CD-Player ist ein Profi-Gerät von einer Disco und das Mischpult vom Freien Radio Freudenstadt geliehen. Der Sender selbst ist vom Landesamt für Kommunikation (LFK) in Stuttgart. Für den sechs Meter hohen Antennenmast hat der Hauseigentümer, die Neue Arbeit, einige Dachpfannen abgedeckt. Mit 15 Watt sind sie im Stadtkern von Konstanz und mit viel Glück bis in die Schweiz zu hören. Innerhalb von Stunden haben sie eine feste Fan-Gemeinde, die sie mit Infos aus der Region sowie Musik spicken.

Die vier Tage Sendefrequenz hat das Team „Radio Wellenbrecher“ 2000 Euro gekostet. Das ist ihnen der Spaß wert. Das Geld haben sie durch Partys, Hotdog-Stände an der Uni sowie Spenden und Mitgliedsbeiträge verdient. Bei einer dauerhaften Sendefrequenz - bereits beantragt - hoffen sie auf Unterstützung aus Landesmitteln sowie GEZ-Gebühren. Sie wollen in Konstanz, von Studenten für Studenten und andere, ein freies Radio machen, dabei lehnen sie kommerzielle Werbung sowie Sponsoring ab. Auch soll es bei ihnen laut Statuten keinen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus bis Werbung für politische Parteien geben. Sie setzen auf die Spontanität ihrer Zuhörer, die sich an der Sendung mit redaktionellen Beiträgen sowie Musik beteiligen können. Im Probelauf gab es Beiträge der Exil-Iraner Ali und Solale Schirasi sowie Masoud in deutscher und iranischer Sprache mit Information über die einstige Heimat mit Musik und Lesung eigener Romane und Gedichte. Des weiteren über das Stadttheater sowie Kurzfilmtage im alternativen Zebra-Kino und Sendung „Frauen im Indirock“ mit Songs und Interpreten bekannter Frauen und Bands wie Juliette Lewis.

Seit zwei Jahren probt die „Initiative Freies Radio in Konstanz / Radio Wellenbrecher“ den Aufstand im Äther, wobei ihre Redaktionsadresse in Konstanz die Beyerlestraße 1 im DGB-Haus ist. Hier treffen sich Nicole Niedermüller (eine Dame fragt man nicht nach ihrem Alter!), die mit der LFK gut ein halbes Jahr die Formalitäten bis Sendefrequenz ausgehandelt hat sowie heute verantwortlich für das Programmschema ist, Stefan Winkler (Informationswissenschaftler promovierend), Harald Brems (Koch-Sozialhelfer), Marc Eberlin (Literaturwissenschaftler), Andrej Eberling (studiert Information und Dokumentation), Corina Jäger (Dipl. Sozialarbeiterin) und der allgegenwärtige Charly Dreher (der Oldie im Team mit schütterem weißem Haar als Zopf gebunden) der in Konstanz mit 3500 LPs sowie über 1800 CDs die wohl größte Musiksammlung hat. (Im Aufmacherbild die Redaktion mit Namen von links nach rechts).



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