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Radioraum


im DGB-Haus, Beyerlestr. 1



Freie Radios :

Thüringen: Angriff auf freie Medien

Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) will Sendezeit eines freien Radios zu Gunsten eines offenes Kanals (von der TLM getragen) kürzen. Radio F.R.E.I. in Gefahr
Es liest sich, wie eine Farce:

Der Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), Herr Henle, hatte vor kurzem einen Antrag in das Haupt-TLM-Gremium eingebracht, nachdem Radio France International Sendezeit auf der Bürgerfunkfrequenz 96,2 MHz in Erfurt bekommen sollte.

Auf dieser Frequenz senden das nichtkommerzielle Lokalradio Radio F.R.E.I. (6 bis 13 und 21 bis 1 Uhr) und der Offene Kanal Radio Funkwerk (13 bis 21 Uhr). (am Wochenende senden Samstags ganztägig: Funkwerk; Sonntags. - Radio F.R.E.I.)

Dieser eben genannte Antrag hätte bedeutet, das Radio France Int. (RFI) auf allen Thüringer Bürgerfunkfrequenzen eine wochentägliche Sendezeit von 12 bis 14 Uhr bekommen hätte und somit jeweils Radio F.R.E.I. und Radio Funkwerk eine Stunde Sendezeit weggenommen hätte.

Jetzt mag so mancher sagen: Na und?!

Das Pikante an dieser Angelegenheit ist, das grade auf Radio F.R.E.I. zwischen 12 und 13 Uhr das internationale Nachrichten- und Informationsmagazin "Nowosti" gesendet wird. Darin werden Nachrichtensendungen aus aller Welt tagesaktuell in das Programm übernommen - unter anderem auch die RFI-Nachrichten.

Dementsprechend wäre eine Ein-Dimensionale (staatlicher Französischer Rundfunk) Sendung zu einer Zeit gesendet worden, an dem bisher ein vieldimensionales Nachrichtenmagazin (versch. staatliche Radiosender der ganzen Welt) stand und sowieso schon RFI hörbar war.

Dieser Antrag wurde nun in den Ausschüssen der TLM hin- und hergereicht.

Letzte Woche nun wurde er abgelehnt.

Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der massiven HörerInnenunterstützung und der Lobbyarbeit der Freien Radios (Radio Lotte in Weimar und Radio F.R.E.I. in Erfurt) zu verdanken. - Hunderte Emails, Faxe und Briefe hatten die Erhaltung der bisherigen Struktur gefordert.

Herr Victor Henle, der TLM-Direktor, versteht dies nun als persönliche Niederlage und will sich rächen. Kraft seines Amtes bringt er nun einen Antrag in die nächste TLM-Versammlung ein (Di, 09.11.), der eine noch stärkere Sendezeitverkürzung vorsieht, als dies vorher der Fall war.

Nach über 5 Jahren erfolgreicher Arbeit der Bürgerradios will er nun deren Sendezeit nicht erweitern, sondern elementar beschneiden.

Der Antrag sieht vor, das die nichtkommerziellen Lokalradios (F.R.E.I. und Lotte) wochentäglich zwischen 6 und 13 Uhr, sowie 22 und 24 Uhr senden sollen (Sonntags von 6 bis 24 Uhr).

Die andere Sendezeit sähe wie folgt aus: 13 bis 22 Uhr Funkwerk (Samstags 6 bis 24 Uhr). Die ganze Woche von 0 bis 6 Uhr BBC und vielleicht auch RFI.

Herr Henle hat damit einen Passus im Thüringer Mediengesetz für sich entdeckt, der folgendes aussagt:
"Im Rahmen Offener Hörfunkkanäle nach Absatz 2 Satz 2 ist die Vergabe fester Sendeplätze für nicht kommerzielle Hörfunkprogramme möglich."
(THÜRINGER LANDESMEDIENGESETZ (ThürLMG), Paragraph 35, Absatz 3)
Die Formulierung "Im Rahmen von" ist für ihn Anlass den seit zwei Jahren unbehelligten Status Quo der freien Radios anzugreifen. Denn seit zwei Jahren ist die Wochensendezeit der freien Radios (=nichtkommerzielle Hörfunkprogramme) schon um ein paar Stunden länger als die der Offenen Kanäle.
"Im Rahmen von" heißt für den werten Herr Henle, dass der Offene Kanal mehr Sendezeit haben muss, als die freien Radios.

Deshalb dieser neue Vorschlag.

Das problematische ist, dass Herr Henle hier eine subjektiv angesetzte "Kernsendezeit" von 6 bis 24 Uhr als Bezugsrahmen anlegt, in welcher diese Priorität für den Offefnen Kanal hergestellt werden soll.
damit würden bei den freien Radios viele Spezialsendungen vor das Aus gestellt.
Betroffen sind bei Radio F.R.E.I. u.a. das Veranstaltungsmagazin, eine schwul-lesbische Sendung, ein Literaturmagazin, ein Punkrockmagazin, die ATTAC-Stunde, die Antifa-Sendung, andere Musikspezialsendungen (House, Elektro, Jazz)... - und das ist nur die Sendezeit von 21 bis 22 Uhr. In der Stunde ab Mitternacht wären von Kürzungen betroffen: mehrere Musiksendungen ("Amiga-Platten", Elektro, EBM, u.a.), ein literarisches Mitternachtsmagazin (teils französisch), eine südamerikanische Sendung, etc.
Zudem hätte Radio F.R.E.I. und auch Radio Lotte durch diese erheblichen Einschnitte kein Profil mehr in den Abendstunden. Davon ganz zu schweigen, dass die Sendeplätze der nicht betroffenen Programmpunkte auch zusammengestrichen werden müssten, um die anderen Sendungen im Programm zu behalten.
Die Nachtsendezeit, die zur Zeit bloß mit BBC belegt ist, aber jedezeit anders belegt werden kann, lässt Henle hier in seinen Berechnungen außen vor!
Das lachhafte an der angedachten Erweiterung der Offenen-Kanal-Sendezeit ist, dass dieser seine derzeitigen 40 Sende-Stunden an den Arbeitstagen nicht einmal komplett füllt!!!

Hier noch einmal 5 Stunden dazuzugeben würde nur noch mehr unmoderierte Musikauswahl durch die Studio-PC-Automatik bedeuten.


Deshalb hier meine Aufforderung an alle, die nicht wollen, dass Radio F.R.E.I. (und damit auch Radio Lotte) die Sendezeit gekürzt wird:

Schreibt Protestmails und -Briefe oder -Faxe an die TLM!

Lasst es nicht zu, dass "Euer Sender" Ziel eines persönlichen Rachefeldzuges eines gekränkten TLM-Direktors wird.

Warum "Euer Sender"? Es ist "Euer Sender", weil es Radio F.R.E.I. ist, das es ermöglicht die eigene Meinung frei zu äußern, das Medienkompetenz vermittelt und lebt, das eure subkulturellen Bedürfnisse und euren Musikgeschmack befriedigt, das Euch durch den Dschungel der Veranstaltungen lotst. DESHALB.
Dieser Sender ist in Gefahr! Helft ihm! (Und bitte, bitte, bitte: Weitersagen!)
Danke.

Ralf Göhring
1. Semester Kommunikationswissenschaft und Sozialwissenschaft
Vorstandsmitglied Radio F.R.E.I.

Quelle: http://de.indymedia.org/2004/11/97194.shtml
1.11.2004


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