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im DGB-Haus, Beyerlestr. 1



Freie Radios :

(Radio-) Bericht vom MAG'04 in Berlin

Das Media Activist Gathering '04, zum fünfjährigen Jubiläum von Indymedia Deutschland ist vorbei und war ein ziemlicher Erfolg. Für die hier im Süden, die leider nicht teilnehmen konnten, gibts einen schriftlichen Bericht und einen sehr schönen Audio-Beitrag von coloRadio aus Dresden. Im Zentrum des letzteren steht vor allem die Medienarbeit bei Indymedia. Prädikat wertvoll :-))

Am Mittwoch Abend startete das MAG mit rund 40 Leuten bei der Auftaktveranstaltung im RAW-Tempel. Es wirkte alles noch etwas unbeholfen, aber der Kontakt war da, und der kleine Einführungsrunde und Vorstellung des MAG'04 folgte der ABC/Arte - Film über Hacktivismus.

'Hacktivists' ist leider nur als Einführung in Medien und Hacker - Aktivismus zu verstehen, die nur einen sehr kleinen Teil von möglichen Aktionsformen aufgezeigt hat. Die Kommunikation von vier AktivistInnen über das Internet, ist bei weitem nicht als Hacktivismus zu verstehen, auch nicht, wenn einer der dreien kameragerecht per GRPS und Laptop von der Demo am Chat teil nimmt. Die Kurzsichtigkeit des Films wird nur einmal bei der Vorstellung von eToys überschritten, eine der wenigen erfolgreichen Aktionen von Hacktivismus.

Der Donnerstag war Kinotag, welchen ich im Potsdamer Thalia verbracht hab, inklusive Interview mit der Kultursparte der Potsdamer Nachrichten.

Freitag ging es dann zur Messe in die C-Base. Nach und nach füllten sich die leeren Tische der verschiedenen Projekte: Codecoop, Attac, Globale 05, IMC Schottland, Edinburgh Chiapas, Uni Wut, Kanal B, AK Kraak, SPIP, Radiokampagne.de und weitere. Die zwei getrennten Messeräume, einer extra für Videoprojekte, hatte leider auch zur Folge, dass viele Leute einfach in der Hauptarea blieben und so nach und nach die Videoprojekte umzogen um in Kontakt zu bleiben. Auch das parallellaufende Kino fand kaum Besucher. Gegen Abend startet dann die Offene Bühne und alle Projekte hatten noch mal Gelegenheit sich vorzustellen und Fragen zu beantworten.

Am Abend hatte Wikipedia Gelegenheit zu einer ausführlichen Vorstellung des Konzepts von Wiki's. Wikinews, das zur Zeit mitten in der Entwicklung eines Prozesses steckt, den Nachrichten durchlaufen müssen, wurde auch kurz angerissen. Interessant bei der Entwicklung von Wikipedia ist, dass für die unterschiedlichen Arbeiten und Bereichen auch verschiedene Gesellschaftsmodelle angewendet wurden. Anarchie bei der Bearbeitung und Korrektur der Artikel, Demokratie und "der wohlwollende Diktator" bei Streitfragen; und einige weitere. Es liess sich kein Gesellschaftsmodell benennen, das alle Prozesse abbilden konnte. Auch der Nachteil des Informationsverlusts durch die sich ständig ändernde Seite wurde deutlich, so kann es vorkommen, dass Informationen verloren gehen weil die Änderung nicht bemerkt werden.

SPIP als einfaches aber dennoch umfangreiches CMS aus Frankreich gab einen kurzen Rückblick über die Entwicklung und Verbreitung des Projekts, das inzwischen auch von der Regierung genutzt wird.

Die Messe endete mit Kino und gemütlichem Austausch.

Am Samstag Morgen ging es dann endlich mit dem Open Space los. Wie Indymedia basiert Open Space auf einem sehr offenen Umgang beim Ablauf der Konferenz. JedeR kann sein Thema miteinbringen, und so füllte sich die Programmplan im Laufe des Tages mit allem, was mit Medienaktivismus und Journalismus in Verbindung steht. Dokufilmdatenbank, Freie Medien / Ökonomie, Öffentlichkeitsarbeit für unabhängige Medien, Medienvernetzung zum G8 Gipfel, Videoguerilla, Repression, wissenschaftliche Reflektion bei Indymedia, Zensur in freien Medien versus Basisdemokratie, lokale Indymediagruppen und Mental Environmentalism. "Das Gesetz der zwei Füsse" ist das wichtigste beim Open Space. Mensch sollte nach Möglichkeit immer nur dort verweilen wo man entweder etwas Lernen oder sich Einbringen kann, ansonsten sollte man seine Füsse benutzten und sich zur nächsten Gruppen gesellen. Das macht den Ablauf der Konferenz nicht nur deutlich beweglicher sondern ermöglicht es gleichzeitig, verschiedene Themen und Diskussionen zu verfolgen oder sich einfach mal eben übers erstklassige Buffet herzumachen.

Alle Themen mitzuverfolgen war unmöglich, trotzdem hier eine kleine Auswahl.

Videodatenbank:
Bei vielen Videoprojekten wurde deutlich, dass es schwer ist, eine Übersicht über Videomaterial zu bekommen, und vor allem darüber, wo sich das Material in welchem Format beziehen lässt. Es gibt inzwischen einige Projekte wie Autofocus, die Ihr Videoarchiv in einer Datenbank festgehalten haben; eine Vernetzung und Zusammenführung der Beständige gibt es bisher aber nicht. Auch für die Verbreitung von Videomaterial gibt es verschiedene Bedürfnisse. Wo das Internet und seine P2P - Netzwerke den einfachen aber langsamen Zugriff auf seltenes Material bieten, sind lokale Videoarchive zwar schneller und umfangreicher, aber eben auf eine Stadt beschränkt. Auch lassen sich viele Materialien aufgrund der Copyright - Beschränkungen nicht mal so eben verteilen oder vorführen, oder es ist schwer, überhaupt den Rechteinhaber ausfindig zu machen. Die zentrale Funktion der Datenbank lässt sich mit zwei Fragen beschreiben.

  • Welche Filme gibt es?
  • Wo kann ich diesen Film beziehen?

Um diese Fragen beantworten zu können, ist es notwendig die bestehenden Datenbanken zusammenzuführen, inklusive Verweis auf mögliche Bezugspunkte, was es wiederum notwendig macht, die Kontaktdaten zu schützen.

Ein Projekt, das sich zumindest schon einmal die Verteilung von copyrightfreien Videomaterial über das Internet als Zielsetzung gesetzt hat, ist IVDN (Independet Video Distribution Network). Technisch liesse sich das Projekt auch zu einer Filmdatenbank erweitern, dafür fehlt es aber noch an ProgrammierInnen und Leuten, die sich an der Organisation und Vernetzung beteiligen. Die ersten Kontakte wurden hier schon geknüpft und mensch muss sehen, wie sich das Projekt in nächster Zeit noch weiter entwickelt. Weitere Infos zu dem Projekt gibt es in diesen beiden Videos, und auf der video.indymedia.org Webseite.

Lokale Indymedia Gruppen:
Es gab vor etwa zwei Jahren schon einmal den Ansatz de.indymedia.org in lokale Regionen aufzuteilen, wie das inzwischen bei uk.indymedia.org der Fall ist. Was sich damals innerhalb der de.indymedia.org Moderations- Gruppe nicht durchsetzten konnte, kommt nun von "aussen". Sowohl Erfurt als auch Freiburg(?) planen ein eigenständiges Independet Media Center. Erfurt steckt inzwischen schon mitten in der Entwicklung der Moderations- Kriterien und plant den Start für 2005. Steve hat auf dem MAG auch ein Interview dazu gegeben.

Repression:
Hier konnte nur ein kleiner Teil der Repressionen gegen freie Medien angesprochen werden. Hauptthema waren die Möglichkeiten zu Dezentralisierung von Webseiten und den dahinter liegenden Datenbanken. Der Mangel an solch einer Technik wurde durch die Beschlagnahmung der Indymedia - Festplatten durch das FBI deutlich; ohne die Rückgabe der Platten hätte es einen hohen Datenverlust gegeben. Je grösser eine Website und deren Datenvolumen ist, desto schwieriger wird es, sich gegen mögliche Repressionen zu schützen. Wikipedia hat dazu öffentliche Abbilder der Datenbank ins Netz gestellt. Das dabei aufkommende Datenvolumen kann über P2P Netze kompensiert werden. Die Sicherung der Daten wird also auf die Festplatten der Nutzer verlagert, und im Notfall auch wieder von der Nutzerseite wiederhergestellt.

Video - Workshop: Umgang mit Videomaterial von Demonstrationen und Aktionen
Da es in letzter Zeit immer wieder dazu gekommen ist, dass die Polizei Videomaterial beschlagnahmt hat, haben zwei Leute diesen Workshop initiiert und auch einen Anwalt eingeladen, der einiges zur rechtlichen Situation klären konnte. Neben der rechtlichen Theorie wurden auch noch der praktische Umgang angesprochen, um es erst gar nicht zur Beschlagnahmung kommen zu lassen.

Vom Open Space ging es dann direkt zur Party in den RAW Tempel wo auf zwei Ebenen Party angesagt war. Gegen 1 Uhr rockte die Samba Band eine gute Stunde lang die Leute von einem Trancezustand zum anderen, bis sie erschöpft die Mukke dem DJ überliessen. Dickes Lob an die Mädels und Jungs! Gut tausend Leute waren an dem Abend da, wobei sicher 60% davon die normalen Partygänger waren.

Sonntag Mittag ging es dann mit Brunch und dem Open Space weiter. Der zweite Tag setzte den Fokus auf die Ergebnisse des Vortags, auf die Zusammenarbeit sowie auf die Zielsetzungen und Ideen, die entstanden sind. Der Rückblick, die Aufarbeitung und Fortführung ist das was Open Space dann ganz deutlich von anderen Konferenzen unterscheidet.

In einer Abschlussrunde ging der "Talk Stick" rum, und mit einem Glas Sekt oder Saft wurde die Konferenz beendet. Auch wenn das Open Space Prinzip eher Anwendung im kommerziellen Bereich findet, der offene und hierarchiefreie Ablauf ist ideal für solche Treffen, die wirklich eine Vernetzung und Ergebnisse schaffen wollen. Auch die Begleitung durch ein professionelles Team, war für das erste mal sehr Wichtig, mit mehr Leuten lässt sich das Open Space aber auch selber machen. Aus dem kommerziellen Umfeld kommt dann auch folgende Erkenntnis: Je mehr Open Space meetings veranstaltet werden, desto mehr entwickelt sich eine Selbstständigkeit der Menschen, die daran teilnehmen. Die Offenheit schafft den Rahmen für den Bereich, der gefüllt werden kann.

Quelle: http://de.indymedia.org/2004/12/101143.shtml


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