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Das Selbsverständnis von FelS

Nicht nur in der BRD findet seit einiger Zeit ein massiver Umbau des Sozial- und Wirtschaftssystems statt. Mittlerweile ist die BRD eines der letzten Länder Ost- und Westeuropas, in dem diese Umstrukturierung zugunsten der Reichen und auf Kosten der Armen durchgezogen wird. Seitdem 1990 die Annektion der DDR ohne großen Widerstand der dortigen Bevölkerung durchgesetzt wurde, verläuft der Prozeß von Sozialabbau und repressiver Sicherheitspolitik nach innen noch schneller und zeigt in der BRD folgende Schwerpunkte:

1. Die völlige Flexibilisierung der Arbeitszeit nach den Profitinteressen des Kapitals (Überstunden oder Kurzarbeit, Wochenendarbeit, Abschiebung in den Vorruhestand etc.)

2. Kürzungen der Sozialleistungen (Arbeitslosenhilfe, Verschärfungen in der Sozialhilfe verbunden mit rassistischer Hetze)

3. Erhöhung der privaten Zuzahlung für Kultur, Erziehung und Gesundheit

4. Schließung von sozialen Einrichtungen (Jugendzentren, Kürzungen im Schul- und Unibereich, Streichung von Planstellen, Etatkürzungen bis totale Streichung von Fördergeldern, z.B. Privatisierung von Schwimmbädern)

5. Massenentlassungen und rasanter Anstieg der Arbeitslosigkeit, die mit einer "Entwertung" und "Entqualifizierung" von Arbeitskraft einhergeht

6. Preiserhöhungen im allgemeinen aber vor allem bei öffentlichen Dienstleistungen (öffentliche Transportmittel, Telekommunikation etc) bei gleichzeitig sinkenden Reallöhnen etc...

Außerdem gibt es in den neuen Bundesländern eine etwa doppelt so hohe Arbeitslosenquote wie im Westen, die Löhne und Renten sind bei ebensohohen Lebenshaltungskosten noch immer bedeutend niedriger, noch immer werden Häuser, Grundstücke und Ländereien an ehemalige Besitzer aus dem Westen rückübereignet und die Situation der Frauen (besonders Alleinerziehender) hat sich in den letzten Jahren am meisten verschlechtert. Unter ihnen sind die Arbeitslosigkeit und die Quote von SozialhilfeempfängerInnen am höchsten.

Während der größte Teil der Bevölkerung noch 1990 die Vereinigung , die man juristisch betrachtet durchaus als Annektion bezeichnen kann, in der Hoffnung unterstützte zu den Gewinnern des neuen Gesellschaftsystems zu gehören, ist dieser Glauben einer weitgehenden Zurückhaltung und Enttäuschung gewichen. Die Chance eines dritten Weges außerhalb von Kapitalismus und Realsozialismus war bereits 1990 vorbei, die Menschen haben sich gedankenlos den kapitalistischen Strukturen untergeordnet, - eine Lösung für die gegenwärtigen Probleme muß also neu erarbeitet und anders durchge-setzt werden.

Was die radikale undogmatische Linke anbelangt, so war sie in der ersten Hälfte der 80ger Jahre noch in vielen sozialen Auseinandersetzungen aktiv. Seitdem setzte sich aber mehr und mehr die Position durch, daß solche Auseinandersetzungen "reformistisch" seien. Die meisten Linksradikalen hatten so mit dem Alltag der "Normalbevölkerung" nur noch wenig gemeinsam. Seit 1996 beschäftigen sich je-doch auch Linksradikale wieder verstärkt mit sozialen Kämpfen, obwohl es zunächst keinen Zusam-menhang zwischen linksradikalen Inhalten und vielen der stattfindenden Proteste und Streiks gab.

 

Die Situation der Linken in Deutschland seit dem Mauerfall

In den 80ger Jahren hatte die linksradikale undogmatische Bewegung in der BRD eine relativ große Präsenz, entwickelte Kämpfe in verschiedenen Bereichen und brachte sich stark in gesellschaftliche Konflikte ein (gegen Atomkraft, Hausbesetzungen, gegen NATO und Militarismus, gegen verschiedene staatliche Großprojekte...). Sie konnte zu verschiedenen Anlässen mehrere Zehntausend Personen zu Demonstrationen mobilisieren und war sowohl gesellschaftlich wie auch medial wahrnehmbar.

Bereits seit der erfolgreichen Mobilisierung gegen den IWF 1987 (eine Woche lang Aktionen und eine Großdemonstration mit 50.000 Personen) zeichnete sich jedoch ein langsames Abflauen der Bewegung ab. Der Mauerfall in Berlin 1989 verstärkte die Krise der linksradikalen undogmatischen Bewegung, obwohl sie den Realsozialismus nie als Bezugspunkt gewählt hatte.

Da sich aber die meisten gesellschaftlichen Bedingungen radikal verändert hatten, konnte auch der bis dato bewährte Politikansatz keinen Erfolg mehr bringen.

 

Die undogmatische linksradikale Bewegung ist in der BRD in den 80gern ...

... ist eine stark subkulturelle Jugendbewegung gewesen, die sich "außerhalb der Gesellschaft" verortete. Das war solange eine Provokation dem System gegenüber, wie in der BRD das integrative sozialdemokratische Modell vorherrschend war. Seit jedoch Mitte/Ende der 80ger Jahre auch in Deutschland zunehmend eine neoliberale Politik verfolgt wird, die selbst größere Gruppen aus der Gesellschaft ausschließt, stellt diese Selbstmarginalisierung nicht einmal mehr eine Provokation dar und fügt sich prima in das System ein.

Nach dem Mauerfall und der Angliederung der DDR hat der aggressive deutsche Nationalismus stark zugenommen und zu einem Aufschwung faschistischer und rassistischer Aktionen geführt. Anfang/Mitte der 90ger wurden 1.500 faschistische und rassistische Delikte jährlich gezählt, die Anzahl der antisemitischen Anschläge hat in den letzten 5 Jahren um 50% zugenommen. Seit 1990 haben über 150 faschistische bzw. rassistische Morde stattgefunden und mittlerweile gibt es mehr als 65.000 organisierte Rechtsextreme in Deutschland.

Gleichzeitig wurden Ausländergesetze und Asylrecht so weit verschärft, daß das Asylrecht faktisch abgeschafft worden ist und Deutschland die internationalen Verträge nicht mehr befolgt. Die Verschärfung der Gesetzgebung wurde von den rechtskonservativen Regierungsparteien CDU/CSU und ihrem Koalitionspartner FDP ("Liberale"), aber auch von den Sozialdemokraten (SPD) unterstützt. In den ersten Jahren unternahm die offizielle Seite, insbesondere Polizei und Politiker usw. so gut wie nichts gegen den Rassismus, die Organisierung von Rechtsextremen und faschistische Propaganda. Im Schatten ihrer Mobilisierung konnte die Regierung problemlos die restriktiven Ausländergesetze verabschieden.

Erst nach massivem Druck aus dem Ausland begann die deutsche Politik stärker gegen faschistische Strukturen vorzugehen. Das war im Jahr 1994. Verbote einiger Nazi-Gruppen wurden jedoch von der Regierung/Polizei meist Wochen vorher angekündigt, so daß diese die Möglichkeit hatten Geld, Unterlagen etc. wegzuschaffen und neue Strukturen aufzubauen.

Nur eine breite Antifaschistische Bewegung, die sich den Nazis und Rassisten entschlossen und auch mit Gewalt entgegenstellte, konnte letztendlich verhindern, daß diese heute die Straßen dominieren. So sind heute offene faschistische Aktionen auf wenige Städte und Regionen beschränkt, viele Nzis haben sich auf eher klandestine und terroristische Aktionen zurückgezogen. Die Situation ist damit vielleicht unmittelbar körperlich und psychisch weniger bedrohlich, da es auch wieder Regionen gibt, in denen Linke dominieren, das heißt aber nicht, daß sie weniger gefährlich ist. In den letzten 2 Jahren hat sich die organisierte rechtsextreme Szene umorganisiert. Es gibt Zeitungen, die versuchen Spaltungen innerhalb der Strukturen zu überwinden, indem sie als Kommunikationsforen fungieren und so unterschiedlich sich die Szene auch zusammensetzt, ist es ihr Hauptschwerpunkt rassistische und faschistische Ideen stärker in der Bevölkerung zu verankern und z.B. Jugendszenen in ihre Richtung zu bringen. Zu ihrer Propaganda gehören dabei neben Zeitungen und Zeitschriften auch Musik, Computerspiele und Comics.

Heute stehen wir als Linke vor der Situation, daß ein Großteil der Bevölkerung offen ist für rassistische und ausgrenzende Gedanken und auch Jugendliche mit ihrer rassistischen Haltung, als Teil einer weitverbreiteten rechtsextremen Subkultur, wieder offensiv und gewalttätig gegen Flüchtlinge und ausländische Leute vorgehen. Zunehmend sind davon auch Obdachlose und behinderte Leute betroffen.

Auch der staatliche Rassismus hat seit den Gesetzesänderungen keineswegs abgenommen, eher das Gegenteil ist der Fall. Besonders bedenklich ist die Straffreiheit, die deutsche Polizisten faktisch genießen, wenn sie Flüchtlinge oder Einwanderer schlagen oder foltern. Amnesty International hat in den letzten Jahren eine bedrohliche Zunahme von Folter und Mißhandlungen von MigrantInnen durch die deutsche Polizei festgestellt.

Es könne bereits nicht mehr von "Einzelfällen" geredet werden. Insgesamt ist ein reaktionär-faschistoides Gedankengut und Geschichtsbild in Deutschland mittlerweile gesellschaftsfähig. Als Beispiel läßt sich das Berliner Denkmal "Neue Wache" nennen, das ursprünglich ein Denkmal für die Opfer des Faschismus war. Nun ist es ein Denkmal für die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"; damit werden die Täter ebenfalls zu Opfern gemacht. Kränze für Wehrmachtssoldaten liegen neben denen für ehemalige KZ-Häftlinge - das ist deutsche Geschichte.

Die autoritären Tendenzen des deutschen Staates drücken sich auch in vermehrten Übergriffen der Polizei und Justiz gegen Medien und JournalistInnen aus. In den letzten Jahren sind mehrmals Redaktionen von Tageszeitungen durchsucht worden, meist weil sie, was in vielen Ländern der Welt normal ist, Erklärungen von bewaffneten Organisationen abgedruckt hatten.

Massive Behinderung der journalistischen Arbeit, verbunden mit Drohungen oder körperlicher Gewalt, z.T. Körperverletzung (z.B. Steißbeinbruch bei einer Fotografin in Hamburg) sind keine Seltenheit. Die Fachgruppe Journalismus der IG Medien zählte allein für das Jahr '94 etwa 20 solcher oder ähnlicher Fälle und stellte eine steigende Tendenz fest. So wurde z.B. der Fotograf Oliver Neß vor etwa 2 Jahren in Hamburg von der Polizei bewußt und absichtlich schwer verletzt (Mehrfachbrüche). 1996 wurde die linke Zeitschrift "radikal" kriminalisiert und mehrere Personen wurden wegen Herstellung und Vertrieb der "radikal" inhaftiert. Sie warten nun auf den Prozeß. 1997 wurde das linksradikale Berliner Wochenmagazin "Interim" kriminalisiert und über 10 Hausdurchsuchungen fanden statt.

 

Wie aber ist unsere eigene Situation als linksradikale Gruppe in der BRD?

Die Gruppe Fels ist aus der in der Berliner Szene-Zeitschrift "Interim" im Sommer/Herbst 1991 geführten Debatte um die Autonome Bewegung und deren Politikverständnis entstanden. Dabei ging es zwar in dieser Debatte in weiten Teilen um eine Kritik an den Autonomen, jedoch war auch für einen großen Teil derer, die diese Kritik äußerten, klar, daß es nicht um einen frustrierten Abschied von linksradikaler Politik ging.

Zum besseren Verständnis sollen an dieser Stelle einige Punkte unserer Kritik genannt werden, um danach auch unser eigenes Politikverständnis etwas deutlicher zu machen.

- Bei den Autonomen entstanden durch die Ablehnung jeglicher Organisationsstrukturen informelle Hierarchien, die demokratische Entscheidungen unmöglich machten. Entscheidungen wurden nicht auf Vollversammlungen oder offenen Treffen getroffen, sondern in den informellen Szene- Strukturen. Somit ist auch nicht nur ihr Zustandekommen undemokratisch (da kein Einfluß darauf genommen werden kann), sondern sie sind im Nachhinein auch kaum noch zu kritisieren oder zu stoppen.

- Die Kommunikationsstrukturen der Autonomen sind ebenfalls meist informell (also über bestimmte Kneipen, Parties, die vom entsprechenden Kreis besucht werden) und sind damit nur offen für "Eingeweihte" mit entsprechenden Gewohnheiten und genügend Zeit. Menschen mit zeitraubenden/anstrengenden Jobs können ebensowenig teilhaben, wie zum Beispiel Menschen mit Kindern. Auch das bezeichnen wir als undemokratisch.

- Die meisten politischen Strukturen und Diskussionen der Autonomen sind unverbindlich. Damit läßt sich keine gemeinsame und kontinuierliche Politik der radikalen Linken aufbauen. Da es auch kein Forum für eine verbindliche Diskussion gibt, bleibt Kritik völlig folgenlos - dies ist zum einen hinderlich für eine Weiterentwicklung und Verbesserung linksradikaler Politik und zum anderen absolut unbefriedigend für den/die EinzelneN. Fehler werden damit ständig wiederholt.

- Theorie ist nicht mehr das Beschreiben gesellschaftlicher Verhältnisse und daraus folgender Interventionsmöglichkeiten, sondern bloße Beschreibung der Machenschaften des Feindes. Wer die Praxis schon beschlossen hat, also nicht mehr strategisch diskutieren kann, dem bleiben nur noch die technischen Details.

- Die autonome Bewegung nimmt den Feind nur in dessen Offensiven wahr. Das Ansetzen an dessen stärkstem Punkt führt allerdings nur höchst selten zu Erfolgen. Selbst wo diese erzielt wurden, wurden sie eher desinteressiert wahrgenommen und nach außen nicht entsprechend als Erfolge der eigenen Politik dargestellt.

- Die autonome Bewegung ist geschichtslos. Das Wissen um die Geschichte und die Erfahrungen linker Kämpfe und Bewegungen wird nicht als grundsätzliche Voraussetzung für Politik begriffen. Daher existiert kein "kollektives Gedächtnis", alle fangen immer wieder am Nullpunkt an. Es bleibt nur die Möglichkeit Erfahrungen zu verdrängen oder das Lernen aus ihnen individuell einzufordern.

- Das Konzept von der Ein-Punkt- Bewegung (ausgehend vom Ansetzen an einem gesellschaftli-chen Konflikt - z.B. Atomkraft) zur kontinuierlichen Poltik im gesamtgesellschaftlichen Rahmen zu kommen, ist gescheitert. Kampagnen sollten Resultat strategischer Diskussionen sein und nicht deren Ersatz. Eine politische Bewegung muß sich eine gesamtgesellschaftliche Analyse erarbeiten - und dazu in permanentem öffentlichen Austausch (soweit es die Repression erlaubt) sowohl untereinander als auch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen stehen. Aus dieser Analyse heraus muß sie den jeweiligen Bedingungen gemäß die Mittel bestimmen und ihre Schwerpunkte setzen.

- Die Autonomen sind eher ein subkulturelles Ghetto als eine politische Bewegung, ihre Fixierung auf sich selbst verhindert, daß andere Menschen, die nicht so leben, aber potentiell linksradikale, revolutionäre Politik machen würden, Teil einer linksradikalen Bewegung werden.

- Dadurch, daß viele Gruppen nicht (z.B. über eine Adresse) ansprechbar sind, selten offen auftreten und kaum Ergebnisse ihrer Diskussionen und Ziele ihrer Politik niederschreiben, ist autonome Politik nach außen kaum vermittelbar (in diesem Punkt hat es allerdings besonders bei vielen Antifa-Gruppen eine Veränderung gegeben).

Es entstand die Notwendigkeit ein neues politisches Projekt nach unseren Vorstellungen "außerhalb" der Autonomen aufzubauen und uns an andere Menschen - außerhalb der Szene - zu richten und so entstand auf der Grundlage der Kritik an den Autonomen Ende 1991 die Gruppe FelS. Die genannte Kritik macht somit auch schon einen Teil unserer politischen Orientierung deutlich.

Klar war von Anfang an, daß die Gruppe eine umfassende Theorie und Praxis anstreben und nicht auf Teilbereichsarbeit beschränkt sein sollte. Zunächst haben wir uns stark mit Theoriearbeit beschäftigt und Seminare organisiert.

Thematisch waren damals zum Beispiel die Auseinandersetzung mit verschiedenen organisatorisch- politischen Erfahrungen in der BRD, aber auch in anderen Ländern von Wichtigkeit. Wir reflektierten die Bedeutung von Kultur und (Befreiungs-)pädagogik, setzten uns kritisch mit verschiedenen Formen des "Realexistierenden Sozialismus" - besonders der DDR - auseinander und machten erste eigene praktische Erfahrungen in Diskussionen und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen aus dem Bundesgebiet...

Mittlerweile existiert FelS seit sechs Jahren, arbeitet in mehreren Arbeitsgruppen an ver-schiedenen Themen und Projekten (Antifaschismus/Antirassismus, Internationale Solidarität, Sozial-AG), gibt die Zeitschrift ARRANCA! heraus, organisiert einen Stadtteilladen in Berlin-Friedrichshain (einem der ärmsten Stadtteile Berlins) und beteiligt sich immer wieder an verschiedenen regionalen/lokalen und bundesweiten Bündnissen.

Als Praxis haben wir von Anfang an den sozialen Bereich als zentral angesehen und versucht in diesem Feld eine praktische Intervention zu organisieren, was aus unterschiedlichen Gründen scheiterte. 1992 entstand die Zeitschrift "ARRANCA!" Sie kommt alle 3-4 Monate heraus und hat immer ein Schwerpunktthema, das wir als wichtig im Rahmen einer Neukonstituierung der Linken erachten. Die vergangenen Schwerpunkte waren zu Organisation, Lernprozessen, Medien, Militanz, Resümee der Linken, Realsozialismus, Sexualität/Geschlecht, Neoliberalismus, Umstrukturierung/ Stadtplanung. Die ARRANCA! ist mittlerweile mit einer Auflage von 3.500 die meistverkaufteste linksradikale Zeitschrift in Deutschland (darüberhinaus wird sie in der Schweiz, in Österreich, in Holland und Luxemburg verkauft).

FelS hat dann - nach 1992 - eine politische Praxis im Bereich Antifaschismus aufgebaut und zwei Ansätze zu einer bundesweiten Organisierung mitunterstützt. Zu einem - Initiative Linke Organisierung - war von uns über die ARRANCA eingeladen worden. Letztendlich scheiterte er, da viele Gruppen keine Neuorganisierung der Linken anstrebten, sondern alte Konzepte und Strategien neu aufwärmten. Danach haben wir unsere Organisierungsarbeit zunächst auf die AA/BO (Antifaschistische Aktion / Bundesweite Organisation) konzentriert. Aus der AA/BO traten wir jedoch 1995 wieder aus, da die angestrebte Öffnung der anderen Gruppen über den Bereich Antifaschismus hinaus ausblieb und sich zudem pragmatische Strömungen durchsetzten, die kein Interesse an inhaltlichen Diskussionen hatten, sondern vorwiegend auf die Quantität von Aktionen schielten. Auch erschien uns eine Zusammenarbeit mit einigen Gruppen aus der AA/BO, die stalinistische Positionen vertraten, unmöglich.

1994 unterstützten wir stark eine Kampagne für die Freiheit von neun AntifaschistInnen und die Aufhebung der Haftbefehle gegen 4 weitere, die des Mordes beschuldigt wurden, da sie an einem Angriff auf ein Faschistentreffen beteiligt gewesen sein sollen. Dabei kam ein Funktionär einer Nazi-Partei zu Tode. Von der staatlichen Verfolgung war auch eine Genossin unserer Organisation betroffen. Nach 1,5 Jahren wurde der Haftbefehl gegen sie aufgehoben und wir freuen uns, sie wieder bei uns zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt ('95) bestand FelS aus den Arbeitsgruppen ARRANCA! und Antifaschismus. Die AG Antifaschismus dehnte ihre Arbeit auf den Bereich Antirassismus aus und Ende des Jahres 1995 entstand die Arbeitsgruppe "Internationale Solidarität" - die Euch diesen Brief schreibt. Eine der ersten Aktionen war die Unterstützung einer Kampagne für Benjamin Ramos Vega, einen katalanischen Gefangen, der in Berlin inhaftiert war und dem vorgeworfen wurde, die baskische Befreiungsbewegung ETA unterstützt zu haben.

Letztes Jahr ('96) schließlich entstand die Sozial-AG, die sich mit Aktionen gegen Sozialkürzungen und den Thematiken Arbeit, Arbeitslosigkeit, Grundsicherung, europäische Einigung etc. beschäftigt.

Sie hat sich 1996 am Berliner Bündnis gegen Sozialkürzungen und Ausgrenzung beteiligt und Demonstrationen und Aktionen mitorganisiert. Auf dem Höhepunkt der Bewegung nahmen bis zu 30 000 Personen an den Demonstrationen teil. Leider gelang der Sprung aus den Einzelinteressen eine bewußte Bewegung zu bilden nicht und das Bündnis zerfiel wieder.

Weiter hat sich FelS an verschiedenen Koordinationen und Bündnissen zu anderen Themen beteiligt, bzw. an internationalen Treffen und Austauschen teilgenommen (vor allem im Baskenland und in Italien). Wir haben uns auch aktiv am Zapatistenkongreß beteiligt.

Letztes Jahr haben wir uns dafür entschieden zukünftig mehr Kraft in eine soziale und politische Verankerung in einem der Ostberliner Stadtteile zu investieren. Daher haben wir Anfang 1997 einen Stadtteilladen in Berlin-Friedrichshain eröffnet, der als Ausgangspunkt für verschiedene soziale, politische und kulturelle Aktivitäten gedacht ist.. Es finden regelmäßig verschieden Veranstaltungen und Diskussionen, Filmvorführungen, Parties und Sozial- sowie Totalverweigererberatung statt.

In Form dieses Stadtteilladens ist es unser Ziel, uns politisch und sozial zu verankern bzw. linke Politik und Alltagskultur wahrnehmbarer für die Bevölkerung zu machen. Mit Hilfe des Ladens und der Infrastruktur, die er uns bietet - d.h. über Veranstaltungen, Filme, Dia-Serien und Ausstellungen und über Veröffentlichung von Texten und Interviews in unserer Zeitschrift ARRANCA! - bemühen wir uns unser Projekt umzusetzen.

Die verschiedenen Arbeitsgruppen von FelS versuchen ausgehend von ihrem Thema eine eigene Praxis im Stadtteil aufzubauen, die Arbeitsgruppen treffen sich wöchentlich, es besteht aber gleichzeitig noch ein Gesamtplenum aller an den Arbeitsgruppen beteiligten Personen. Wir halten an diesem Konzept fest, da wir davon ausgehen, daß es nur möglich ist, eine gesellschaftliche Alternative zu entwerfen, wenn verschiedene Bereiche zusammenkommen. Im Plenum werden zentrale und strategische Diskussionen geführt und entsprechende Entscheidungen getroffen, wobei die AG- Einschätzungen natürlich maßgeblich sind. Was wir bei FelS im kleinen versuchen, hat sich z.B. beim Wechseln von Praxisfeldern als sinnvoll erwiesen. Andere Gruppen wären daran meist zerbrochen.

Aktuell arbeitet FelS neben der konkreten Arbeit im Laden und im Stadtteil an folgenden Themen:

- Kampagne gegen faschistische Verlage (Antifa/Antira-AG)
- EU, Euro, soziale Situation im Stadtteil (Sozial-AG)
- Solidaritätsarbeit zu Benjamin Ramos Vega und Baskenland; knüpfen von internationalen Kontakten - mit Euch? (AG Internationale Solidarität)
- Ausgabe zu Umstrukturierung/Stadtplanung; gemeinsame Ausgabe der ARRANCA! mit einer italienischen Zeitschrift (ARRANCA-AG)

Die Gruppe besteht im Moment aus ca. 40 Personen, etwa gleichviel Frauen und Männer, im Alter von 19 bis 35 Jahren, darunter Studenten, Arbeitslose, Werktätige.

Doch warum schreiben wir Euch das alles, was wollen wir also von Euch?

Zu allererst haben wir ein Interesse daran mit Euch in einen Austausch über Eure eigene Praxis als Linke in eurem eigenen Land, über Eure Sicht der gesellschaftlichen Verhältnisse und Eure Einschätzung für Perspektiven linker Politik zu treten.

In den letzten Monaten haben wir bei uns im Stadtteilladen bereits Filme alternativer oder linker Regisseure zu verschiedenen Themen aus anderen Ländern gezeigt, hatten Besuch aus Mexico und haben uns mit vielen Leuten unterhalten, die länderspezifisch arbeiten (z.B. in der Soli-Arbeit).

Das alles geschah jedoch immer recht unsystematisch und ohne genauer Bescheid zu wissen über die politische Situation in den entsprechenden Ländern und ohne mit Linken oder linken Bewegungen in einem tieferen Austausch zu stehen.

Der einzige kontinuierliche Austausch, den wir momentan haben, ist zu italienischen Linken und Medien sowie zu baskischen Linken.

An diesem Punkt würden wir aber gerne mehr in die Breite gehen und unsere Kontakte ausbauen. So streben wir praktisch gesehen an, Informationen die wir bekommen in Diskussionen, Dia-Vorträgen, Filmen, Ausstellungen oder Zeitungsartikeln zu verarbeiten, bzw. uns sogar gegenseitig mal zu besuchen.

Solltet Ihr nach dem Lesen dieser Seiten Interesse bekommen haben, dann meldet Euch mit Euren Idee dazu bei uns, oder antwortet einfach auf folgende Fragen.

Auch für Euer Infomaterial und Hinweise zu weiteren Kontakten zu anderen Linken wären wir sehr dankbar.

FelS
c/o Schwarze Risse
Gneisenaustr. 2a
10961 Berlin

 
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