Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
welcome to Telecity Forst 
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Z.E.L.T.P.L.A.T.Z. K.O.M.I.T.E.E.
[21.07.2000]

Welcome to Telecity Forst

In guter Tradition wird nach Rothenburg / Görlitz 1998 und Zittau 1999 dieses Jahr vom 29.7.-6.8. das dritte antirassistische Grenzcamp im Rahmen der Kampagne ”kein mensch ist illegal” stattfinden. Dieses Mal werden die Zelte im brandenburgischen Forst a.d. Neiße aufgeschlagen.

Als MitorganisatorInnen sind wir zuversichtlich, im Verlauf der Woche bis zu 1500 TeilnehmerInnen und AktivistInnen aus ganz Europa zu treffen. Wir freuen uns, dass aufgrund der Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsselbsthilfeorganisation The Voice aus Jena erheblich mehr Flüchtlinge am Camp teilnehmen werden.

Derzeit läuft die bundesweite Orgamaschine auf Hochtouren und noch nicht alles ist spruchreif. Dennoch können wir schon jetzt verraten, dass sich unsere Diskussionen und Aktivitäten unter dem Motto: "Die Freiheit, sich frei zu bewegen, ist ein Glück, welches es zu teilen gilt" entlang dreier Leitlinien entwickeln werden:

  1. Soziale Ausgrenzung und Abschiebung
  2. Innere und äußere Grenzen
  3. Gesellschaftlicher und institutioneller Rassismus

Die politische Zuspitzung wird dieses Jahr an einer Reihe von Punkten erfolgen: Flüchtlinge haben angekündigt, mit ihrer Teilnahme am Camp demonstrativ gegen die Residenzpflicht zu verstoßen. Zum Strafprozeß gegen die Gubener Nazis, die im vergangenen Jahr den Flüchtling Farid Guendoul in den Tod gehetzt haben, werden Aktionen stattfinden. Antisemitismus werden wir in Bezug auf den jüngsten Angriff auf den jüdischen Friedhof von Guben thematisieren. Außerdem wird es Aktionen gegen die Diskriminierung von Flüchtlingen durch staatliche Behörden (z.B. Gutscheinsystem) und gegen die ZAST in Eisenhüttenstadt geben.

Mit dem Camp wollen wir verschiedene Interessen realisieren: Manche von uns begreifen es - neben der Politik - als ein sozial-politisches Experimentierfeld. Mit vielen Leuten an einem Ort soll ein Stück Selbstorganisation und Gegenmacht im Alltag erlebbar gemacht werden. Auf der anderen Seite soll das Camp dafür genutzt werden, die ortsansässige Bevölkerung in einem offenen Geist über unsere Anliegen aufzuklären. Wer uns in diesem Sinne in der Region begegnet, ist auch ganz herzlich dazu einzgeladen, uns im Camp zu besuchen und sich an den Diskussionen zu beteiligen.

Diese Einladung gilt natürlich nicht für Nazis und Rassisten. Sie haben weder dort noch sonstwo etwas zu suchen. Zwar rechnen wir nach den Erfahrungen der Vergangenheit nicht mit einem "Campbesuch" von Nazis. Falls sich aber doch einige bei uns "sehen lassen", werden wir selbstverständlich nicht zögern, direkt auf sie zuzugehen.

Trotz zäher Verhandlungen für einen Zeltplatz verfügen wir noch nicht über einen Mietvertrag. Leider zeigte sich die Stadt Forst in den Verhandlungen überraschend abweisend und schob eine Reihe von fadenscheinigen Gründen gegen das Camp vor. Die Tatsache, dass wir beim letzten Camp in Zittau nur "50 Strafanzeigen" bekommen haben, wird nun gegen uns verwendet. Schlimm!

Offenbar wollen der Bürgermeister und der Ordnungsamtschef von Forst daran glauben, dass wir uns durch derartige Mätzchen abschütteln ließen. Ihnen scheint völlig entgangen zu sein, in welch geduldiger und öffentlicher Weise die CampteilnehmerInnen in den vorangegangenen Jahren Zeltplätze erstritten haben. Man möge bitte nicht unsere Beharrlichkeit unterschätzen. Es ist aber nicht völlig auszuschliessen, dass die Platzfrage bis zum Schluß ungeklärt ist. Deshalb rufen wir auch dazu auf, schon zum Freitag abend (28. Juli) anzureisen. Prägt euch also schon mal die unten stehende Infohandy-Nummer ein. Eventuell müssen wir dann alle gemeinsam noch Unstimmigkeiten mit den Behörden ausräumen. Testen wir dann einfach die Weltläufigkeit und Internationalität der Telecity Forst!

Generell ist es also wichtig, immer auf dem neuesten Stand der Informationen zu sein. Infos bekommt Ihr in der Campvorwoche täglich unter der Nummer des Koordinationsbüros. Unter Umständen wird noch eine Info-VV einberufen.

Allerdings sollten diese Nebensächlichkeiten nicht von der Hauptsache ablenken: In einem politischen Sinne sind wir in Theorie und Praxis des Kampfes für offene Grenzen und ein glückliches Leben auf die Unterstützung von noch viel mehr Menschen sowohl aus Forst und anderswo angewiesen. Nachfolgend findet Ihr Hintergrundmaterial für einige der geplanten Camp-Aktivitäten. See ya!

ZELTPLATZKOMITEE, Berlin, den 29.6.2000


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