gruppenname aktuelle auswahl slogan
/arachne /texte/dogs of war... /die perspektiven des weltweiten sozialismus erneuern!
menü text      

/home

/ziele

/kontakt

 

Krieg der Sterne


Die Vereinigten Staaten sind nach dem Untergang der Sowjetunion und der Warschauer Vertrag Staaten, die einzige verbliebene Weltmacht. Aber sie sind nicht die einzige imperialistische Macht. Zu dieser Weltmacht setzen sich die verschiedenen ambitionierten imperialistischen Mächte, wie z.B. Deutschland, in den unterschiedlichen geopolitischen Situationen, ständig aufs Neue ins Verhältnis.

Es läßt sich weltweit feststellen, dass mit dem Zusammenbruch der Blockkonkurrenz, "Kriegsverhütung” als Doktrin aufgegeben wurde. Ehemalige "Verteidigungskräfte", wie z.B. die Bundeswehr, werden zu Einsatzarmeen umgebaut. "Kriegsverhütung” zu Zeiten des Kalten Krieges bedeutete nicht, keinen Krieg zu führen, sondern zahllose Stellvertreterkriege in Afrika, Lateinamerika und Nah- und Mittelost. Es wurde auch immer daran gearbeitet einen Atomkrieg führbar und gewinnbar zu machen. Die NATO plante mögliche Erstschlagszenarien und die Vereinigten Staaten setzte mit dem SDI-Programm (Self-Defense-Initiative) bereits Anfang der 80er eine Raktenabwehr im Weltraum auf die Tagesordnung, ohne dass diese damals technisch durchführbar war. Diese Szenarien waren eingebettet in die Akzeptanz der eigenen Verwundbarkeit und die Erkenntnis, dass ein "Nuklearer Winter” über einen Großteil der Welt kein akzeptabler Preis war. Ziel der militärischen Vorbereitung für den Ernstfall war somit nicht, einen ungewinnbaren Atomkrieg zu führen, sondern ihn über ein "Kontinuum der Abschreckung" zu verhindern (pre war deterrence) bzw. ihn auf einer möglichst niedrigen Eskalations- und oder Schadensstufe wieder "einzufangen" (intra war deterrence).

Nach dem Wegfall der Blockkonkurrenz Ende der 80er Jahre gibt es keinen relevanten Gegenpol mehr und die Interessensdurchsetzung kann nunmehr militärisch ohne Beschränkung durchgesetzt werden. In dieser von George Bush Sen. propagierten "neuen Weltordnung" machten die Vereinigten Staaten deutlich, dass sie die einzige, global handlungsfähige Militärmacht der Erde sind. Neben ihrer Fähigkeit, mehrere konventionelle Kriege parallel und weltweit führen zu können, möchten die Vereinigten Staaten das nationale Raketenprogramm National Missile Defense (NMD) installieren. Mit Hilfe des NMD soll ein undurchdringbarer Schild, gegen gegnerische Raktenpotientiale errichtet werden. Die Fähigkeiten der Vereinigten Staaten mit ihren Satelliten und Horchgeräten alles zu kontrollieren, was sich bewegt oder mitteilt und die Tatsache, dass die US Armee auf über 800 Stützpunkte in aller Welt verteilt ist, läßt keinen Zweifel daran, welche Nation die einzig verbliebene Weltmacht ist und die Rolle des globalen Polizisten ausübt.In ökonomischer Sicht stellt sich die Ordnung der Welt in der Form einer Triade (Vereinigten Staaten, Europa, Japan) dar, in deren Regionen die hauptsächliche ökonomische Macht konzentriert ist und zwischen denen der überwiegende Teil des wirtschaftlichen Transfers in Form vom Waren und Kapital stattfindet. Etwas abgesetzt dazu ordnen sich die ökonomischen Potentiale des sich nachindustrialisierenden und –rüstenden Chinas und des hochgerüsteten, aber ökonomisch krisenhaften Rußlands ein. Auf hegemonialer Ebene sind hier allerdings schon grundsätzliche strukturelle Probleme erkennbar. So ist Deutschland innerhalb der EU die stärkste Macht ist, es gibt hier allerdings kein eindeutiges Hegemonialverhältnis, wie z.B. in der NAFTA, in der die Vereinigten Staaten gegenüber Kanada und gegenüber Mexiko absolut dominierend ist. Auf ökonomischer Ebene ist das gemeinsame Ziel der verschiedenen Industrienationen vorrangig die Durchsetzung einer rigiden neoliberalen Weltwirtschaftsordnung. Durch eine schrittweise Weiterentwicklung von Institutionen der Vereinten Nationen, gelang es einige Werkzeuge zu formen, die zur Durchsetzung dieser Weltwirtschaftsordnung notwendig sind. So wurden aus IWF und Weltbank Instrumente für die globale Währungs-, Finanz- und Strukturpolitik, während im Bereich des internationalen Handels, mittels der World Trade Organisation (WTO), die vollständige Liberalisierung des Welthandels durch den Abbau von Zöllen und anderer Handelshemmnisse vorangetrieben wird.

Kontrolliert werden diese Institutionen, die allen Staaten Regeln der neoliberalen Marktwirtschaft, der Demokratie und der Menschenrechte nach westlichen Verständnis auferlegen, von der G8 (der Gruppe der acht führenden Industrienationen: Vereinigte Staaten, Kanada, Japan, BRD, Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland). Mit Hilfe dieser und vieler nachgeordneter Organisationen, ist es denn G8 Staaten möglich, international Strukturvorgaben zu verordnen und die Richtung vorzugeben, ohne direkten Zwang, wie z.B. Sanktionen oder gar militärischen Druck, auszuüben. Diese Herschaftsausübung mittels "weicher" Machtfaktoren wird als "strukturelle Macht" bezeichnet. Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung dieser strukturellen Macht, ist die allgemeine, universelle und verbindliche Anerkennung ihrer ideologischen Grundlagen, wie z.B. Pluralismus, Individualismus und Privateigentum als prägende Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ist die Anerkennung dieser Grundlagen nicht mehr gewährleistet, müssen die "weichen" durch "harte" Machtfaktoren abgelöst oder zumindestens ergänzt werden. Entsprechend wurde die aktuelle nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten ausgerichtet. Sie rüstet sich dafür, regionale Gegenspieler gegen die US-Hegemonie, sogenannte "Schurkenstaaten” und "Terrorismus” zu bekämpfen, da das wirtschaftliche Wachstum in den Vereinigten Staaten auch von einer weltweiten stabilen Wirtschaft abhängt. Die Aussenpolitik der Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert benutzt ein Portfolio diverser Ideologien gegen Staaten, die sich den Interessen der Vereinigten Staaten entgegenstehen oder offen wiedersetzten: Antikommunismus, Schutz des Privateigentums von US-Unternehmen, Antiterrorismus, "Menschenrechte” und "zivilisatorische Rückschrittlichkeit”. Trotz der eindeutigen Hegemonie der Vereinigten Staaten, ist ihre Vormachtstellung nicht unumstritten. Andere Nationen, wie auch Deutschland, wollen keinesfalls nur die "treuen" Vasallen geben. Seit der Wiedervereinigung, die Deutschlands zentrale Rolle in Europa noch einmal erheblich stärkte, verlangen die Deutschen von den Vereinigten Staaten, ihre Hegemonieposition zugunsten einer multilateralen globalen Politik aufzugeben. Multilateralismus ist in diesem Zusammenhang die Chiffre für die Anerkennung Deutschlands als Weltmacht und "Europa" ist die Chiffre für "Groß-Deutschland”, das sich einerseits als "deutsche Gefahr" zum Verschwinden bringen und sein politisches Gewicht noch vergrößern will.

So stellt Deutschlands Einsatz während des Krieges gegen Afghanistan und beim "Krieg gegen den Terror”, einen weiteren Schritt auf dem Weg zur eigenständigen militärischen Macht dar. Zu recht feierte Gerhard Schröder das deutsche Engagement als Zäsur, als endgültige "Enttabuisierung des Militärischen". Die Bundesregierung hat begriffen, dass Deutschland eine größere globale Rolle nur spielen kann, wenn es die neuen globalen Herrschaftsinstrumente – nämlich Eingreiftruppen – nicht nur vorzeigen, sondern auch einsetzen kann. Eine weitere machtpolitische Auseinandersetzung entzündete sich an der Frage, der Etablierung einer neuen Regierung in Afghanistan. So wie es Deutschland um eine "Neupositionierung" in der Weltpolitik geht und es mit Hilfe der Dynamik der europäischen Integration eine neue Rolle bei der Gestaltung der Welt einnehmen will, so versuchen die Vereinigten Staaten, den "Krieg gegen den Terror” als Disziplinierungsinstrument gegenüber ihren Partnern zu nutzen. Sie wollen die Deutungshoheit behalten, wann es sich um einen Sicherheitsfall von Terrorismus handelt und wollen ihre Partner an den entsprechenden militärischen Operationen beteiligen, wann und wie es ihnen gefällt.

In dem Krieg gegen Afghanistan und bei den möglichen militärischen Folgeaktionen gegen weitere Staaten, zeigen sich aber natürlich noch eine Reihe von weiteren imperialistischen Machtansprüchen und innerimperialistischen Konkurrenzverhältnissen zwischen verschiedenen Staaten. In Bezug auf das Verhältnis der Vereinigten Staaten zur EU, sowie auf die Verhältnisse innerhalb der Europäischen Union, läßt sich feststellen, dass durch die Millitäraktion der Vereinigten Staaten in Afghanistan, die Instabilität des EU deutlich wurde.
Die Versuche der europäischen Staaten, nach dem NATO Krieg gegen Jugoslawien die europäische Integration voran zu treiben und vor allem auf militärischen Gebiet aufzuholen, blieben in ihrem Ergebnis bescheiden. Eine Ursache dafür ist, dass in der EU vier ähnlich starke G8 Staaten versammelt sind, deren Interessensdivergenz gemeinsame Entscheidungen und Handlungen erschweren. Bei den vier Staaten handelt es sich um Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien, wobei die Atommächte Frankreich und Großbritannien ihr geringeres ökonomisches Gewicht, im Vergleich zu Deutschland, durch die größeren militärischen Kapazitäten und als Mitglieder des UN Sicherheitsrates, durch ihr größeres Gewicht auf der Weltbühne ausgleichen können. Zu Beginn des Krieges gegen Afghanistan trafen sich die Ministerpräsidenten und Staatschefs der EU im belgischen Laeken zu einem Gipfel (siehe auch Kapitel europäische Geschichten). Auf diesem verabschiedeten sie eine Erklärung über die "Zukunft der Europäischen Union". Fakt ist allerdings, dass es weder in dieser Erklärung noch in Stellungnahmen anderer EU Institutionen, es den Versuch gab, als Bündnis gestaltend auf die internationale Politik einzuwirken. Diese Schwäche war den Staatschefs mehr als deutlich, weswegen sie auch die Bildung eines EU Konventes beschlossen, der bis März 2003 einen Reformentwurf der EU ausarbeiten soll, um eine größere Handlungsfähigkeit zu erreichen.

Die Nichtexistenz einer gemeinsamen Haltung der Europäischen Union, war der Tatsache geschuldet, dass sich die europäischen Staaten auf der Grundlage von Einzelinteressen einen Wettlauf in den Krieg lieferten. So war das britische Militär von Anfang an in der Luft und am Boden dabei. Frankreich diskutierte bereits Anfang Oktober 2001 eine mögliche Beteiligung unter Führung der Vereingten Staaten. Das italienische Parlament beschloss am 7. November 2001 – also eine gute Woche vor dem Bundestag – eine Beteiligung am Krieg. Andere EU Staaten und EU Beitrittskandidaten - so Dänemark, Niederlande, Türkei, Polen und Tschechische Republik beteiligten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Eine bedeutende Rolle im Konkurrenzkampf VEREINIGTE STAATEN - EU einerseits und dem innereuropäischen Konkurrenzverhältnis andererseits, spielt das nächste Kriegsziel, der Irak. Alle führenden EU Staaten nahmen in den letzten Jahren ihre Wirtschaftsbeziehungen zum Irak wieder auf. Frankreich nimmt hier inzwischen den Spitzenplatz ein. 2001 erreichte der französisch - irakische Handel ein Volumen von 3,8 Milliarden US $. Deutschland erreichte im Handel mit Bagdad mit 634 Millionen US $ den dritten Platz hinter Italien. Das Regime in Bagdad setzt offen auf die EU und die Widersprüche zwischen Brüssel und Washington. Demonstrativ wird das irakische Ölgeschäft seit Anfang 2001 in Euro anstatt, wie bei allen Ölstaaten üblich, in US $ abgerechnet.

Ein militärisches Vorgehen der US-Regierung gegen den Irak würde alle europäischen Geschäfte und den erheblichen Einfluß, den einzelne EU Staaten in Bagdad wieder haben, zunichte machen. Die amerikanische Regierung hat ihre detaillierten Planungen für einen Krieg gegen den Irak bereits weitestgehend abgeschlossen. Problematisch sind für die VEREINIGTEN STAATEN zwei politische Fragen: Gelingt es die kurdische Opposition im Norden und möglicherweise die schiitische Opposition im Süden für eine aktive Rolle im Krieg zu gewinnen? Ist die Teilung des Landes nach einem Krieg sinnvoll, bei der möglicherweise ein kurdischer Staat etabliert wird - und wie läßt sich dies mit der erwarteten Unterstützung durch die Türkei vereinbaren? Dass die Türkei im Fall eines US-Krieges gegen den Irak eine maßgebliche Rolle spielt, gilt als ausgemacht. Zumal Saudi-Arabien auf Grund der angespannten innenpolitischen Lage, den steigenden Differenzen mit den USA über die saudische Unterstützung der Al-Quaida, und des Druckes anderer arabischer Staaten, als Aufmarschgebiet ausfällt. Laut Regierungskreisen ist die Türkei zu einer Beteiligung an dem Krieg gegen den Irak bereit. Ankara würde in diesem Fall nicht nur die Militärflughäfen für die US-Luftwaffe zur Verfügung stellen, sondern amerikanische Truppen könnten von türkischen Boden aus in den Irak einmarschieren.

Der Krieg gegen den Irak könnte möglicherweise für die Türkei die Gelegenheit sein, sich Zugriff auf die Ölfelder in Kirkut und Mossul zu verschaffen. Die Rolle der Türkei würde sich damit völlig ändern. Sie hätte die Möglichkeit ihre regionale Macht auszubauen, die im Interesse und im Auftrag der US Politik agiert. Angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Lage der Türkei scheint ein aktives, militärisches Engagement im möglichen Krieg gegen den Irak kaum realistisch – hätten die Vereinigten Staaten der türkischen Regierung, die Streichung von Schulden des türkischen Militärs in Höhe von 5 Milliarden US $ in Aussicht gestellt. Im Februar 2002 erhielt die Türkei vom IWF einen neuen Kredit über 16 Milliarden US $. Einen ersten Rücklauf der neu gewährten Kredite an die Türkei konnte wenig später die amerikanische Rüstungsindustrie verbuchen: Die türkische Marine wird in den Vereinigten Staaten Hubschrauber im Wert von 324 Millionen US $ kaufen. Gleichzeitig wurden im Januar 2002 Vereinbarungen für den Bau einer Pipeline von Baku in Aserbeidschan zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan getroffen. Dieses Vorhaben sei, so der amerikanische Vizepräsident Dick Cheney, für die Vereinigten Staaten von großer Bedeutung. Mit dem Bau ist bereits im September 2002 begonnen wurden. Kurz darauf erklärte der Präsident der Weltbank, Wolfensohn, seine Institution wolle zu der Realisierung beitragen.

Die Gründe und Hintergründe für einen Krieg gegen den Irak muten vertraut an. Neben dem Interesse ums Öl geht es um geostrategische und militärisch-wirtschaftliche als auch um einen Konkurrenzkampf zwischen den Vereinigten Staaten und der EU. Im Wahlkampf hat sich die Bundesregierung eindeutig gegen einen aktiven Krieg im Irak ausgesprochen. Wieweit diese Haltung wahltaktische Gründe hatte und ob diese überhaupt auf Grund internationaler Eingebundenheit durchhaltbar scheint, ist noch nicht entschieden. Sicher ist jedoch, dass diese Ablehnung nicht pazifistisch motiviert ist, sondern auf Grund wirtschaftlicher Interessen im Irak beruht.

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen haben aber unzweifelhaft einen nie gekannten Tiefpunkt erreicht. Hintergrund hierfür ist: gegenwärtig bezieht die BRD die Hauptmasse ihres Öls aus Rußland und die deutsch-russische Conection betreibt eine andere Irakpolitik als die US-Administration. Kürzlich schloß die irakische und die russische Regierung ein wirtschaftliches Optionsabkommen bezogen auf die nächsten 10 Jahre in der Größenordnung von 40 Mrd. Dollar. Für die Machbarkeit der Ausbeutung der irakischen Ölfelder ist die Aufhebung des UN-Embargos gegen den Irak zwingend erforderlich. Auch die immer noch mit Eigentumstitel versehene französische Ölindustrie und die deutschen Geschäftspartner des Irak stehen dem Embargo kritisch gegenüber, ein Krieg wird abgelehnt. So schrieb die Süddeutsche Zeitung am 4. Oktober 2002: "Nach einem Krieg gegen den Irak und der Entmachtung von Saddam Hussein bekämen die US-Ölfirmen wieder Zugriff auf die zweitgrößten Ölreserven der Welt." Weiter heißt es in dem Artikel: "Für die amerikanischen Ölmultis ergebe sich ein riesiges Geschäftsfeld – die europäische Konkurrenz hätte das Nachsehen." Die EU-Länder sind die wichtigsten Handelspartner aller Staaten in Nahost. Dass die USA den Irak, das Land mit den drittgrößten Ölvorräten weltweit unter ihre direkte Kontrolle bekommen, ist für Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen inakzeptabel.


>>

Intro | Ground Zero | Imperialismus | Islamismus | Europäische Geschichten | Heimatfront |
Kriegführen lohnt sich | Exkurs in die europäische Rüstungsindustrie | Literatur