Steine statt Einzelfallgerede

Magdeburg. Als Anfang diesen Jahres ein Punk in Magdeburg von Nazischlägern brutal zusammengeschlagen wurde und sein Leben mehrere Tage am seidenen Faden hing, war die Betroffenheit auch in der bürgerlichen Öffentlichkeit groß. Doch, so beschwichtigte nicht nur der Magdeburger Bürgermeister, handle es sich um einen bedauerlichen Einzelfall, von einer dauerhaften Bedrohung durch die rechte Szene könne nicht die Rede sein. Jetzt müsse es vor allem darum gehen, neue Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Jugendgruppen zu verhindern. Wie verlogen diese Argumentation tatsächlich ist, beweist allein ein Blick auf die lange Liste faschistischer Vorfälle in der Landeshauptstadt. Längst regiert dort, wie in etlichen anderen ostdeutschen Städten die rechte Szene die Straße. Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem es in Magdeburg nicht zu Faschoangriffen auf Punks oder AusländerInnen kommt. Dieser Tatsache fiel vor einem Jahr der 17-jährige Punk Frank Böttcher zum Opfer. Als er ein Krankenhaus des als Hochburg der Naziszene berüchtigten Stadtteils Neu-Olvenstedt aufsuchen wollte, wurde er von Faschisten angegriffen und ermordet.

Für den ersten Jahrestag des Mordes hatten Magdeburger Antifas Anfang Februar ’98 zu mehreren Gedenkveranstaltungen aufgerufen. So wurde an der Todesstelle Frank Böttchers ein Gedenkstein errichtet.

Am 8. 2.’98, dem ersten Todestag von Frank Böttcher versammelten sich rund 1000 AntifaschistInnen, hauptsächlich Punks und Autonome aus der gesamten BRD, zu einer Demonstration. Gleich nachdem sich die Demo in Bewegung gesetzt hatte, sammelten sich am Rande der Kundgebung etwa 50 Nazis und griffen die Antifas – weitgehend unbehelligt von der Polizei – mit Steinen an. Trotz der nach diesem Vorfall aufgeheizten Stimmung verlief die Demonstration vorerst – abgesehen von einigen eingeworfenen Scheiben – friedlich. Erst als ein Großaufgebot der Polizei versuchte, etwa 300 DemonstrantInnen den Weg in den Stadtteil Neu-Olvenstedt zu blockieren, eskalierte die Situation. Bei den folgenden Auseinandersetzungen wurden etwa ein Dutzend Polizisten verletzt und 150 DemonstrantInnen festgenommen.

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