Hetendorf 13 erstmal dicht
Hetendorf. Auf eines ihrer bedeutendsten Zentren in der BRD wird die Naziszene wohl zukünftig verzichten müssen. Mitte Februar ’98 verbot der niedersächsische Innenminister Glogowski zwei faschistische Vereine in Hamburg und Buchholz und beschlagnahmte deren gesamtes Vereinsvermögen, darunter auch das Gelände und Gebäude des Nazizentrums Hetendorf 13 in der Nähe von Celle.
Das Anwesen diente seit Jahren als Zentrum für Nazis aus der gesamten BRD. Bis zu ihrem Verbot nutzte die Wiking-Jugend das Gelände für ihre traditionellen Pfingsttage. Doch auch nach deren Verbot verlor Hetendorf 13 keineswegs an Bedeutung. Seit 1991 fanden jährlich die sogenannten Hetendorfer Tagungswochen statt. Gegenstand dieser Tagungen waren nicht nur Schulungen über germanisches Neuheidentum oder Rassenideologie, sondern auch Sonnenwendfeiern und arische Sportspiele.
Widerstandslos konnten sich die Faschisten freilich nicht versammeln. Die Geschichte antifaschistischer Gegenaktionen reicht bis ins Jahr 1983. 1984 verübten militante Antifas einen Anschlag auf das Hetendorfer Zentrum und verursachten beträchtlichen Sachschaden. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Widerstand 1995, als 2000 Menschen mit einer Bündnisdemo gegen die Hetendorfer Tagungswoche protestierten. So ist es in erster Linie der kontinuierlichen Arbeit von Antifas zu verdanken, daß sich der Staat zum Verbot der Nazivereine genötigt sah. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt trotzdem. Bisher hatte Glogowski immer Position gegen Antifas bezogen. 1996 ließ er mehr als 200 Antifas festnehmen. 201 Personen sollte der Prozeß gemacht werden. Auf massiven öffentlichen Druck wurden jedoch alle Verfahren eingestellt. Mit dem Verbot von Hetendorf 13 ist es Glogowski – pünktlich zum Wahlkampf – gelungen, sich selbst als aktiv gegen Nazis darzustellen.
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