Seeblättle <<  >>  Quelle:  Seeblättle  Jg. 2000  Nr.6


Gentechnik produziert Hunger

Der Stadtrat Michael Venedey - der über die PDS/Linke Liste - gewählt wurde, hat auf der letzten Sitzung des Stadtrates erklärt, daß er Gentechnik befürwortet, weil man mit ihrer Hilfe den Hunger in der Welt bekämpfen könnte. Die PDS/Linke Liste distanziert sich von diesen Äusserungen; sie wurden entgegen dem ausdrücklichen Wunsch und im Gegensatz zu der Position aller anderen Mitglieder und KandidatInnen der PDS/Linken Liste formuliert.

Hunger und Armut in der sogenannten dritten Welt haben nach gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, daß es zu wenige Nahrungsmittel gibt. Längst werden genug Nahrungsmittel produziert; sie stehen sogar überall prinzipell zur Verfügung. Das heißt, dass der Bedarf an Nahrungsmitteln mit den vorhandenen problemlos gedeckt werden könnte. Hunger ist eine Folge von Armut und somit der bestehenden - durch Weltbank und multinationale Konzerne dominierten - Handelsstrukturen; also der bestehenden sozialen und politischen Verhältnisse. Um Hunger wirkungsvoll einzudämmen, müssen die Menschen Zugriff auf die produzierten Nahrungsmittel erhalten; sie müssen auch - vor allem im Trikont - die Produktionsmittel und die Vermarktungswege der Nahrungsmittel selbst bestimmen können. Viele Menschen im Trikont müssen nur deshalb hungern, weil auf ihren Feldern Futtermittel für Kühe, Hühner und Schweine in Westeuropa oder USA angebaut werden. Im Rahmen des existierenden, kapitalistischen Weltwirtschaftssystem ist eine Änderung dieser Produktions- und Verteilungsverhältnisse nicht möglich; dies ließe sich nur durch grundlegende Veränderungen des Welt-Wirtschaftssystems realisieren. Sich mit den Menschen im Trikont zu solidarisierern bedeutet, sich gegen die Ausbeutung des armen Südens durch den reichen Norden und dessen Großkonzerne - wie Nestlè - zu stellen. So kann man zum Beispiel alternativen Handel unterstützen.

Gerade diese Konzerne sind die Profiteure der Gentechnik; ihr Interesse besteht darin, den Weltmarkt - und damit den Süden - noch effektiver zu kontrollieren und zu beherrschen als bisher. Das heisst, die Strukturen auszubauen, die für den Hunger verantwortlich sind. Ob mit Gentechnik mehr Nahrungsmittel produziert werden können, ist zweifelhaft; sicher ist jedoch, daß zur Bekämpfung des Hungers nicht mehr Nahrung benötigt wird.

(Presseerklärung der PDS/LL vom 2. 11. 2000)


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linksrheincm01.01.2001