Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Kapitel 4.

Bereich Maschinenbau mit "Wehrtechnik Land"

"Die rasante Entwicklung in der Technologie gepanzerter Waffensysteme wurde massgeblich von Blohm + Voss beeinflusst. Dies gilt besonders für den Bereich des Panzerschutzes und der Gehäusefertigung. ...Gemeinsam mit dem öffentlichen Auftraggeber und den Generalunternehmern werden ständig Untersuchungen zur Verbesserung der bestehenden Produkte und für die Entwicklung zukünftiger gepanzerter Waffensysteme durchgeführt."
Soweit ein Auszug aus einem B+V-Kundenprospekt von 1990.1

Wie im Abschnitt "Zur Geschichte einer Traditionswerft" bereits erwähnt, ist B + V seit 1959 in der Landkriegsrüstung tätig. Der Aufbau des Bereichs "Wehrtechnik Land" wurde begünstigt durch die im Schiffbau erworbenen Erfahrungen in der Schweisstechnik, aber auch durch das Interesse von Thyssen, möglichst viel hochwertigen Stahl zu verkaufen. In den 70er Jahren führte B + V u.a. 2.136 Türme für den Schützenpanzer Marder und 408 Turmgehäuse für den Spähpanzer Luchs aus. Die 1975 begonnene Fertigung von 570 Wannen und 285 Türmen für den Flakpanzer Gepard erstreckte sich bis 1980. Eindeutig im Vordergrund stand aber das seit 1965 laufende Kampfpanzerprogramm Leopard (s. unten).

Den höchsten Beschäftigungsgrad erreichte der Bereich Wehrtechnik Land in der ersten Hälfte der 80er Jahre. 1982 waren dort ca. 450 Werksangehörige beschäftigt2; pro Jahr wurden ca. 700.000 Arbeitsstunden geleistet. die im Panzerbau tätigen Arbeiter, vor allem Schweisser und Schleifer, waren (und sind weiterhin) in besonderem Masse gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt. Bei ihnen wurden 1986 deutlich erhöhte Chrom- und Nickelwerte in Urin und Blut festgestellt. Der Hamburger Senat stellte dazu klar: "Zu einem Verbot von Arbeiten mit krebserregenden Schwermetallen bei Blohm + Voss fehlt die rechtliche Grundlage."3

Der Jahresumsatz des Panzerbaubereichs, der 1976 bei 65 Mio. DM4 gelegen hatte, dürfte Anfang der 80er Jahre Werte von 130 bis 150 Mio. DM erreicht oder sogar überstiegen haben. Nach dem Geschäftsjahr 1988/89, in dem die Wehrtechnik Land noch einen Umsatz von 115 Mio. DM erzielte und damit ein Drittel zum Maschinenbau-Umsatz bzw. 14 Prozent zum Gesamtumsatz der B + V AG beitrug, gingen die Zahlen deutlich zurück.5 1992 schien es mit dem Panzerbau von B + V ganz zu Ende zu gehen, nur noch 50.000 Arbeitsstunden pro Jahr entfielen auf diesen Bereich. Doch inzwischen sind neue Aufträge gekommen. In der letzten Zeit waren ca. 60 Personen in der "Wehrtechnik Land" beschäftigt, und man hat sich an einem Jahresumsatz von 20 Mio. DM orientiert. Die Tendenz dieser Ziffern zeigt wieder nach oben.




Anmerkungen:

(1) Blohm + Voss: Blohm + Voss - heute. Das Unternehmen im Profil, o.O. (1990), S. 23.
(2) Wehrtechnik Nr. 9/1982, S. 69.
(3) taz Hamburg 19.4.1986; Hamburger Rundschau 29.5.1986.
(4) Wehrtechnik Nr. 8/1977, S. 39.
(5) Umsatz Wehrtechnik Land 1990/91: 78 Mio. DM, 1992/93: 38 Mio DM (Hoppenstedt - Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften Jg. 1995/96, S. 876). In den Geschäftsberichten von B + V ist der Anteil dieses Bereichs seit 1992 nicht mehr gesondert ausgewiesen.