60. Jahrestag des SS-Massakers in Distomo

Deutsche Botschaft: Keine Zukunft Europas ohne Verzicht auf Entschädigung

Distomo/ Griechenland.

Im Rahmen einer Veranstaltung am 7. Juni 2004 in Distomo zum Gedenken an den 60. Jahrestag des Massakers, bei dem die 4. SS-Polizeidivision 218 Kinder, Frauen und Männer mordete, hatte der Arbeitskreis Distomo Hamburg sofortige Entschädigung der Opfer des Massakers gefordert. Dem widersprach im Anschluss der Pressereferent der deutschen Botschaft in Athen, Thomas Mützelburg, mit den Worten "In ganz Europa gab es 56 Feindstaaten von Deutschland. Wenn Sie die alle entschädigen wollen, dann können Sie durch die finanziellen Auswirkungen die Zukunft Europas abschreiben."

Der Arbeitskreis Distomo erklärt dazu: Das Ausmaß des Vernichtungskrieges Nazi-Deutschlands gegen die europäischen Länder ist einzigartig. Das Wenden dieser Tatsache gegen die Millionen Opfer ist zynisch. Deutschland hat in den vergangenen 60 Jahren alle Möglichkeiten zur Entschädigung gehabt. Was fehlte, war der politische Wille. Jetzt das Wohlergehen Europas an die Freistellung Deutschlands von Entschädigung zu knüpfen, ist eine kaum verhohlene Drohung.

Der Überlebende des Massakers und Kläger in Karlsruhe vor dem Bundesverfassungsgericht, Argyris Sfountouris, reagierte empört:

"Vom ersten offiziellen Vertreter der deutschen Behörden, der hier spricht, hätten wir erwartet, dass er sich vor den Opfern verneigt und Bedauern und Mitgefühl bekundet. Statt dessen verkündet er in goebbelscher Manier, dass wir zusammen mit 55 anderen Ländern Europas Feinde Deutschlands gewesen seien, was eine Verdrehung der geschichtlichen Tatsachen ist - wie es heute durch die deutschen Regierung üblich ist. Denn Deutschland war der Angreifer und hat sich hier als Besatzungsmacht unbeschreiblicher Kriegsverbrechen schuldig gemacht, die nach dem Völkerrecht zu entschädigen sind.

Statt dessen verkündet uns der Vertreter der deutschen Regierung, dass eine mögliche Entschädigung all dieser Greueltaten in ganz Europa eine Gefahr für Europas Zukunft sei.

Mit der gleichen Geisteshaltung wie die Täter damals als sogenannte Sühnemaßnahmen Zivilisten ermordeten, Dörfer niederbrannten, um sich für den Widerstand gegen die deutsche Besatzung zu rächen, droht die deutsche Regierung den Opfern, die eine gerechte Entschädigung fordern.

Deutschland hat im 20. Jahrhundert zwei Mal Europa zerstört und diese Haltung des offiziellen Deutschland ist die Hauptgefahr für Europa. Denn ein ökonomisch bankrottes Deutschland ist die kleinere Gefahr für Europa als dieses moralisch bankrotte Deutschland.

Wir bedauern, dass durch diese Schamlosigkeit gegenüber unseren Toten und uns Opfern es unmöglich ist, den deutschen Botschafter hier willkommen zu heißen und ihm die Hand zu reichen."

AK-Distomo, Hamburg, 8. Juni 2004

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