...Heraus zum revolutionären 1. Mai!

Kapitalismus abschaffen!

vormittags: "Antifa statt Verbote!" in Göttingen
abends: revolutionäre 1. Mai Demonstration in Berlin

Beteiligt Euch an den Aktivitäten der radikalen Linken am 1. Mai!

Zum Naziaufmarsch haben wir wieder eine News- und Kartenseite erstellt.
Weitere Infos zum Aufmarsch findet ihr zudem bei der Seite der Basisgruppen.
Zum letzten Naziaufmarsch in Göttingen gibt es eine Auswertung der Autonomen Antifa (M).

Hier findet ihr jetzt Aufruf und Plakat der Autonomen Antifa [M] zum 1. Mai 2002, sowie eine Terminspalte mit den vielfältigen Aktionsformen und Demonstration...also run an den Speck!

HERAUS ZUM REVOLUTIONÄREN 1. MAI!ALL AREAS -GÖTTINGEN - NORDHAUSEN - BERLIN

Nordhausen | 30. april 2002 | bahnhofsvorplatz
18 uhr | antifaschistische demonstration
euer system ist gewalt – eure gewalt hat system
Göttingen | 1. mai 2002 | nazi-aufmarsch blockieren!
run an die nazis – antifa statt verbote
5 uhr | platzbesetzung des nazi-treffpunkts
ab 9 uhr | blockaden der möglichen zufahrtswege und der nazi-route

Aktuelle Informationen:
antifa-infotelefon:
0160/3 74 88 43
www.puk.de/aam |
http:/go.to/basisgruppen
107,1 mhz stadtradio
göttingen sondersendung
Berlin | 18 Uhr | oranienplatz
revolutionäre 1. mai-demonstration
macht verrückt, was euch verrückt macht!
kapitalismus abschaffen!

Zur 18 Uhr Demo findet ihr Informationen bei der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB), aktuelles auch immer bei stressfaktor.

Aufruftext

Keine Revolution ist auch keine Lösung!

Ehrlich gesagt, Revolutionen gab es bisher selten am 1. Mai. Den Anspruch, sich die Hoffnung auf diese nicht nehmen zu lassen, schon eher. In zahlreichen Regionen der Erde ist er das zentrale Datum, wenigstens partiell die Machtfrage zu stellen, zumindest aber offenden jeweiligen Autoritäten den Mittelfinger zu zeigen – in Staaten mit faschistischen Zügen vom Bosporus bis Lateinamerika ein oftmals tödliches Risiko. Ein Tag also aufgeladen mit viel Symbolik und Pathos – zahlreichen Vereinnahmungsversuchen ausgesetzt. Doch den rebellischen Kontext als internationaler Kampftag gegen das kapitalistische Verwertungssystem können auch all die Würstchenstände deutschlandauf deutschlandlandab eben nicht immer verdecken. Und in diesen kurzen Momenten der Handlungsfähigkeit manifestiert sich der Anspruch, die Spielregeln des herrschenden Systems nicht an zu erkennen und sich ein zu reihen in das zeitgleiche Aufbegehren in Seoul, Zürich, London, San Francisco oder Istanbul.

Keine Nazis sind auch noch keine Lösung
Dabei ist der 1. Mai für die radikale Linke in Deutschland auch zunehmend Kampftag um das richtige Konzept: Sollen die eigenen Inhalte offensiv vorangetrieben werden oder gilt es diesen oder jenen Naziaufmarsch zu verhindern? Wenn die eigene Politik auf die Straße getragen werden soll, dann Aktionen in der eigenen Region unterstützen oder zur revolutionären 1.Mai Demo nach Berlin mobilisieren? Und wenn Berlin, zu welcher Demo? Die diversen Möglichkeiten lassen sich dabei weder gegeneinander diskutieren noch pauschal beantworten. Natürlich sind die kapitalistischen Verhältnisse ohne Stiefelnazis nicht weniger ausbeuterisch und der staatliche Rassismus für die Flüchtlinge nicht weniger tödlich. Doch das sagt sich leicht im schnuckeligen Göttingen, wo die Motivation „überhaupt mal ’nen echten Nazi zu sehen“ ihren Teil an der innerstädtischen Mobilisierung beiträgt. In Gegenden, wo Nazis Dominanzcharakter erreicht haben, verschieben sich die Prioritäten schnell, wenn mensch unbewaffnet nicht mal mehr den Müll rausbringen kann. Der Eingriff in die Lebenswelt potentieller Opfer ist hier unmittelbar und massiv. Antifaschistische Praxis muss überhaupt erst einmal Handlungsspielräume für linke Politik und Kultur schaffen. In Städten, wo derartige Spielräume zeitweise bestehen, ist dieses Privileg auch Verpflichtung diese Räume bis an die Grenzen auszunutzen und linke Theorie und Praxis weiterzuentwickeln, ohne einen eigenen Überlebenskampf führen zu müssen. Nur so können Gegenden mit schwächerer linker Infrastruktur letztlich sinnvoll und perspektivisch unterstützt werden. Und weil das politische Koordinatensystem in Göttingen ein anderes ist als in mancher Kleinstadt, an der jede 68er Revolte spurlos vorüber gezogen ist, kann sich hier konfrontative Politik nicht in der andernorts erstmal nötigen Forderung nach Zivilcourage erschöpfen. Die Aufgabe der radikalen Linken muss es hier sein die Möglichkeiten direkter Interventionen auch auszuschöpfen und Konflikte mit Blick auf eine generelle Kapitalismuskritik zu zu spitzen. Dabei kann bereits in der Form des Widerstandes deutlich werden, dass mensch sich nicht an die vorgegebenen Spielregeln des gesellschaftlichen Diskurses zu halten gedenkt. Barrikaden vermitteln dies ebenso wie ein schwarzer Block in einer Demonstration oder direkte Aktionen. Dabei liegt der Erfolg wie generell beim letztlich revolutionsarmen 1. Mai bereits in der öffentlich wahrnehmbaren Artikulation eines Widerstandes an sich, der sich der gesellschaftlichen Vereinnahmung entzieht und nicht aus einem linken Kontext herauszulösen ist.

Piercen statt Bauchnabelpolitik!
Dieser 1. Mai ist für die Linke dabei generell eine win-win-Situation, denn egal für welche Aktion sich entschieden wird, viel falsch machen kann mensch nicht. Bietet sich doch die erfreuliche Ausgangslage, dass gerade unterschiedliche Aktionen nebeneinander stehen können und im günstigen Fall ein breites Spektrum linker Handlungsfähigkeit deutlich wird. Es bietet sich an, bereits am 30. April die Autonome Antifa Südharz in Norhausen bei ihrer Demo „Eure Gewalt hat System – Euer System ist Gewalt“ und damit auch die erfolgreiche Vernetzung Autonomer Thüringer Antifagruppen (ATAG) zu unterstützen. Und weiter ist es nicht nur für GöttingerInnen sinnvoll und praktisch möglich, am 1. Mai zunächst den Nazis den Vormittag zu versauen und dann abends in Berlin mit der revolutionären Demonstration um 18 Uhr einen lautstarken eigenständigen Akzent zu setzen, die trotz allem Gemäkel immer noch wichtiger Kristallisationspunkt der (post-)autonomen Bewegung ist. Weder die Einordnung als sinnentleertes Gewaltritual, noch der Wunsch nach Sinnstiftung durch eben gar keinen Sinn, der total destruction, werden dabei dem 1. Mai in Berlin gerecht. Teil der europaweiten Ausstrahlungskraft dieses Top Events der radikalen Linken ist eben doch der eindeutige politische Kontext zwischen traditionellem Kampftag der ArbeiterInnenbewegung und autonomen Tanz auf dem Vulkan. So oder so ist nicht hoch genug zu schätzen, dass hier mit jedem Stein gegen die Verhältnisse dieser Welt, auch das Potential für die Emanzipation der handelnden Individuen freigesetzt wird.

Antifa statt Verbote!
Das Wissen, dass auch eine ganze Serie von rangekarrten Naziaufmärschen am Kräfteverhältnis in Göttingen erstmal nichts ändert, darf nicht dazu führen zu unterschätzen, dass mit einer langsamen Gewöhnung auch eine schleichende Klimaveränderung einhergeht. Der deutsche Blockwart ist auch in Göttingen nicht weniger rassistisch als sonst im Land, nur traut er sich noch nicht immer dies auch jenseits von GT-LeserInnenbriefspalte und Schützenfest offen auszuleben. Sein Rassismus ist Ergebnis der Produktionsverhältnisse und bürgerlicher Ideologie und mit Verboten von Nazi-Cliquen oder der NPD nicht aus der Welt zu schaffen. Vor dem Konkurrenzdruck des kapitalistischen Verwertungsmarktes fliehen die Menschen ins nationale Kollektiv, das die Geborgenheit einer Gemeinschaft vorgaukelt und alles, was von außen kommt, als feindlich wahrnimmt. Für den Schritt von dieser vermeintlichen Selbstbestimmung durch Abgrenzung bis zum rassistischen Totschläger braucht es manchmal wenig – nur Promille. Im gemeinsamen Ursprung aus der kapitalistischen Vergesellschaftung besteht dabei die Wesensverwandschaft zwischen bürgerlicher Demokratie und Faschismus. Für die radikale Linke heißt das, dass ihr Gegner – unabhängig vom Kampf gegen Nazis oder der Auseinandersetzung mit demokratischen RassistInnen – immer dieses System als Ganzes ist. Ein Ende des bürgerlichen Wahn-Sinns, von dem auch der Rassismus nur Symptom ist, ist nur durch die Abschaffung der kapitalistischen Konkurrenz- und Ausbeutungssituation möglich.

Kapitalismus abschaffen!
Seit den Anschlägen des 11.September 2001 soll nichts so sein wie vorher. Aus ist es mit der Spaßgesellschaft wird verkündet. Wir können dazu nur sagen, dass die Rede von der Spaßgesellschaft von Anfang an eine Lüge war. Das Versprechen von Individualität und Freiheit kann sie unmöglich einlösen, solange alles, was sie an zu bieten hat, Ware bleiben muss. Wenn jetzt dem Individualismus abgeschworen werden soll, damit die Menschen sich wieder in Gemeinschaften zusammen finden, dann weiß eigentlich jedeR, was in Deutschland damit gemeint ist.„Deutschland packt’s an“ verkünden überdimensionale Werbetafeln, und mensch muss schon unbedingt
zum nationalen Kollektiv gehören wollen, um zu vergessen, dass dies ausgerechnet mit dem größten militärischen Engagement seit dem Zweiten Weltkrieg zusammenfällt. Und dennoch: Mit und ohne Uniform, im globalen Kapitalismus sind keine Deutschen leider auch noch keine Lösung. Nur im internationalen Bezug lassen sich antikapitalistische Ansätze sinnvoll weiterentwickeln. Der 1. Mai bietet sich durch seinen weltweiten Kontext als Fokus linksradikaler Bewegung an.

Wir haben nicht vor, dazu zu gehören. Wir haben niemandem etwas anzubieten außer dem Bewusstsein davon, dass Freiheit, Gleichheit, Privateigentum die Konstitution des Ganzen als Falsches bedeuten, und dass Deutschland mit seiner Geschichte Beweis ist für die Barbarei, die in dieser Konstitution enthalten ist. Wenn darin auch die Erkenntnis erwächst, dass es kein richtiges Leben im Falschen geben kann, ist es trotzdem nie falsch das Richtige zu tun: Perspektiven können nur aus Handlungen erwachsen, die zur Bewegung werden.

ALL AREAS -GÖTTINGEN - NORDHAUSEN - BERLINAutonome Antifa [M] | April 2002

autonome antifa [m]
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[I] www.puk.de/aam

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