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Mon Jun 11 11:36:08 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Befehl zum Angriff


Mitte Juni.


CHE: Mundandi, der ruandische Kommandant von Front de Force, hatte in China studiert und machte einen sehr angenehm seriösen und gefestigten Eindruck, aber im Laufe des ersten Gesprächs erwähnte er eine Schlacht, in der dem Feind fünfunddreißig Verluste zugefügt wurden; ich fragte ihn, wieviele Waffen sie aufgrund dieser fünfunddreißig Verluste erbeutet hätten, und er antwortete, keine, weil sie mit Bazookas angegriffen hätten, und die Waffen deshalb in winzige Teile zerfetzt worden seien. Meine diplomatischen Fähigkeiten sind nie sehr ausgeprägt gewesen, und ich sagte ihm einfach, daß dies eine Lüge sei; er entschuldigte sich damit, daß er selbst nicht bei dem Gefecht dabei gewesen war und diese Information von seinen Untergebenen erhalten hatte, und dabei ließ er es bewenden. Die Übertreibung ist in dieser Region eine feste Gewohnheit. Mit solcher Offenheit zu sagen, eine Lüge sei eine Lüge, ist niemals die beste Methode, um Beziehungen der Freundschaft und Brüderlichkeit anzuknüpfen. Mundandi trifft mit Briefen von Kabila ein. Darin erklärte dieser sich einverstanden, mit den Hinterhalten zu beginnen, forderte fünfzig Kubaner zur Unterstützung eines von Mundandi zu leitenden Angriffs an und verkündete seine unmittelbar bevorstehende Ankunft. Er verlangte Mut und Ausdauer. »Ich weiß, daß Sie unter der Desorganisation leiden, aber wir tun alles, um die Mängel zu beheben, die durch die Abwesenheit der Führer entstanden sind.« [Geplant war, eine Operation gegen Katenga durchzuführen.] Mundandi zeigte sich ausweichend, er hatte keinen genauen Plan, sondern lediglich den Befehl, am 25. Juni anzugreifen. Warum dieses Datum, fragte ich ihn, und auch darauf wußte er keine Antwort. (...) Er kam mir vor wie ein armer Kerl, dem man eine Aufgabe zugeteilt hatte, die seine Kräfte überstieg; und das war zum Teil auch der Fall, obgleich er es zu überspielen versuchte.

Der Plan der kongolesischen Führung im Ausland bestand darin, Front de Force anzugreifen, in der Überzeugung, daß ein Überraschungsangriff den Sieg über den Feind herbeiführen könnte. Auch die »ausländischen« Kräfte in der Guerilla, Kubaner und Ruander, wurden mit eingeplant. Che hatte ernste Zweifel an diesem Plan, weil der Posten den eigenen Informationen zufolge mit »Schützengräben, natürlichen Befestigungen und schweren Waffen« ausgestattet war. Außerdem wollte er persönlich an den Operationen teilnehmen.

CHE: [an Kabila] Ich versichere Ihnen, daß meine Ungeduld diejenige eines Mannes der Tat ist und in keiner Weise eine Kritik bedeuten soll. Ich habe volles Verständnis, weil ich selbst ähnliche Umstände erlebt habe.

Ebenso erwarte ich mit Ungeduld Ihre Ankunft, da ich Sie für einen alten Freund halte und Ihnen eine Erklärung schuldig bin. Zugleich unterwerfe ich mich bedingungslos Ihren Anweisungen.

Ihrem Befehl gemäß setzen sich die Kubaner morgen nach Front de Force in Marsch, leider gibt es viele Krankheitsfälle, und die Zahl wird etwas niedriger sein (vierzig). In Kabimba sind noch vier Compañeros, sobald die anderen eintreffen, werden wir sie hinterher schicken.


KAHAMA: Das Schreiben von Kabila erreichte uns am 17., als Aguiar eintraf. Als der Che zurückkam, sagte er zu uns: »Ihr habt euch den morgigen Marsch erspart.« Um ein Uhr rief er alle zusammen und las uns Auszüge von Martí vor. Am Ende sagte er, daß wir bald in Aktion treten würden und daß alle ausrücken sollten, die Kranken und mich ausgenommen, weil ich den Kongolesen weiterhin Unterricht erteilen sollte.



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