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81. Prozesstag | Im MehringHof nichts Neues

Drei BeamtInnen berichteten heute ?ber ihre Aufgaben bei der Durchsuchung des
MehringHofes in Berlin- Kreuzberg im Dezember 1999. An den sehr au?ergew?hnlichen
Einsatz konnten sich deshalb alle gut erinnern, auch an ihre durchweg leitenden und
koordinierenden T?tigkeiten. Kein einziges Staubk?rnchen sei gefunden worden, so mu?ten
sie mehrfach einr?umen. Doch alle drei plauderten trotzdem munter und mit einer gewissen
Genugtuung ?ber ihre jeweilige Beteiligung. Dem Bundeskriminalamt (BKA) scheint doch ein
olympischer Geist innezuwohnen: Dabeisein macht auch stolz!

Dann gehen wir....

Ulrike Alles, 34j?hrige Kripobeamtin aus Rheinbach, war als Untersuchungsleiterin dabei
und wies ein Team bei der Durchsuchung mehrerer R?ume, u.a. auch eines Buchladens, an.
In ihrem Suchbereich w?ren alle vorhandenen Hohlr?ume aufgesp?rt und gr?ndlich
untersucht worden. Ein baubedingter Mauervorsprung in dem Buchladen machte dabei
angeblich besonders Karriere. Eine davorstehende B?cherwand h?tte diesen
unregelm??igen Wandverlauf zur verd?chtigen Nische gemacht und die an der Stelle
herausnehmbare R?ckwand des Verkaufregals zum m?glichen Sprengstoffdepot bef?rdert.
Entgegen dieser zwingenden Logik ergab der Vortest einer Wischprobe keinen Befund. F?r
die Bundesanw?lte (BAW) blieb dieser Mauervorsprung trotzdem h?chst gef?hrlich, wie ihre
weiteren Fragen an die Zeugin zu entnehmen war. Bundesanwalt Bruns reagierte aber dann
doch sehr d?nnh?utig auf die gewohnt anhaltende N?rgelei des RA Eisenberg: "Wenn Sie
hier noch weiter schw?tzen, dann gehen wir!". Allerdings waren diesen drohenden Worten
keine nachfolgenden Taten zu beobachten.

Nach bestem Wissen und Gewissen

Rainer Drews, 43, Kriminalhauptkommissar beim BKA, h?tte sich auch als
Untersuchungsleiter bei der Veranstaltung bet?tigt. Er und seine MitarbeiterInnen h?tten
nach bestem Wissen und Gewissen ihre Suche durchgef?hrt, betonte er mehrmals.
Besonders der Fahrstuhlkorb und der dazugeh?rende Schacht seien ihm dabei sehr nahe
gekommen. Aber auch er habe die Arbeit seiner KollegInnen lediglich angeleitet, nicht
selber den Hammer geschwungen oder die Bohrmaschine bedient.
Karl-Heinz Theis, 45 Jahre alt und verheiratet, auch aus dem Meckenheim- Clan (BKA), will
sich auch alle erdenkliche M?he gegeben haben. Da er im Wesentlichen bei der
Personenkontrolle eingesetzt worden sei, w?re er nur sporadisch mit praktischen
Durchsuchungsarbeiten beauftragt worden.
Sollte das Gericht die Ernsthaftigkeit der Suche im Mehringhof weiterhin anzweifeln, so
drohen neben dem bisher vernommenen Leitungspersonal die ausf?hrende BeamtInnen-
Zeugen. Das bef?rchtete jedenfalls die heutige vierk?pfige ?ffentlichkeit, denn irgend
jemand muss ja nun tats?chlich gebohrt, gewischt, aufgebrochen oder geschn?ffelt haben,
oder?

Das ist alles nur geklaut....

Auf Antrag der Verteidigung des Angeklagten Matthias B. verlas Kammerrichter Hanschke
heute einen Zeitungsartikel vom 17.01.1987 ?ber den Sprengstoffanschlag auf die
Siegess?ule. Darin wurde ?ber viele Details des Ablaufes der Aktion per Wort und Bild
berichtet: die Verwendung von Nachschl?sseln, die genaue Positionierung und Anzahl der
Sprengs?tze, das Aussehen und die Fehlz?ndung eines Paketes, der Weckerz?nder, das
Bekennerschreiben usw.. Bei seinen entsprechenden Aussagen 12 Jahre sp?ter h?tte der
Kronzeugen sein angebliches Insider- Wissen diesen Pressebericht entnehmen k?nnen.
Zumal er selber angegeben h?tte, sich bei diesem Anschlag ?ber die Presse informiert zu
haben, erg?nzte RAin Lunnebach.

Die Verteidiger des Angeklagten Axel H., v. Schlieffen und Geimecke, stellten erneut
Beweisantr?ge. Der langj?hrige Wartungsmonteur des Fahrstuhles im Mehringhof solle
geladen werden. Er solle bezeugen, dass in diesem Schacht nichts unbemerkt h?tte gelagert
werden k?nnen und sich zu keiner Zeit ein Metalldeckel befunden h?tte. Weiterhin sollen
Akten eines anderen Verfahrens beigezogen werden. Daraus w?rde erkenntlich, dass zum
Zeitpunkt des Anschlages auf die Siegess?ule gegen den Angeklagten Axel H. wegen
Aussageverweigerung in einer anderen Sache ermittelt und u.a. eine Geldstrafe verh?ngt
worden w?re. Der Kronzeuge Mousli hatte als typisches Merkmal der RZ definiert, dass nie
Mitglieder an Treffen oder Aktionen beteiligt worden seien, gegen die aktuelle
Fahndungsma?nahmen o.?. liefen. Eine Beteiligung ihres Mandanten sei deshalb
ausgeschlossen oder sollte der Kronzeuge doch nicht immer die Wahrheit gesagt haben...?


 

14.06.2002
info@freilassung.de   [Aktuelles zum Thema: Repression]  [Schwerpunkt: Berliner RZ-Verfahren]  Zurück zur Übersicht

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