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Berlin: 80. Prozesstag | Auch aus 'Karlsruher Reihenhausperspektive': Kein Sprengstoffdepot im MehringHof

Gegenstand des heutigen Prozesstages war erneut die Durchsuchung des MehringHofes am 19. Dezember 1999. Als Zeugen vernommen wurden der inzwischen zum Bundesanwalt aufgestiegene, damals noch Oberstaatsanwalt Volker Homann (53) aus Karlsruhe, der die Durchsuchung im MehringHof seinerzeit leitete, und fünf an den Durchsuchungen beteiligte Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA).

Homann versuchte, den Eindruck zu vermitteln, man habe gar nicht richtig nach Sprengstoff und Waffen gesucht, weil das "eh zu lang gedauert hätte" und sagte, er selbst sei noch heute fest davon überzeugt, im MehringHof habe sich ein Sprengstoff- und Waffendepot befunden. Dies nicht zuletzt, weil der Kronzeuge Mousli mit dem Sprengstoff-"Fund" im Seegraben in Sachen Sprengstoff seine Glaubwürdigkeit unter Beweis gestellt hätte. Demgegenüber betonten alle befragten BKA-Beamten, sie hätten so intensiv wie möglich gesucht, aber nichts finden können. Weder hätten sie unter Zeitdruck gestanden, noch sei lediglich oberflächlich durchsucht worden: Im MehringHof habe man ein Depot nicht gefunden, weil es dort kein Depot gegeben habe.

Insgesamt sieben Anträge der Verteidigung lehnte die Bundesanwaltschaft (BAW) am heutigen bis 16.15 Uhr dauernden Prozesstag in Stellungnahmen ab. Die Vorsitzende Richterin, Gisela Hennig, machte vor nahezu leeren Zuschauerbänken erstmalig deutlich, dass zwischen ihr und der BAW ein Unterschied besteht und zudem, dass Vorsitzende Richterin bedeutet, dass sie entscheidet: Sie ließ eine von Bundesanwalt Bruns beanstandete Frage des Verteidigers von Schlieffen gegen dessen Antrag und sogar gegen den erklärten Willen des Beisitzenden Richters Alban zu.

Der Prozess wird morgen, Freitag, um 9.15 Uhr fortgesetzt. Der darauffolgende Donnerstag, 23. Juni 2002, sei allen Interessierten und denen, die es werden wollen, ausdrücklich ans Herz (und den Verstand) gelegt.

 

13.06.2002
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