GegenDruck Nr. 22 - April 1998
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Nach sechseinhalb Jahren Prozesse gegen Antifas

Immer wieder Polacek

Sechseinhalb Jahre nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Antifas und Neonazis im niedersächsischen Mackenrode soll voraussichtlich am 15. April vor dem Göttinger Landgericht fünf AntifaschistInnen der Prozeß gemacht werden. Den angeklagten vier Männern und einer Frau wird unter anderem Landfriedensbruch, schwere Körperverletzung, sowie jeweils in einem Fall versuchte Brandstiftung und versuchter Totschlag vorgeworfen.

Was war passiert?

Schon seit 1983 diente das Haus von Karl Polacek in Mackenrode, in der Nähe von Göttingen, als Treffpunkt der bundesweiten Neonaziszene. Polacek, der seine Nazikarriere bei der NPD begann und zu diesem Zeitpunkt Kader der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) war, stellte das Haus immer wieder für Schulungen, insbesondere für die FAP zur Verfügung. So wurden einige der heute führenden Neonazikader wie z.B. Thorsten Heise von ihm ausgebildet. Doch nicht nur der theoretische, auch der praktische Hintergrund wurde von ihm groß geschrieben, das Haus in Mackenrode diente immer wieder als Ausgangspunkt für Angriffe auf AntifaschistInnen und andere ?GegnerInnen“. Einige Beispiele: In der Neujahrsnacht 1990/1991 wurde Alexander Selchow von dem Polacek-Zögling Oliver Simon auf offener Straße erstochen. Ein weiterer von Polacek rekrutierter Neonazi jagte sich 1987 mit einer selbstgebauten Bombe in die Luft.
Am 26. Oktober ’91 versammelten sich ca. 30 Neonazis im Haus von Karl Polacek. Dieses Treffen veranlaßte die Göttinger Antifaszene zu einer Spontandemo zum Haus. Dort angekommen, wurden die rund 50 DemonstrantInnen von den im Haus verbarrikadierten Neonazis angegriffen. Das Resultat der etwa zwanzigminütigen Auseinandersetzung waren vier schwer und einige leichter verletzte Nazis.
Die Polizei indes reagierte mit Straßensperren rund um Mackenrode und willkürlichen Personalienfeststellungen von 15 Personen.
Nachdem Polacek im Frühjahr 1992 auf Druck des niedersächsischen Innenministeriums nach Österreich ausgewiesen wurde, intensivierte die Staatsanwaltschaft Göttingen ihre Ermittlungen gegen die Antifaszene. Dabei interessierten sie nicht nur die Geschehnisse in Mackenrode, sondern vor allem auch die Autonome Antifa (M). Vorläufigen Höhepunkt ihrer Nachforschungen war der Prozeß gegen die Antifa (M). Trotz aller Versuche der Staatsanwaltschaft, die (M) als terroristische Vereinigung zu kriminalisieren, endete das Verfahren mit Einstellung, bzw. Freispruch für die insgesamt 17 Angeklagten.
Nach dieser vorläufigen Niederlage seitens der Staatsanwaltschaft setzen sie nun ihrerseits alle Hoffnungen in das Mackenrode-Verfahren, das bis dahin immer wieder unter fadenscheinigen Vorwänden hinausgezögert worden war. Angesichts der Tatsache, daß der Prozeß jetzt unmittelbar bevorsteht, wird um Solidarität gebeten. Nähere Infos dazu gibt es bei der Prozeßsoligruppe, zu erreichen über:
Mackenrode Soligruppe, c/o Buchladen, Nikolaikirchhof 7, 337073 Göttingen
Prozeßkostenspenden: A. Goldau, Kto.-Nr. 415672-303, BlZ 25010030. PGA Hannover

gd

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