Von Nord nach Süd 
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NPD-Aktivist im Lübecker Umweltamt


In Lübeck treibt ein besonderer „rechter Ökologe“ sein Unwesen: Dieter Kern, Aktivist der NPD, beim Nazi-Aufmarsch in Bad Segeberg dabei, ist von der Stadt Lübeck dienstlich für Sauberkeit beauftragt. Der Faschist arbeitet als Umweltschutztechniker, beim Umweltamt der Hansestadt.

Aufgefallen ist Kern das erste Mal im März 1996, als er einen Propagandastand der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH) mitbetreute. Die Hetztätigkeit damals, zwei Monate nach dem Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in der Hafenstraße, war von AntifaschistInnen unterbunden worden: der Stand zerfiel dabei in seine Einzelteile, diverses Propagandamaterial landete am Boden, nach Aussage der Nazis für ewig unbrauchbar geworden, da sich der Inhalt einer Kaffeekanne noch darüber ergoß...
Zu diesem Zeitpunkt waren leider Name und berufliche Tätigkeit dieses sauberen Herrn noch nicht bekannt. Das änderte sich, als die Lübecker Staatsanwaltschaft, vertreten durch StA Ehlers, sich befleißigte, einen Mitarbeiter des Lübecker Bündnis gegen Rassismus wegen Sachbeschädigung am Stand der DLVH anzuklagen. Als Belastungszeugen wurden eben Dieter Kern, dazu noch Ulrich Schwetasch und Ingo Stawitz herangezogen. Nur zwei Tage vor dem Verhandlungstermin meldete sich Kern („von den Nationaldemokraten“) telefonisch beim Bündnis und versuchte, mit dem angeklagten Bündnis-Vertreter über den Segeberg-Aufmarsch, die am gleichen Tag geplatzten Demoversuche der NPD und die Europapolitik zu plauschen. Vielleicht hält er die politische Auseinandersetzung für eine Art Sport, gestand er doch ein 1:0 für die Antifa ein!
Als Zeuge benahm er sich ähnlich ungeschickt: nach intensiver Befragung räumte er ein, daß nicht AntifaschistInnen den Nazi-Stand zerstört hätten (lediglich umgeworfen), sondern die Standbetreiber selber: der Holztisch sei beim Aufrichten auseinandergefallen...
Anwesend waren auch Jörn Lemke und Jürgen Gerg: irgendwie unzufrieden... Jürgen Gerg, mit weiteren ihrer Kameraden. Ulrich Schwetasch war die Niederlage vom Samstag zuvor wohl auf den Magen geschlagen: er meldete sich beim Gericht krank.
Da er in der Verhandlung seinen Beruf angab, war es ein Leichtes, die Beschäftigung bei der Hansestadt herauszufinden. Die Umstände sind der Stadt Lübeck, die nach den Synagogenanschlägen bekundete, Rechtsextremisten nicht im Stadtdienst dulden zu wollen, inzwischen mitgeteilt worden.
Das Verfahren gegen den angeklagten Antifaschisten ist übrigens ausgesetzt, es muß komplett wiederholt werden. Die Befragung sprengte den angesetzten Zeitplan.



Rassismus vor der Disko


Nach den jüngsten rechtsextremen Anschlägen in Lübeck hieß es: „Das ist nicht Lübeck“. Seit 1994 wurde von allen Seiten bekundet, Rassismus sei die Ideologie einer verschwindend kleinen Minderheit. Ansonsten sei die Stadt weltoffen, liberal, erklärte sich gar per Bürgerschaftsbeschluß (Händchen heben ist so einfach) zur „ausländerfreundlichen Stadt“.
Den alltäglichen Rassismus in Lübeck demonstriert ein ganzer Bereich der Gastronomie: Lübecker Diskotheken äußerten sich zu ihrem Umgang mit Nicht-Deutschen. Anlaß waren mehrere Zeitungsartikel, die nach der Veröffentlichung von rassistischer Einlaßpraxis der Disko „Red Zone“ (An der Untertrave) in der Lübecker Presse erschienen waren.
Bacar, der bei der Afrikanischen Gemeinschaft Lübeck und dem Bündnis gegen Rassismus mitarbeitet, erlebte die Apartheid an der Untertrave am eigenen Leib: zuerst war ein Clubpaß von ihm verlangt worden, als er bewies, daß auch andere Gäste einen solchen Ausweis nicht benötigten, gab der Besitzer des „Red Zone“, Andreas Donskoj, schließlich zu, daß er Angst vor dem Ausbleiben deutscher Gäste habe, wenn zu viele AusländerInnen seinen Laden besuchen würden.
Bis auf die Disko „Eishaus“ an der Geniner Straße haben alle Betriebe, die sich äußerten, Stellungnahmen abgegeben, die von deutlichen Vorbehalten gegenüber Nicht-Deutschen zeugen.
Die Mammut-Disko „Abaco“ gibt sogar offen zu, daß sie ein Vorschuß-Mißtrauen gegenüber Ausländer-Innen an den Tag legt: dort wird ein Ausweiszwang betrieben, wer nicht will, daß eine Kopie seines Ausweises angefertigt wird, muß draußen bleiben!



REP-Veranstaltung behindert!


Am Samstag, den 21.6. planten die Republikaner eine Neuauflage ihrer drei Wochen zuvor untersagten Veranstaltung (siehe S. 5-8). Wieder sollte Dr. Richard Eckert gegen die europäische Vereinigung hetzen, wieder sollte dies in der Gaststätte “Marquez” im Andersenring in Moisling stattfinden.
Eine tatsächliche öffentliche Mobilisierung konnten sich die REPs allerdings nicht leisten: nur in der Nacht vorher wurden in einigen Haushalten im Stadtteil Moisling Flugblätter mit dem Veranstaltungstermin in Briefkästen gesteckt. Am Mittag des Veranstaltungstages wurde das Lübecker Bündnis gegen Rassismus von empörten EmpfängerInnen der Nazi-Werbung informiert (Danke!). In einer ausgesprochen kurzfristigen Mobilisierung gelang es uns dann trotzdem ca. 30 AntifaschistInnen zusammenzutrommeln, um die Veranstaltung zu verhindern, mindestens aber zu behindern.
Kurz vor dem geplanten Beginn der Veranstaltung um 16 Uhr erreichten wir das „Marquez” und traten ein. Der NPD-Saalschutz (u.a. Jürgen Gerg, Jörn Lemke, Ulrich Schwetasch...) offensichtlich mehr mit Bier trinken als mit aufpassen beschäftigt, bemerkte uns erst, als wir die Tür bereits öffneten. Die genauso aggressiven wie ängstlichen Faschisten beließen es aber bei Schubsereien und verbale Provokationen. Einer erdreistete sich, den Hitler-Gruß zu zeigen, als er fotografiert wurde. Die von den Nazis herbeitelefonierte Polizei, augenscheinlich über die Veranstaltung vorher nicht informiert, verhielt sich besonnen: sie nahm die Blockade der Gaststätte zur Kenntnis und ließ sich auf Verhandlungen über die vorzeitige Beendigung der Nazi-Veranstaltung ein. Die Blockade vor dem Eingang traf nur wenige später eintreffende REP-Symphatisanten, ein Kegelclub der zeitgleich die Gaststätte nutzen wollte, hatte allerdings das Nachsehen.
Die Kegelbrüder und -schwestern nahmen Ulrich Schwetasch: auf der Suche nach dem rechten Wegdas unterschiedlich auf: einige drohten mit Anzeige, andere hatten durchaus Verständnis für die Situation. Wirklich hysterisch zeigte sich nur die Besitzerin des Marquez, eine Filipina: jede Argumentation, daß sie mit den REPs und der NPD den Leuten ihre Gaststätte überläßt, die sie am liebsten hochkantig aus dem Land werfen würden, prallte an ihrem Geschäftssinn ab. So mußte sie dann überlegen, wer ihr mehr Geld einbringt: Kegelclub oder Nazis.
Nach 1 ½ Stunden mußten die REPs ihre Veranstaltung dann abbrechen, einen tatsächlichen Vortrag von Eckert dürfte es kaum gegeben haben. Etliche der insgesamt ca. 20 Faschisten hielten sich die gesamte Zeit über im Vorraum der Gaststätte auf, auch im eigentlichen Veranstaltungsraum kam wohl auch nicht die „rechte” Stimmung für Anti-EU-Hetze auf.
Die Faschisten mußten sich beim Verlassen der Gaststätte (und eiligem Einsteigen in Taxen) noch einige antifaschistische Parolen anhören, erst im Taxi provozierte die NPD-Truppe noch mit dem Kühnen-Gruß. Wir konnten uns dann persönlich durch einen Delegierten davon überzeugen, daß sich im “Marquez” keine Faschisten mehr aufhalten.

Fazit:

Bemerkenswert ist die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen REPs und NPD. Die Faschisten konnten zwar ihr Treffen halbwegs durchführen, wirklich öffentlich mobilisieren konnten sie wieder nicht. Hätten wir zwei, drei Stunden mehr Zeit für die eigene Mobilisierung gehabt, wäre es vielleicht möglich gewesen, das Fascho-meeting ganz zu verhindern. Wir wurden durch einige nette Fotos und die aktuelle Propaganda der REPs entschädigt.
HPW



Außenteam der Lübecker Antifa verhinderte feindliche Kegelclub-Veranstaltung!


Moisling - das steht für Lübecks Ghetto. Plattenbauten im besten DDR-Stil, Armut, Alkoholismus, Gewalt. So sehen Außenstehende das. In Wirklichkeit ist Moisling ganz anders. Der Klönschnack vor Aldi, das Bierchen vor Penny, die Straßennamen, die einen an die Märchen der Kindheit erinnern (Eulenspiegelweg, Brüder-Grimm-Weg...), der Aalfang in Trave oder Kanal, der Kegelabend im „Marquez”.
In Moisling passiert auch mal was. Im Andersenring. Wenn die weißen (roten?) RitterInnen der Antifa gegen die bösen REPs vorgehen. Moisling hat viele Aschenputtels, und vielleicht wollte Maria Joensson (die Kassenwärtin der REPs) ja die böse Eisprinzessin spielen.
In einer glorreichen Mobilisierungsaktion gelang es binnen zwei Stunden ca. 30 RitterInnen für ein Außenteam zusammenzustellen. Wir nutzten modernste Fortbewegungsmittel (keine Schlachtrößer, sondern mehrere Großraumtaxen), um noch rechtzeitig am Ort des Geschehens bei der Gaststätte „Marquez” zu sein. Leider kamen wir mit einigen Minuten Verspätung an, die Bösen hatten sich bereits in der Gaststätte eingefunden.
Der vollständige Erstürmung der feindlichen Festung scheiterte leider am allgemeinen Chaos, verursacht durch einen Taxifahrer, der einen Teil unserer Leute direkt vor der Kneipe absetzte. Der Eingang war jedoch besetzt, die zitternden (NPD)-Ordner mußten gequält in die Kameras von Presse und RitterInnen lächeln, und dem phillipi-nischem Wirtspaar ging allmählich auf, daß an diesem Tag wohl kein Geschäft mehr zu machen war. Bald traf auch die uniformierte Garde des Königs Kohl ein. Wohlwissend, daß sich Stadt und Polizei in Lübeck zur Zeit keine Naziveranstaltung leisten wollen, wichen wir nicht zurück und machten klar, daß die Veranstaltung so oder so vorzeitig beendet werden würde.
Bald darauf trat der Kegelclub auf den Plan, lauter Kegelbrüder, Kegelschwestern und Kegelkinder, dazu noch vereinzelte Erdbeer-lieferantInnen (Menschen, die eigentlich nur Erdbeeren in das „Marquez” liefern wollten, sich aber überraschend gut mit dem Parteiprogramm der REPs auskannten). Sie alle mußten leider vor dem Eingang kehrt machen. Etwa die Hälfte der Kegler verstand unser Ansinnen gut und hielt die Aktion für richtig, die anderen ließen es sich nicht nehmen, uns die manchen Leuten leider zueigene Dummheit in Form von Sprüchen wie: „Geh Arbeiten!” oder „Geh zur Schule!” (Toll wäre noch gewesen: „Mach die Negermusik leiser!”) zu demonstrieren.
Soweit so gut, schlecht war an dieser Stelle das Verhalten des Wirtspaares: die Frau, welche uns bereits vor zwei Wochen telefonisch mitteilte, die REPs seien anständige Leute und würden auch immer ihre Rechnung bezahlen(!), erhob nun ein großes Geschrei. Endgültig davon überzeugt, jetzt kein Geschäft mehr machen zu können (wollten die REPs heute etwa nicht zahlen?), tönte sie immer lauter werdend: „Keine Nazis, nur Kegelclub” u.ä..
Auf unsere Argumente, daß wenn die Faschos an die Macht kämen sie als Ausländerin nichts mehr zu Lachen (und zu verdienen) habe, antworteten sie und ihr Mann mit stereotypen Sprüchen über Scheinasylanten Sozialhilfebetrug, welche durchaus Nationalzeitungsniveau hatten.
Geschenkt, die Veranstaltung war gestört und die Nazis mußten nach 1 ½ Stunden unter Polizeischutz die Kneipe verlassen. Lauter gute Bekannte kamen da zum Vorschein, einzelne heilten noch mal ab („deutscher-” bzw. „Kühnen-” Gruß) oder provozierten auf andere Art und Weise. Ein Heini kam sogar auf den Gedanken in seiner grenzenlosen Trumbunkenheit handgreiflich werden zu wollen. Die RitterInnen der Antifa schlagen sich jedoch im allgemeinen nicht aus Spaß und ziehen die Schwerter schon gar nicht gegen versoffene Idioten (schönen Gruß Du Penner!) und so schickten wir den Streitlustigen in die Wüste, was diesem gar nicht paßte, da er nun keine Hauerei mehr erleben konnte.
Und so endete ein Abend in Moisling. Und die Moral von der Geschicht’: nicht heute und nicht morgen werden wir zulassen, daß das Nazipack Aufmärsche, Veranstaltungen oder Kegelclubveranstaltungen störungsfrei or-ganisieren kann! Nicht in Lübeck und auch nicht anderswo!
INGO

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