Seit mehr als 14 Jahren führt die Türkei Krieg gegen das kurdische Volk. Ihre Sprache ist verboten, ihre Zeitungen werden kriminalisiert, ihre Organisationen werden militärisch bekämpft. Dieser schmutzige Krieg hat Tausenden von Menschen das Leben gekostet, Hunderte sitzen in türkischen Kerkern, Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. 
Am 26.8. sollte der Friedenszug „Musa Anter“ von Brüssel nach Diyarbakir fahren. Der Zug sollte eine riesige Friedensdemonstration mit mehreren hundert Menschen aus ganz Europa werden. Unterstützt wurde der Zug von Menschen-rechtsvereinen,  Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur, den Grünen, Kurdistan Soligruppen und sogar von Teilen der SPD. Zwei Tage vor Abfahrt des Zuges teilte die Deutsche Bahn mit, daß sie sich gezwungen sehe, den Vertrag zu kündigen. Laut Begründung verweigert das Innenministerium den ausländischen Reisenden die Durchfahrt. 
Weiter heißt es, der Friedenszug sei eine Werbeveranstaltung der Kurdischen Arbeiterpartei PKK ... aja und die SPD übernimmt die Rolle der Kurdischen Guerilla! Schon Wochen vorher bettelte die türkische Regierung alle Durchreisestaaten an, den Zug nicht einreisen zu lassen. Indem die BRD und andere Länder diese Anweisung befolgen, stärken sie die Haltung des türkischen Staates, den Krieg fortzuführen und stellen sich somit klar und eindeutig gegen den Frieden und die politische Lösung des Konfliktes in Kurdistan. Gegen dieses Verbot demonstrierten am 26.8. mehrere hundert Menschen in Brüssel, wo wir das folgende Interview  machten. 

Erzähl doch kurz, wer du bist, wo du herkommst und warum du politisch arbeitest?  
Ich heiße Silav, bin 16 Jahre alt und Kurdin. Ich bin in Deutschland geboren und lebe in Stuttgart. Ich brauche mein Land und ich will Frieden. Der Zug sollte Frieden bringen, doch sie sagen, das sei ein Terrorzug; er stand für Frieden und wurde verboten. Was wollen die eigentlich von uns, sie wollen keine Demokratie, keinen Frieden, sie wollen uns einfach umbringen. Da kämpfen Jugendliche gegen Jugendliche und eigentlich will niemand kämpfen. Es ist Zeit für Frieden. 

Was denkst du, hat sich seit dem PKK-Verbot geändert?  
Seit dem PKK-Verbot werden wir mehr eingeschränkt, aber sie konnen uns nicht verbieten! Ich fühle mich gefangen auf der ganzen Welt. Das ist ein einzigartiger Kampf, es ist unser Kampf. 

Wie siehst du die BRD heute?  
Vor 16 Jahren bin ich nach Deutschland gekommen, für mich ist Deutschland wie die Türkei. Deutschland schickt Waffen und die bringen uns um. Keiner hat das Recht, uns einzuschränken und umzubringen. Es ist ein Völkermord an unserem Volk, obwohl Deutschland eine solche Geschichte hat. 

Glaubst du, daß es noch eine friedliche Lösung geben kann?  
Ich glaube schon, wenn die jetzige türkische Regierung abtritt oder beseitigt wird. In der Türkei muß das Volk bestimmen, erst dann kann es wirklich Frieden geben. 

Welche Bedingungen für eine friedliche Lösung müssen dafür in der BRD gegeben sein?  
In der BRD muß das PKK-Verbot aufgehoben werden. Es muß uns endlich zugehört werden, wir brauchen Menschenrechte. Deutschland muß aufhören, Waffen zu schicken und antikurdische Hetze zu verbreiten. Frieden funktioniert nicht nur in einem Land, wir sind alle Menschen und brauchen Frieden! 

 
Buch-Tip zum Thema! 

Schon das älteste schriftliche Zeugnis kurdischer Kultur kündete von fremder Herrschaft. Dieses Schicksal hat das Volk der KurdInnen durch Jahrhunderte begleitet. Die Autorin berichtet sehr ausführlich über diesen mittlerweile Deutschland erreichenden Konflikt. Die reiche Bebilderung versetzt den Leser bzw. die Leserin in ein Land voller Konflikte, was aber neben einer interessanten Landschaft auch ein sehr interessantes Volk mit einer langen Tradition bietet.