Wirbel um "Gebirgsjäger-Kamerad" Stoiber
Pfingsttreffen von Veteranen bei Mittenwald schlägt schon jetzt Wellen

 Garmisch Partenkirchner Tageblatt 27.4.2005

Mittenwald - Es ist fast schon ein Ritual: Jedes Jahr am Pfingstsonntag veranstaltet der als Verein organisierte "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" eine Gedenkfeier - die Zahl der ehemaligen Soldaten, die dann zu der vereinseigenen Gedenkstätte am Hohen Brendten bei Mittenwald (Kreis Garmisch-Partenkirchen) kommt, geht in die tausende.

Ebenso fast ein Ritual ist der Widerstand, angeführt von Historikern aus dem linken Spektrum, gegen diese Art der "Traditionspflege" - schließlich waren die Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg an Massakern beteiligt. Auch in diesem Jahr dürfte am Hohen Brendten wieder ein massiver Polizeieinsatz bevorstehen. Schon im Vorfeld hat sich der Organisator der Gegendemonstration, Stephan Stracke aus Wuppertal, einen prominenten Gegner ausgesucht: Edmund Stoiber. Der Ministerpräsident müsse aus der Kameradschaft austreten, fordert er. Das löste beim Kameradenkreis sogleich Empörung aus. Die Austrittsforderung sei "unglaublich", sagte der Redakteur des Vereinsorgans "Die Gebirgstruppe", Hans Lindinger. Morgen will Stracke in München zusammen mit zwei KZ-Überlebenden, Ernst Grube und Martin Löwenberg, indes noch nachlegen. Es gebe neue Recherchen über Polizei-Gebirgsjäger, die Deportationen an griechischen Juden durchgeführt hätten. Ob von Einheiten, die an Massakern oder Deportationen beteiligt waren, heute noch Mitglieder in der Kameradschaft organisiert sind, ist die eine Frage. Die andere ist, ob Stoiber auf die Vorwürfe reagiert. Die Staatskanzlei war gestern zu keiner Stellungnahme bereit. dw/cs