Brendtengegner: Stoiber raus aus Kameradenkreis Erste Vorboten der Pfingstdemos

VON CHRISTOF SCHNÜRER Mittenwald/München - Dr. Edmund Stoiber ist nicht nur bayerischer Ministerpräsident, sondern auch das prominenteste Mitglied des Kameradenkreises der Gebirgstruppe. Damit solle nun Schluss sein, fordert der Arbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege", der seit Jahren gegen Deutschlands größte Soldatenfeier auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald mobil macht.

Während einer Pressekonferenz im Münchner Café "Glockenspiel" wollen die sogenannten Brendtengegner morgen ab 11 Uhr auf das bevorstehende Pfingttreffen der Gebirgstruppe am 15. Mai, aber auch auf die zentrale Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 1. Mai einstimmen.

Laut vorab veröffentlichter Presse-Erklärung der "Angreifbaren Traditionspflege" soll Stoiber dem Kameradenkreis nicht nur den Rücken kehren. Zudem wird gefordert, dass es "keine weitere Unterstützung der bayerischen Staatsregierung für diese ,Selbsthilfegruppe der Kriegsverbrecher`" geben soll. "Darüber kann ich nur mehr den Kopf schütteln", wundert sich Hans Lindinger. Der Redakteur des Kameradenkreis-Journals "Die Gebirgstruppe" findet dieses Ansinnen schlicht "unglaublich. "Die brauchen uns nicht sagen, wie Demokratie funktioniert". Die meisten Soldaten von damals seien Wehrpflichtige und viele noch nicht einmal volljährig gewesen. "Sie wurden von einem verbrecherischen Regime in den Krieg hinein gezwungen und um ihre Jugend betrogen." Sie alle als Verbrecher über einen Kamm zu scheren, sei indiskutabel. "Denn, auf gut bayrisch, die wären auch lieber zu ihren Madln zum Kammerfensterln gegangen, statt ihre Gesundheit und ihr Leben zu riskieren."

Stephan Stracke, Sprecher der "Angreifbaren Traditionspflege", verspricht schon jetzt in Sachen Kundgebungen in Mittenwald: "Wir legen noch mal nach." Inzwischen habe man auch den Berliner Professor Wolf-Dieter Narr gewinnen können. Aufgrund schlechter Erfahrungen mit der Polizei in den Vorjahren solle er mit Rechtsanwälten überprüfen, inwieweit die Grundrechte der Brendten-Demonstranten dort eingeschränkt werden. Der Historiker aus Wuppertal kündigt überdies das Kommen von vier Geistlichen an, die einen Reue-Gottesdienst abhalten wollen. Wo, das ist bis heute nicht geklärt. Nachdem noch immer kein Bescheid vom Landratsamt eingetroffen sei, so Stracke, werde man wohl oder übel wieder das Verwaltungsgericht bemühen müssen.

mm