Pressemitteilung

Zu Gast bei Nazikriegsverbrechern in Mittenwald 2006

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und der AK Angreifbare Traditionspflege laden auch 2006 zu vielf�ltigen Protesten gegen das Gebirgsj�gertreffen der Wehrmacht und der Waffen SS nach Mittenwald ein. Wir m�chten Sie besonders zu unserer ZeitzeugInnenveranstaltung in Mittenwald einladen. Sie findet am 27.Mai 2006 ab 10.00 Uhr in einem Festzelt auf dem Bahnhofsvorplatz statt.

Wir wollen dieses Jahr mit der Einladung von PartisanInnen und Resistance-K�mpferInnen nach Mittenwald die gro�e Bedeutung des Partisanenwiderstandes f�r die milit�rische Befreiung Europas von Nazideutschland w�rdigen. Die Legitimit�t des bewaffneten Widerstandes in ganz Europa gegen den Vernichtungskrieg der Wehrmacht, gegen die T�ter des Holocaust, gegen die Akteure der Umsiedlungen und Deportationen soll auf dieser Veranstaltung gerade im T�terort Mittenwald sehr deutlich werden.

Die Veranstaltung muss wie letztes Jahr in einem Bierzelt stattfinden. Die Gemeinde Mittenwald, die evangelische und die katholische Kirche wollten keine R�umlichkeiten f�r die K�mpferInnen gegen den Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht anbieten. Immerhin hat die Gemeinde Mittenwald sich doch noch dazu durchringen k�nnen, uns die Erlaubnis f�r den Zeltaufbau f�r unsere Zeitzeugenveranstaltung zu erteilen. Im Vorfeld hatten wir mit einem Appell der Widerstandsk�mpferInnen eine w�rdige Behandlung im Tourrismusort Mittenwald gefordert.

Wir sind sehr erfreut, Ihnen die TeilnehmerInnen der diesj�hrigen ZeitzeugInnenveranstaltung in Mittenwald vorstellen zu k�nnen. Es ist uns eine gro�e Ehre die Resistance-K�mpferInnen und VertreterInnen der Partisanenverb�nde Sloweniens und der franz�sischen Resistance in Mittenwald begr��en zu d�rfen.

Max Tzwangue, Resistance-K�mpfer der FTP-MOI, Amicale Liberte-Carmagnole, Paris

Ana Zablatnik, Slowenische Befreiungsfront -Osvobodilna fronta, Ludmannsdorf/Bilcovs (K�rnten/Koroska)

Prof. Dr. Ivan Kristan, Vereinigung der Befreiungsk�mpfer Sloweniens, Ckofja Loka, Slovenia

Zur Person von Max Tzwangue

Max Tzwangue, Jahrgang 1925, organisierte sich zun�chst 1942 in der Union des Jeunes Juifs, ab 1943 war er Mitglied der Stadtguerilla-Einheiten der kommunistisch orientierten FTP-MOI in Lyon und Grenoble und k�mpfte bis zur Befreiung im Maquis Perigord. In Grenoble k�mpfte er gegen die Gebirgsj�gereinheiten (157. Res.Division), die die Massaker auf dem Glieres, im Vercors und in Seyssel zu verantworten haben. In der FTP-MOI waren vor allem junge j�dische, armenische, italienische, ungarische, spanische und deutsche AktivistInnen organisiert. Die allermeisten aber waren junge Juden, sie waren die �berlebenden der gro�en Judenrazzien, bei denen oftmals ihre Eltern verhaftet und in die Vernichtungslager deportiert wurden. Die FTP-MOI waren mit ihren Sabotagenaktionen, mit ihren Angriffen auf SS und Wehrmacht ein zentraler Faktor im bewaffneten Kampf gegen die deutschen Besatzer.

Zur Person von Ana Zablatnik

Ana Zablatnik (geb. 1923) war 19 Jahre alt, als im April 1942 aus der Gemeinde Ludmannsdorf/Bilcovs slowenische Familien deportiert wurden. Insgesamt wurden �ber 1300 Personen aus K�rnten vertrieben. Slowenisch zu sprechen, war bereits seit 1938 �berwiegend verboten. Nach den Deportationen verbreitete sich in nahezu allen von slowenischer Bev�lkerung bewohnten Gebieten K�rntens schrittweise der Widerstand der Partisaninnen und Partisanen, der teilweise auch von deutschsprachigen K�rntnerinnen und K�rntnern unterst�tzt wurde. Die Partisanen banden in K�rnten �ber einen langen Zeitraum 10000 deutsche Soldaten und f�hrten 600 bewaffnete Aktionen durch. Auf Seiten der Partisanen waren dabei 1080 Tote, 710 Verletzte und 317 Gefangene und Vermisste zu beklagen. K�rnten war der einzige Teil des Deutschen Reichs, wo Teile der Bev�lkerung �ber drei Jahre im Widerstand ausharrten.

Ab 1943 bildete sich auch in der Umgebung von Ludmannsdorf die Widerstandsbewegung der slowenischen Befreiungsfront (Osvobodilna fronta), der sich Ana Zablatnik anschlossen. Am 6.Mai 1944 wurde sie zusammen mit etwa 20 weiteren Bewohnern verhaftet und ins Gestapo-Gef�ngnis in Klagenfurt eingeliefert. Danach wartete sie im Landesgericht auf den Prozess, zu dem es zum Gl�ck nicht mehr kommen sollte.

Zur Person von Prof. Dr. Ivan Kristan

Prof. Dr. Ivan Kristan, Jahrgang 1930, ist emeritierter Professor f�r Verfassungsrecht an der Juridischen Fakult�t der Universit�t Ljubljana. Er wurde 1941 im Rahmen der der NS-Siedlungspolitik mit seiner Familie nach Deutschland deportiert. Bis zur Befreiung war seine ganze Familie (Vater, Mutter und der zwei Jahre �ltere Bruder) in Lagern der "Volksdeutschen Mittelstelle" eingesperrt.

Er ist Mitglied des Rates der Vereinigung der Befreiungsk�mpfer Sloweniens. Diese Organisation vereinigt die Befreiungsk�mpfer und Aktivisten des Widerstandes gegen den Okkupator in Slowenien. Der Verband hat heute 57.000 Mitglieder, von denen 37.000 aktiv im Widerstand gegen den Okkupator beteiligt waren. Die Vereinigung hat nicht Status einer politischen Organisation, sondern ist eine freiwillige patriotische antifaschistische Organisation. Hauptaufgabe der Vereinigung ist Bewahrung der Werte des Widerstandes gegen den Okkupator und �bertragung dieser Werte auf j�ngere Generation. Au�erdem sorgt die Vereinigung f�r soziale F�rsorge der Befreiungsk�mpfer. Die Slowenische Befreiungsfront k�mpfte u.a. s�dlich der Karawanken in der so genannten "Operationszone Adriatisches K�stenland" gegen die M�rder der 188. Gebirgsdivision unter K�bler, gegen die SS-Karstwehr, gegen das Gebirgsj�ger Polizeiregiment 18 und gegen die Massenm�rder der Aktion Reinhardt, Globocnik und Wirth, die die Vergasungen von Behinderten im Rahmen der Euthanasiemorde organisierten und sp�ter die Gaskammern in Sobibor , Belzec und Treblinka betrieben. Der Massenm�rder Wirth wurde im Mai 1944 von einem slowenischen Partisanenkommando in einen Hinterhalt gelockt und erschossen.

Kristan wurde 1977/78 Professor f�r Verfassungsrecht an der Juristischen Fakult�t der Universit�t Ljubljana 1981-1985 und sp�ter Rektor der Universit�t Ljubljana 1985-1987. Von 1987 bis 1991 Richter des Verfassungsgerichtshofes Jugoslawiens in Belgrad 1987-1991 (bis Aufl�sung der Sozialistischen f�derativen Republik Jugoslawien). Von 1992-1997 war er Abgeordneter der zweiten Kammer des slowenischen Parlaments.

AK Angreifbare Traditionspflege
angreifbare.tradition@freenet.de
Pressehandy: 0160/5942758 0163/5714842

weitere Materialien