Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
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anonym
[29.07.2000]

Bericht vom Stadtspaziergang

Um die Stadt Forst zu begrüssen, fand am ersten Tag des Grenzcamps ein Stadtspaziergang statt, an dem sich ein großer Teil der GrenzcamperInnen beteiligte. Ca. 450-500 Menschen brachen gegen 15 Uhr vom Grenzcamp auf und zogen in Richtung Forster Innenstadt.

Während des Spaziergangs wurden große Mengen der Campzeitung, die im Stil einer Forster Lokalzeitung gestaltet ist, an die EinwohnerInnen bzw. deren Briefkästen verteilt. Die zweiseitigen Infoblätter wurden mit großem Interesse, wenn nicht mit Zustimmung angenommen. Der Grund für dieses für linke Publikationen eher ungewöhnlich große Interesse liegt sicherlich auch darin, daß in den Wochen vor dem Grenzcamp eine breite Diskussion über das Camp in Forst und den Regional- und Lokalzeitungen stattfand. Ein Dankeschön geht hiermit auch an den Forster Bürgermeister und an LokalpolitikerInnen, durch deren strikte Ablehnung des Grenzcamps das Thema schon im Vorfeld zum vieldiskutierten Thema gemacht wurde. Durch das Verteilen der Campzeitung konnte nun sicherlich bei vielen EinwohnerInnen Ängste vor "Chaos und Gewalt", die angeblich vom Grenzcamp ausgehen sollten und Ungewißheiten über den Charakter des Camps ausgeräumt werden.

Im weiteren Verlauf des Spaziergangs wurden verschiedene Zwischenstopps eingelegt. Zuerst beim Gedenkstein für die von den Nazis 1938 zerstörte Synagoge, wo ein Redner kurz die Geschichte dieser Synagoge erzählte, die nur deshalb in der Reichspogromnacht 1938 nicht angezündet wurde, weil sie in direkter Nachbarschaft von "arischen" Wohnhäusern lag. Im Anschluß daran zog der Demozug zur künftigen BGS-Zentrale in Forst und zum Rathaus. Vor diesem wurde nocheinmal über den Bürgermeister Reinfeld berichtet, der sich strikt geweigert hatte, dem Camp einen Platz zur Verfügung zu stellen. Anders als der Cottbuser Polizeipräsident schaute sich Reinfeld nicht einmal persönlich den Spaziergang an, wohl auch weil ihm laut "Lausitzer Rundschau" der Polizeischutz verweigert worden war (kicher).

Danach ging es weiter zum örtlichen Flüchtlingsheim. Obwohl einige der Flüchtlinge zu dem Zeitpunkt verreist waren, da es zu Mißverständnissen in Bezug auf das Camp gekommen war, hielten andere BewohnerInnen vor dem Heim Redebeiträge auf Französisch und Englisch. Danach zogen die Demonstrierenden weiter, wovon ich aber leider nicht berichten kann, weil ich woanders hin mußte.

Ärgerlich war, daß sich Polizei und BGS dem Druck eines "subjektiven Sicherheitsbedürfnisses" gebeugt hatten und die Demonstration mit einem unangenehmen Spalier begleiteten, wovon sie sich während des gesamten Spaziergangs auch nicht abbringen ließen.

Alles in allem aber hatte ich den Eindruck, daß der Spaziergang ein voller Erfolg war. In den Redebeiträgen wurde die Forster Bevölkerung direkt angesprochen, nicht wegzuschauen, und Flüchtlinge, die bei Forst die Grenze zur BRD überschritten haben, zu unterstützen und vor dem BGS zu schützen, sowie gegen die staatliche Asylpolitik zu handeln. Hoffen wir, daß die ForsterInnen zugehört haben und zum Nachdenken angeregt wurden.

Siehe übrigens auch die Presseberichte unter dem Schwerpunkt "Presse"!


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