Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
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Lausitzer Rundschau
[28.07.2000]

Fünf Fragen zum Grenzcamp

Die wichtigsten Hintergrundfragen zum Ereignis: Wie ­ Wer ­ Wo ­ Warum?

(js). In einer Pressekonferenz und einer Informationsveranstaltung versuchten die Veranstalter des Grenzcamps vorgestern ihr Ansinnen herüber zu bringen (die RUNDSCHAU berichtete bereits aktuell). Hier noch einmal einige Kernaussagen zu gestellten Fragen.

Warum fiel die Entscheidung auf Forst?

Weil es eine durchschnittliche Kleinstadt in Brandenburg sei, und an der Grenze liege, so Mitveranstalterin Susanne Lang. Hintergrund sei aber auch, dass hier vor Jahren Flüchtlinge beim Überqueren der Neiße ertrunken seien. Als weitere Gründe werden genannt, dass es in Forst keine "rechte Hegemonie" gebe, "Nazis nicht das Straßenbild beherrschen". Die Entscheidung für Forst sei im Januar getroffen worden, Ende April habe man bei der Stadt wegen einer Fläche nachgefragt.

Wieviel Teilnehmer werden erwartet?

Die Veranstalter verweisen auf das zweite Grenzcamp in Zittau im vergangenen Jahr, wo ständig etwa 500 Personen im Camp gewesen seien, "im Durchlauf aber rund 1500". Dort habe man aber weniger lokale Vorarbeit leisten können und im Vorfeld nicht so einen hohen Bekanntheitsgrad gehabt wie für das Forst Camp.

Ein Journalist gab Bedenken gegenüber dem Camp wieder, die dazu führten, dass Forster ihre Autos und Kinder aus der Stadt bringen wollten. Auch Bewohner aus dem Flüchtlingsheim hätten darum gebeten, für die Dauer des Camps die Stadt verlassen zu dürfen.

In Zittau habe es ungeplante Führungen von Eltern und Großeltern über das Camp gegeben, so ein Mitveranstalter, weil Kinder dieses wohl als spannende Abwechslung angesehen hätten. Ansonsten seien die Befürchtungen "eine maßlose Angst, ja schon verfolgungswahnmäßige Vorstellungen, was die Leute denken, was auf sie zukommen könnte". Sicherlich würden viele Teilnehmer ein für Forst vielleicht ungewöhnliches Erscheinungsbild haben, Angstfantasien vor dem Fremden seien aber eher befremdlich.

Wie steht es um die Sicherheitsvorkehrungen?

"Von uns haben die Bürger von Forst weniger zu erwarten als mancher Flüchtling auf Behördengängen", meinte Markus Mohr vom Zeltplatzkomitee Berlin. Wenn tatsächlich rechte Gegendemonstranten auftauchen sollten, so Mitorganisator Frank John, dann würden die Bürger von Forst für einen begrenzten Zeitraum Angstzustände erleben, die für Ausländer in Brandenburg tagtägliche Erfahrungen seien.

Eine absolute Sicherheit könne niemand garantieren, andererseits erfolgte auf die Frage einer Jugendlichen die Gegenfrage, ob beim Bikertreffen ähnliche Garantien gefordert würden. In einer Gesellschaft, die nicht ertragen könne "dass Aufkleber geklebt oder eventuell auch Parolen gesprüht werden, in einer solchen Gesellschaft möchte ich nicht leben", sagte einer der Mit-Veranstalter.

Wo werden die Versammlungsteilnehmer der Protestveranstaltung am Wasserturm schlafen?

"Wir haben keinen Schlafplatz, können dort auch nicht campen", so Mitorganisatorin Susanne Lang. Man werde sich aber die ganze Zeit über am Wasserturm aufhalten, bis eine Platzlösung für das Camp gefunden werde, betonten die Grenzcamp-Vertreter mehrmals.


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