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Quelle: Neues Deutschland
1800 Polizisten schützten
1200 Nazis vor 500 Linken
Kundgebung der Rechtsextremisten aufgelöst
(gekürzt)
(ND/ddp/dpa). Ausnahmezustand am Sonnabend in der Berliner City zwischen Bahnhof
Friedrichstraße und Alexanderplatz. Ein Aufgebot von 1800 Polizisten, darunter
Beamte darunter Beamte aus anderen Bundesländern zur Verstärkung, wurde zum Schutz
eines NPD-Aufmarsches vor linken Gegendemonstranten eingesetzt. Es kam zu
Auseinandersetzungen an mehreren Stellender der Neonazi-Route zum Roten Rathaus, auch
Straßenpassanten und Touristen machten Unter den Linden mit Sprechchören und
Pfiffen ihrem Ärger über die rechtsextemistische Provokation Luft. Gegen die Nazis
flogen Flaschen und Eier, am Bahnhof Alexanderplatz auch Steine. Nach Polizeiangaben wurden
13 NPD-Sympathisanten und sechs linke Gegendemonstranten festgenommen. vier Beamte wurden
verletzt.
Von der Polizei geschätzte 1200 Rechtsextermisten marschierten unter der Losung
»Meinungs- und Verammlungsfreiheit statt Verbote« fünf Tage vor der
großen Demonstration gegen Rechts am Donnerstag in Berlin gegen das von der
Bundesregierung geplante Verbot der NPD. Der bundesweit bekannte Neonazi-Aktivist Steffen
Hupka aus Sachsen-Anhalt hatte den Marsch angemeldet, aus dem ganzen Bundesgebiet sollen
die Rechtsextremen in Gruppen angereist sein. Die meist Glatzköpfigen kamen in
Springerstiefeln und Bomberjacken. Die Versammlungsbehörde hatte zahlreiche Auflagen
erteilt, so das Tragen verfassungswidriger Kennzeichen, Flaggen, Fackeln Trommeln und
Uniformen. An ihrem Treffpunkt Bahnhof Friedrichstraße gegen Mittag wurden die
Neonazis von der Polizei daraufhin durchsucht.
Etwa 500 Berliner hatte ein Linksbündnis von PDS, Bündnisgrünen, IG Medien
und verschiedenen Bürgerinitiativen mobilisiert. Auch für die Gegendemonstration
wurden Auflagen erlassen. Um Zusammenstöße mit den Rechten zu vermeiden,
mußte der Protestzug ab Weidendammer Brücke in entgegengesetzter Richtung zur
Oranienburger und Spandauer Straße gehen. Doch wegen der räumlichen Nähe
der Treffpunkte kam es schon in der Halle des Bahnhofs Friedrichstraße zu
Auseinandersetzungen.
Zum Schutz des Neonazi-Aufzuges war die Strecke Unter den Linden massiv von Beamten und
Polizeiautos flankiert. Auch Wasserwerfer wurden aufgefahren. Linke Gegendemonstranten
und vereinzelte Bürger konnten unter anderem in Höhe Bebelplatz und
Schloßbrücke kurzzeitig Straßenblockaden errichten, wurden aber von der
Polizei abgedrängt.
Die Kundgebung der NPD-Anhänger wurde wurde von der Polizei am Nachmittag aus
Sicherheitsgründen aufgelöst.
Die Neonazis, die zum Bahnhof Friedrichstraße zurückmarschieren wollten wurden
von den Beamten zum Bahnhof Alexanderplatz geleitet. und mit Sonderzügen aus der Stadt
gebracht. Wie Einsatzleiter Klaus Karau sagte, wäre »ein Rückzug zum
Ausgangspunkt nicht zu verantworten gewesen«.
Der Berliner Verfassungsschutz wolle in Zukunft verstärkt Splittergruppen der rechten
Szene beobachten, darunter die sogenannten Kameradschaften, erklärte
Innenstaatssekretärin Mathilde Koller.
In Brandenburg hält dagegen das Innenministerium solche rechtsextremen Vereinigungen
für nahezu
bedeutungslos.
Innenminister Jörg Schönbohm teilte auf eine parlamentarische Anfrage mit, in
sieben Städten Brandenburgs gebe es solche »Kameradschaften«:
Angermünde, Eberswalde, Fürstenwalde, Königs Wusterhausen, Neuruppin,
Prenzlau und Strausberg. Laut Schönbohm würden sie eher »den unorganisierten
Cliquen des Jugendmilieus ähneln als neonazistischen Kaderorganisationen«.
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