Mitteldeutsche Zeitung
Lokalredaktion Neuer Landbote -
06217 Merseburg
Jugendbündnis Merseburg
PF 1536
06217 Merseburg
Presseerklärung vom 24. Juni 2000
Erneuter Angriff Merseburger Neonazis auf kulturelle Veranstaltung in Merseburg
Nach den Ausschreitungen von Neonazis am 1.Mai 2000 im Schloßgarten kam es im Anschluß an
den Sommernachtsball am Domgymnasium erneut zu gewalttätigen Angriffen.
Schon zu Beginn der Veranstaltung gegen 19 Uhr befanden sich einige Neonazis in der
Nähe des Einlasses. Im Laufe des Abends sammelten sich etwa 25 Neonazis mit
Kampfhunden vor der Schule. Auch auf dem Veranstaltungsgelände hielten sich rechte
Skinheads auf. Diese pöbelten, bestärkt durch die braune Präsenz vor dem
Tor, nicht in ihr Weltbild passende Jugendliche an. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
war absehbar, dass es zu Angriffen auf Partyteilnehmer kommen könnte. Die daraus
resultierende gedrückte Stimmung zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte
Veranstaltung. Kurz nach dem Ende des Sommernachtsballs gegen 22:10 Uhr (viele Personen
hatten bereits den Heimweg angetreten; auch der Wachschutz war nur bis 22 Uhr angestellt)
kamen die rechten Schläger auf das Gelände und gingen sofort zum Angriff auf
einzelne Personen über. Leute, die versuchten, die Neonazis zurückzuhalten,
wurden ebenfalls mit Faustschlägen und Fußtritten traktiert. Die Polizei, welche sich
schon vor dem Eingangstor befand und beobachten konnte, wie die Neonazis das Gelände
betraten, kam nach den Angriffen dazu und bat die Nazis vor das Tor zu gehen. Dort stellten
sich nur 2 Beamte, die offenbar keine Gefahr von den aufgeheizten rechten Schlägern
ausgehen sahen, vor die Rechtsextremisten. Diese skandierten die üblichen
rechtsextremistischen Parolen, doch selbst bei "Heil Hitler-Rufen" fühlten
sich die Beamten nicht genötigt einzugreifen. Später wurden noch unweit der
Polizei zwei Personen angegriffen und verletzt.
Die Polizei war wieder einmal völlig überfordert und glänzte zum
wiederholten Male mit Kommentaren wie: "Ihr seid doch selber schuld, wenn ihr die
provoziert!" Es wurden auch keine Personalienfeststellungen bei den Tätern
beobachtet, so dass mensch davon ausgehen kann, dass der Polizei an der Aufklärung
der Straftaten nicht gelegen ist. Die Merseburger Polizei hat wieder bewiesen, dass sie
keinerlei Interesse hat, alternative Menschen zu schützen, geschweige denn, gegen
faschistoide Täter vorzugehen.
Allerdings nahm die Polizei nach den Nazi-Attacken einen der von den Neonazis Verletzten
mit dem Vorwurf der Körperverletzung fest. An den Übergriffen beteiligt waren
die quot;Weisse Bruderschaftquot;, die "Jungen Merseburger Patrioten" und
unabhängige Neonazis. Insgesamt wurden mindestens acht Personen durch Neonazis ,z.T.
schwer, verletzt.
Faschistische Gewalttäter fühlen sich offenbar durch die Passivität der
Polizei bestärkt, ihre menschenfeindliche Ideologie öffentlich auszuleben und
nutzen friedliche Veranstaltungen, ihre Präsenz und ihre vermeintliche Stärke
zu beweisen. Dies darf nicht länger hingenommen werden!
Wir fordern Konsequenzen für die Verantwortlichen bei der Polizei und dass diese sich
offensiv gegen Rechtsextremisten durchsetzt!
Solche Vorkommnisse müssen öffentlich gemacht und die Merseburger Bürger auf
dieses Problem aufmerksam gemacht werden.
Jugendbündnis Merseburg