R.O.T.K.Ä.P.C.H.E.N.

Pressemitteilung, Hannover, 15.3.2001 - 14.30 Uhr

Neofaschismus-Ausstellung stört DVU Behinderung erfolgreich zurückgewiesen


Der Versuch der DVU in Wolfen (Sachsen-Anhalt) eine Ausstellung über "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland" in einer Schule zu verhindern, ist gescheitert. Nachdem auf Veranlassung des DVU-Kreisverbandes am 14. März die Wolfener Polizei die in der Erich-Weinert-Schule aufgebaute Ausstellung vorläufig schloss, wurde diese Massnahme heute wieder aufgehoben. <
Entschieden wurde dies durch den Leiter der Schulaufsichtsbehoerde Gräfenhainichen, Herrn Schädel.

Die Ausstellung, die von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten erarbeitet und mit Unterstützung des IG Metall Bundesvorstandes herausgegeben worden ist, beschäftigt sich vor allem mit der Ideologie des Neofaschismus und zeigt dabei deren gewalttätige und menschenverachtende Konsequenzen. "Wenn sich hierdurch die DVU entlarvt fühlt, hat die Ausstellung durchaus die Richtigen getroffen", kommentierte VVN-BdA Bundessprecher Dr. Ulrich Schneider.

Solch eine Ausstellung sei dringend notwendig, gerade in einer Stadt in der 1998 17,4% der Wähler für die DVU gestimmt haben. Sie unterstützt die aktuell aufgelegten Programme von Bundes- und Landesregierungen gegen rechte Gewalt und Rassismus. Sie unterstuetzt Initiativen, wie das Wolfener "Forum gegen Fremdenfeindlichkeit". Es sei ein richtiges Signal, dass die Schulaufsichtsbehörde, die Schule und die Lehrerschaft sich für die Fortsetzung dieser Ausstellung eingesetzt hätten. Zivilcourage bedeutet auch, allen Versuchen der DVU, ihre Position als zum demokratischen Spektrum gehörig darzustellen, entgegenzutreten. Denn "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!"

VVN-BdA Bundesgeschaeftstelle, Rolandstr. 16, 30161 Hannover,

Tel. 0511-331136,
Fax 0511-3360221

(www.vvn-bda.de)



Liebe KameradInnen, es folgen zwei Artikel aus der Muitteldeutschen Zeitung vom heutigen Tage.

Beste Grüße Klaus



Unterrichtsmaterial
Tafeln sorgen für Wirbel
DVU: Verleumdung - Amt hält daran fest
Von Dennis Lotzmann

Wolfen/MZ. Mitunter halten Schultage auch für die Lehrer Überraschungen bereit. An der Wolfener Sekundarschule "Erich Weinert" sorgte jetzt eine ausschließlich für den Unterricht aufgebaute Ausstellung unter dem Motto "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland" für Wirbel. Nachdem die Tafeln, auf denen das Thema rechtsgerichteter Parteien und Organisationen in den Mittelpunkt gerückt wird, in der Vergangenheit von vielen Schulen in mehreren Ländern genutzt wurde, fühlte sich jetzt die DVU durch die Darstellung diffamiert.

Doch sowohl die Polizei als auch der Chef des Gräfenhainicher Schulaufsichtsamtes, Bernd Schädel, sehen keinerlei Anlass für Korrekturen. Die Polizei ist verwundert, dass die Ausstellung, die von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten mit der IG Metall erstellt wurde, für solche Wellen schlägt. "Wir waren nur mal schauen", so ein Beamter. In der Folge sehe sich seine Behörde von Amts wegen zu keinem Handeln veranlasst. Ansonsten sei nichts aktenkundig - "Wir haben keine Anzeige, keinen Vorgang". Folglich müssten die Schulbehörden entscheiden, ob Korrekturen erfolgen oder an der Wanderausstellung festgehalten wird.

Doch auch Amtschef Schädel bleibt gelassen. "Ich sehe keinen Handlungsbedarf", sagte er gestern. Und damit sei der Wirbel, der tags zuvor mit dem Anruf eines Vater ausgelöst worden war, für ihn beendet. Doch noch ist offen, ob der Konflikt nicht weiter eskaliert. Die DVU werde wegen "übelster Verleumdung in der Ausstellung jetzt wohl Anzeige stellen", meinte Birgit Fechner, DVU-Landtagsabgeordnete im Land Brandenburg. Fechner persönlich half gestern Morgen besagtem Vater übrigens, die Ausstellung selbst in Augenschein zu nehmen.

Nachdem Schulleiterin Marie-Luise Witt zuvor die Bitte des Mannes abgelehnt hatte, nutzte Fechner ihren Status als Mandatsträger. "Eine Frau gab sich als Landtagsabgeordnete zu erkennen und sagte, dass sie ein Recht auf Einlass habe und Begleiter mitbringen könne", so Witt. Fechner bestätigte, dass sie so vorgegangen sei und von DVU-Kreisvorsitzenden Andreas Klar - dem Vater des Schülers - begleitet wurde. Doch nicht nur da fühlte sich Schulleiterin Witt überfahren: Im Klassenraum mit den Tafeln habe die Frau plötzlich eine Kamera ausgepackt und entgegen ihrem Willen die Tafeln und sie selbst gefilmt. "Das habe ich untersagt", versichert Witt. Ob das Vorgehen Konsequenzen hat, ist offen. Zwar werden Behörden laut Aufschrift auf dem Landtagsabgeordneten-Ausweis gebeten, Mandatsträger bei deren Aufgaben zu unterstützen. Doch gilt das auch für Brandenburger in Sachsen-Anhalt? Fechner: "Ich denke, das tut nichts zur Sache." Klar war gestern nicht erreichbar.



Ausstellung gegen Neofaschismus
Vater sieht DVU diffamiert
Polizei und Schulamt haben kein Problem - Strafanzeige?

Wolfen/MZ/dlo. Folglich wird die Wanderausstellung, die bereits den Unterricht in mehreren Bundesländern bereicherte, nun wie geplant in Wolfen weiter eingesetzt. Schulleiterin Marie-Luise Witt ist immer noch verwundert über den Wirbel rund um die Tafeln. Wie zuletzt im Anne-Frank-Gymnasium Sandersdorf werden die von der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten" mit der IG Metall erstellten Tafeln auch in Wolfen für Diskussionen im Sozialkundeunterricht genutzt. Mittwochmorgen habe der Vater eines Schülers angerufen und darum gebeten, sich die Tafeln ansehen zu dürfen, so Schulleiterin Witt. "Das habe ich aufgrund des internen Charakters abgelehnt." Weil der Mann - nach MZ-Informationen handelt es sich um DVU-Kreisvorsitzenden Andreas Klar - auf Granit biss, wurde er wahrscheinlich bei der Polizei vorstellig. Die kam und nahm den Klassenraum mit den Tafeln in Augenschein. "Ich habe dann die Tür verschlossen gehalten, bis das Thema geklärt ist", so Witt weiter. Geklärt war es gestern: "Die Polizei hat mir mitgeteilt, dass sie kein Problem mit den Tafeln hat", so Schädel gestern Mittag. "Ich selbst sehe auch keinen Handlungsbedarf." Ein Aspekt könnte noch für Wirbel sorgen. Nach MZ-Informationen verschaffte sich DVU-Mann Klar gestern mit fragwürdiger Begründung Zugang in die Schule: "Eine Frau hat sich als Landtagsabgeordnete vorgestellt und erklärt, dass sie ein Zugangsrecht habe", so Schulleiterin Witt. Begleiter sei besagter Vater gewesen. Anschließend habe die Frau gegen ihren Willen die Ausstellung und sie selbst gefilmt. Bei der Frau handelt es sich um Birgit Fechner, DVU-Abgeordnete im Landtag Brandenburg.

Dass sie sich als brandenburgische Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt Zutritt zu einer Schule verschafft "tut nichts zur Sache", so Fechner gestern Nachmittag. "Die DVU werde wegen übelster Verleumdung in der Ausstellung wohl Anzeige stellen".