Quelle: Pressegruppe des 12. Antifa-Workcamps Mittwoch, den 26. 7. 2000
Unsere Fahrt zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora
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Unser Parkplatz war in einer idyllische Landschaft in der Nähe von Nordhausen. Wir wußten
zwar, daß im hübschen Berg nebenan Stollen sind, in denen die deutsche Rüstungsindustrie
ohne jeden Skrupel Häftlinge regelrecht verheizt hat.
![]() Bevor ich zur Besichtigung der Stollen komme, will ich noch einiges genau zu diesem Motto sagen. Das KZ wurde gegründet, als die Produktionsstätten der "V2" in Peenemünde bombardiert wurden. Die leitenden Ingenieure und der Rüstungsminister Albert Speer hatten die Idee, die Produktion unterirdisch fortzusetzen. Beim Ausbau der Stollen wurden Häftlinge regelrecht verheizt. Wer bei Betonierungsarbeiten nicht mitkam, wurde einbetoniert. Wer in der kalten feuchten Luft der Stollen krank wurde, kam auf Transport nach Bergen-Belsen und Majdanek. Sieben Monate nachdem die erste Häftlinge auf dem Kohnstein eintrafen, war das Krematorium fertiggestellt. Die Idee, Häftlinge beim Bau der "Wunderwaffe" einzusetzen, stammte von den leitenden Ingenieuren. Vor allem aus Geheimhaltungsgründen bevorzugten sie diese Variante. Das heißt, daß sie von vornherein damit rechneten, daß keiner der an der Poduktion beteiligten überleben sollte. Einer der bekanntesten Namen ist Wernher von Brauns, auf dessen Schicksal ich unter noch eingehen werde. ![]()
Die theoretischen Ausführungen bereiteten uns nicht wirklich auf den Besuch der
Stollen vor. Erst als wir in der kalten feuchten Luft standen und sahen, wie riesig der
kleine Ausschnitt war, den wir besichtigen konnten, wurden uns die gigantischen Ausmaße des
Projektes klar.
Wir sahen die Schlafräume, in denen die Häftlinge zwischen der Knochenarbeit schlafen
konnten. Manche blieben vier Monate hintereinander unter der Erde. Wir sahen Reste von
Toiletten, die aber erst eingebaut wurden, als auch Zivilarbeiter dort anfingen zu arbeiten.
Zeitzeugen berichten, daß diese übrigens ebensoschnell mit dem Knüppel bei der Hand waren,
wie die SS, wenn sie der Meinung waren, daß nicht schnell genug gearbeitet wurde. Für die
Produktion der V2 mußten 20 000 Menschen sterben. Am 11. April wurde dieses Lager von
amerikanischen Einheiten befreit. Sofort begann der Kalte Krieg. Die ersten Bestrebungen
galten der Sicherung des Wissens und der Technologie der Raketenherstellung. Ein Archiv von
über 10 Tonnen Material dazu und Teile der Ausstattung wurden in die USA gebracht. Mit ihnen,
gegen die US-amerikanischen Gesetze, die die Einreise von Nazis verbieten, leitende
Ingenieure und Techniker, unter ihnen Wernher von Brauns. Er entwickelte in den USA die
Technologie weiter und verhalf ihr so zu einer ausgereiften Waffenausstattung mit Raketen.
Später wirkte er am Apollo-Mondprogramm der NASA mit. Einer seiner Kollegen, die er aus
Mittelbau-Dora mitgebracht hatte, bekam dafür sogar den höchsten NASA-Orden. Auch die Rote
Armee interessierte sich für die Technologie. Da ihnen nichts anders übrig gelassen war,
demontierten sie die komplette Fertigungsstraße und forschten damit weiter. Auch ohne die
Ingenieure schafften sie es, als erste einen bemannten Raumflug zu veranstalten.
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