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RE-AKTIONEN, Leipziger Flüchtlingspostille, November 2000, Nr. 2 Points of View: Schluß mit dem Kulturaustausch! Für mehr politischen Widerstand! Im Museum für Völkerkunde findet vom 27.September bis zum 31.Dezember 2000 eine Sonderausstellung unter dem Namen "Rosen und Nachtigallen" statt, die sich der persischen Kunst widmet. Begleitend zu dieser Sonderausstellung finden vom 2.-8. November Tage des iranischen Films statt. Das Kommunale Kino in der naTo und Cineding richten diese Filmtage aus und werden dabei von der Kulturabteilung der Botschaft der Islamischen Republik Iran unterstützt. Wir sind sehr entäuscht vom Kommunalen Kino, dass es diese Filmtage in Zusammenarbeit mit dem iranischen Regime ausrichtet. Vor allem sind wir deshalb entäuscht, weil das Kommunale Kino bzw. die naTo in der Vergangenheit Platz und Möglichkeiten geboten hat, um über die tatsächliche politische Situation im Iran zu informieren. So fand im März 2000 eine Informationsveranstaltung statt über die Situation politischer Gefangener im Iran. Es ist leider sehr verbreitet in Deutschland, Nicht-Deutsche immer nur als Repräsentanten angeblich fremder Kulturen wahrzunehmen. Dies zeigten auch die "Interkulturellen Wochen" in Leipzig, wo jedes Jahr Flüchtlinge Essen kochen, tanzen und über ihre Religion sprechen dürfen. Nur selten fragt jemand nach den politischen und ökonomischen Ursachen für Flucht und Migration. Nein, es soll interkulturell und multikulturell zugehen, und - schön unpolitisch! Wer keinen politischen Ansatz hat, dem fällt es auch nicht schwer, mit einem Regime zu kooperieren, das keinen Parteienpluralismus gestattet, das im Namen der Religion eine Geschlechteraparthheid aufrechterhält, das keine Gewerkschaften zulässt und das protestierende Studenten ins Gefängnis wirft. Wer keinen politischen Ansatz hat, dem würde es auch nicht schwerfallen, die Botschaften der Türkei oder des Iraks als Kulturvertreter einzuladen, um über die kulturellen Besonderheiten der Kurden zu reden. Wer keinen politischen Ansatz hat, der würde vielleicht auch eine Podiumsdiskussion mit den afghanischen Taliban über angeblich kulturelle Unterschiede führen! Schliesslich aber sollten wir Flüchtlinge uns daran erinnern, dass wir es sind, die einen politischen Ansatz haben. Wir sollten unsere exilpolitischen Aktivitäten intensivieren, damit die Deutschen uns als das wahrnehmen, was wir sind: politische Menschen! Komitee der iranischen Verfolgten und politischen Gefangenen/ Leipzig |
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