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RE-AKTIONEN, Leipziger Flüchtlingspostille, September 2000, Nr. 1 Points of View: Stimme der Flüchtlinge in Sachsen Bisher war es so, daß die Stadt Leipzig die Asylsuchenden als Elemente betrachtete, die am Rande der Gesellschaft stehen. Man betrachtete uns als Menschen, die ernährt werden, in Unterkünften mit der Bezeichnung "Heim" leben und die ab und zu Straftaten begehen. Wir galten bislang als eine Ansammlung von Asylsuchenden, ohne Beachtung sozialer, individueller, sprachlicher und kultureller Unterschiede und Interessen. An das Innenleben eines Asylsuchenden, an seine Psyche, denkt niemand. Und niemandem fällt es ein zu verstehen, wie schwierig es für uns ist an einem Ort ohne festen Platz zu leben, in einer Situation permanenter Unsicherheit. Aber selbst einfache Themen haben keinen Platz, einfache Themen wie das Recht auf Arbeit oder aber das Recht auf Entscheidungsfreiheit in selbstverständlichen Dingen des Lebens wie z.B. wenn es um den Wohnraum und die Ernährungsweise geht. Und wir Asylsuchenden haben auch nicht die rechtliche Möglichkeit, die deutsche Sprache zu lernen, um diese Gesellschaft zu verstehen und an ihr und ihren Auseinandersetzungen teilnehmen zu können. Schließlich ertrugen wir die Situation nicht mehr. Im Juni begannen wir mit Protestaktionen gegen die unwürdige Behandlung, die wir hier erfahren. Unsere Demonstration am 6.Juni war der Höhepunkt. Jeder in Leipzig sollte den Ruf "Wir sind Menschen" hören! Ein Ruf, der von einem Protestzug ausging, ein Protestzug, formiert durch Flüchtlinge und Menschen, die uns unterstützen. Ein bisher für die Öffentlichkeit nicht erkennbares Problem sollte sichtbar gemacht werden. Es war eine Protestbewegung, die zunächst spontan vorging. Sie war so mittellos, die Termine und die anderen Absprachen durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet wurden. Schließlich gab es Koordinierungen. Und es entstand eine bisher nicht da gewesene Solidarität zwischen Flüchtlingen und Nicht-Flüchtlingen in Leipzig und Sachsen. Obwohl diese Bewegung ihr Ziel nicht erreichen konnte, wurde durch die erstmalige Organisierung der Grundstein für zukünftige Erfolge gelegt. Bisher gibt es einige Schwierigkeiten dieser Bewegung:
Schließlich muß erwähnt werden, daß obwohl die Flüchtlinge das erhoffte Minimum nicht erhalten haben- im Gegenteil: sie sollen Rechte einbüßen-, Proteste nicht verboten werden können. Außerdem kam es erstmals zu einer größeren Zusammenarbeit zwischen Flüchtlingen und linken Kräften in Leipzig. Durch eine Organisierung und durch Aufklärungsarbeit werden die Flüchtlinge diejenigen sein, die schließlich doch die gegnerische Seite zum Rückzug zwingen können. Für eine Plattform sollte künftig über folgenende Themen nachgedacht werden:
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