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Leipziger Volkszeitung, 19.06.2000
Linke Demo in Grünau verlief ohne Zwischenfälle
Rechte vor und nach dem Marsch in Gewahrsam genommen
Friedlich verlief eine Demonstration, bei der am Sonnabend Nachmittag nach Polizeiangaben rund 1000 Teilnehmer unter dem Motto "Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein" mit Plakaten und Fahnen durch Grünau marschierten. Die Organisatoren vom Bündnis gegen Rechts zählten rund 1200 vorwiegend jugendliche Teilnehmer und nannten die Demonstration, der ein Kulturprogramm mit mehreren Punkbands vorausging, einen "vollen Erfolg".
"Dass wir hier in Grünau demonstrieren, zeigt den Nazis, dass sie in diesem Stadtteil mit entschiedener Gegenwehr zu rechnen haben", sagte ein Sprecher. Bei Stopps des Zuges zwischen Breisgau-, Lützner und Schönauer Straße solidarisierten, sich die Teilnehmer mit den derzeitigen Protestaktionen von Flüchtlingen in Leipziger Asylbewerberheimen. Außerdem forderten sie die Einrichtung eines alternativen Jugendzentrums in Grünau – "zur effektiven Förderung antifaschistischer und antirassistischer Jugendkulturen".
Im Vorfeld der von PDS-Stadträtin Juliane Nagel angemeldeten Demo wurden in Grünau 16 Personen aus dem Raum Leipzig und Dresden, die die Polizei dem rechten Spektrum zuordnete, in Präventivgewahrsam genommen. Außerdem wurden 36 Platzverweise ausgesprochen. Nachdem sich der Protestzug aufgelöst hatte, sammelten sich an der Tankstelle an der Ecke Lützner/Schönauer Straße zwischen 30 und 40 Personen und begannen einen Marsch durch den Stadtteil. In der Breisgaustraße wurden die ebenfalls dem rechten Spektrum zugeordneten Personen von Sicherheitskräften angehalten. Die Beamten sprachen Platzverweise aus. Da diese teils nicht befolgt wurden, löste die Polizei den Marsch auf und nahm 32 Teilnehmer über Nacht in Gewahrsam. Rund 400 Beamte waren im Einsatz, darunter eine Hundertschaft aus Bayern.
dahl

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