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Leipziger Volkszeitung, Regionalbeilage Döbeln 01.08.2000

Ein Leben zwischen Angst und Langeweile
Der Alltag im Roßweiner Asylbewerberheim

Zu einem verstärkten Kampf gegen Rechtsextremismus haben Politiker und Künstler angesichts der jüngsten ausländerfeindlichen und rassistischen Übergriffe aufgerufen. Was aber weiter im Hintertreffen bleibt, sind die Sorgen und Probleme der Betroffenen selbst. Die DAZ hörte sich unter den Bewohnern des Roßweiner Asylbewerberheimes in der Goldbornstraße um.
"Ich will frei sein, als Mensch", bringt Abdelhafid Bahloul seine Sehnsucht auf den Punkt. Schon seit neun Jahren ist der Marokkaner in deutschen Wohnheimen untergebracht. Sicher, so erzählt er, habe er auch Angst vor ausländerfeindlichen Übergriffen. Seiner Meinung nach seien diese allerdings in den letzten Jahren eher zurückgegangen. "1992 war das noch viel schlimmer", erinnert sich Abdelhafid. Als zermürbender empfindet er die Schwierigkeiten seines alltäglichen Lebens. Knappes Taschengeld, Langeweile und die ständige Ungewissheit, ob sein Asylantrag endgültig anerkannt wird, belasten den 40-Jährigen. Mit Unverständnis beschreibt er undurchsichtige Behördenwege.
Mahmut Kojkmaz ist noch konsequenter in seiner Wortwahl. Der Kurde vergleicht seine Beengtheit sogar mit einem Gefängnis: "Das ist wie im Knast." Seit fast vier Jahren wird der 20-jährige in Deutschland geduldet und lebt in ständiger Ungewissheit über seine Zukunft.
Wenn die Asylbewerber ihre Herberge verlassen, bleiben sie unter sich. "Die meisten Einheimischen ignorieren uns einfach, manchmal tuscheln sie hinter unseren Rücken." Von Integration könne da keine Rede sein. Doch auch von Übergriffen wissen die Bewohner zu berichten. Erst vor kurzem sei mitten in der Nacht ein Mann mit Hund am Wohnheim aufgetaucht und habe die Bewohner aus der Nachtruhe gerissen. Sogar mit einer Gaspistole soll er den verschreckten Bewohnern gedroht haben. Kein Einzelfall. Vertraulich erzählt ein Asylbewerber von Verbalattacken gegen einen Farbigen oder davon, wie ein Hund von Jugendlichen auf eine türkische Frau gehetzt wurde...

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