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Leipziger Volkszeitung 22.07.2000

In Leipzig und im Umland Asylbewerber beenden Streiks ohne Erfolg

Zur Beendigung ihrer Streiks haben sich gestern die Asylbewerber aus den Leipziger Heimen und aus dem Umland entschlossen. Seit Anfang Juni waren sie im Ausstand. Nachdem sich Leipzig jetzt der Weisung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern (SMI) fügen und die im Juni vorgenommenen Bargeld-Auszahlungen einstellen musste, sehen die Flüchtlinge keine Aussicht auf Erfolg mehr und nehmen die Pakete nun wieder an. Darüber informierte gestern Anja Treichel-Ahmed vom Unterstützerverein Kahina e.V..
"Die meisten von ihnen sind sehr verzweifelt", sagte die Sprecherin. Sie kann den Asylbewerbern und Geduldeten, die sich länger als drei Jahre in Deutschland befinden und laut Asylbewerberleistungsgesetz Anspruch auf Bargeld hätten, auch keine Hoffnung machen. Bei einem kürzlich geführten Gespräch mit dem Abteilungsleiter Asylwesen im SMI, Eike Springbrunn, habe dieser nochmals darauf hingewiesen, dass die Bargeldlösung auf keinen Fall in Frage komme. Seiner Meinung nach werde Geld vornehmlich an Schlepper und nicht zur Versorgung der Familien genutzt. Auch habe sich die Möglichkeit des Einkaufens mit Wertgutscheinen in Supermärkten als zu kompliziert herausgestellt.
"In Taucha haben wir mit Discountern und Läden verhandelt, aber sie lehnen die Annahme von Wertgutscheinen ab", bestätigte auch die zu- ständige Beigeordnete Angelika Stoye. Im Tauchaer Asylbewerberheim soll jedoch bereits ab Montag ein neuer Betreiber für das Magazin gefunden sein. Der bisherige Versorger hatte überteuerte Preise für Lebensmittel verlangt.
Trotz des abgebrochenen Streiks wollen die Asylbewerber weiter auf sich aufmerksam machen. Geplant sind unterschiedliche Veranstaltungen; unter anderem wollen Kahina e.V. und der Flüchtlingsrat Marie-Luise Beck, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, zu einem Gespräch nach Leipzig einladen. Konkrete Termine sind jedoch noch nicht bekannt.
eva

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