j











Leipziger Volkszeitung, Regionalbeilage Eilenburg 08.07.2000

"Lieber tot, als so zu leben"
Asylbewerber Kamran Taregh ist in Taucha im Hungerstreik

Acht Männer setzen im Tauchaer Asylbewerberheim ihren am 18. Juni begonnenen Hungerstreik fort. Unser Zeitung sprach jetzt mit dem 25-jährigen Iraner Kamran Taregh.

Was wollen Sie mit Ihrem Hungerstreik durchsetzen?

Ich möchte Rechte haben, wie andere Menschen auch: die Möglichkeit auf Arbeit, eine Integration ins Leben der Deutschen, das heißt auch die deutsche Sprache lernen. Unser Heim liegt im Wald. Da sind wir fast wie im Gefängnis vom normalen Leben weitestgehend abgeschnitten. Die Möglichkeit, uns so zu ernähren, wie wir es gern wollen, ist durch die Magazinverpflegung im Heim eingeschränkt. Wer möchte schon jeden Tag nur gefrorene oder gar überlagerte Speisen essen. Doch die Verpflegungsproblematik ist bloß der Auslöser des Streiks.

Wie fühlen Sie sich körperlich?

Die Kräfte schwinden von Tag zu Tag mehr. Doch für mich ist es besser, zu sterben als unter solchen Umständen zu leben. Das ist kein Leben. Das ist wie Gefängnis.

Was nehmen Sie zu sich?

Die erste Zeit habe ich nur Wasser getrunken. Nun legen aber Freunde, die schon Hungerstreik-Erfahrungen haben, Wert darauf, dass ich jeden Tag auch ein bisschen Saft und zwei Stück Würfelzucker zu mir nehme. Damit haben einige schon 100 Tage überlebt. Schließlich soll die Kraft solange als möglich reichen, um wirklich Veränderungen durch die Politiker zu bewirken.

Seit wann sind Sie in Deutschland?

Den Asylantrag habe ich im Dezember 1998 gestellt. Dann bin ich über die Stationen Chemnitz und Döbeln, über das Heim in der Torgauer Straße in Leipzig nach Taucha gekommen.

(Es fragte Heinz Richter.)

zurück