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Leipziger Volkszeitung, Regionalbeilage Eilenburg 05.07.2000

Asylbewerber in Doberschütz protestieren gegen Lebensbedingungen
Für Arbeitserlaubnis und mehr Freiheit

Auch die Asylbewerber in Doberschütz haben sich der Protestaktion gegen das Asylbewerberleistungsgesetz angeschlossen. Die rund 80 Bewohner des Heimes fordern neben der Arbeitsgenehmigung eigenes Geld, kostenlose Deutschkurse, verbesserte Wohnbedingungen und die Abschaffung der Pflicht, sich ausschließlich im Landkreis Delitzsch aufhalten zu dürfen. Derzeit müssen die Bewohner zusammen mit der Heimleitung im dörflichen Konsum einkaufen - stattdessen wollen die Asylbewerber eigenes Geld gemäß des Bundessozialhilfegesetzes. "Deshalb treten wir in einen Streik, der sich auf Taschengeld und Verpflegung bezieht", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Bewohner.
Im Landratsamt Delitzsch warnte Dieter Zebrowski, Leiter des Büros des Landrates, bestimmte politische Gruppen davor, die Asylbewerber zu instrumentalisieren. "Mit ihrer Aktion betreibt die PDS in Leipzig fast so etwas wie Landfriedensbruch. Sie missbraucht die Asylbewerber, in dem sie deren menschlichen Begehrlichkeiten weckt." Zudem kritisiert Dieter Zebrowski die uneinheitliche Anwendung des Bundesrechtes in den Ländern sowie die unterschiedliche Handhabung der Verwaltungsvorschriften des sächsischen Innenministeriums. Dieter Zebrowski plädiert stattdessen für eine schnellere Behandlung der Asylanträge: "Damit lösen sich die anderen Probleme wie das Arbeitsverbot von selbst."
Die Klage gegen vermeintliche Mängel der Wohnheime für Asylbewerber im Landkreis weist Dieter Zebrowski indes zurück: "Wir haben Vertreter der Vereinten Nationen zu Besuch im Wohnheim Taucha gehabt. Dabei wurden die Lebensbedingungen als in Ordnung empfunden."
Daniel Meier

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