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junge Welt 04.07.2000

Leipzig: Flüchtlinge wollen Arbeit

Asylbewerber aus sechs Unterkünften in Leipzig und Umgebung haben am Montag eine Protestaktion gegen ihre Lebensbedingungen gestartet. Sie wollten bis auf weiteres die Annahme von Essenspaketen und Taschengeld verweigern, sagten drei Asylsuchende am Montag auf einer Pressekonferenz. Bereits seit drei Wochen sind neun Bewohner eines Asylbewerberheims in Taucha bei Leipzig im Hungerstreik. Am kommenden Mittwoch ist eine Demonstration in der Leipziger Innenstadt geplant, zu der etwa 500 Teilnehmer erwartet werden.
Die Asylsuchenden wollen mit den Protestaktionen unter anderem eine allgemeine Arbeitserlaubnis für alle Flüchtlinge erwirken, um sich das Geld
für ihren Lebensunterhalt legal und nicht mit unterbezahlter Schwarzarbeit verdienen zu können. Wer keine Arbeit findet, solle ebenso wie Deutsche Sozialhilfe bekommen. Zudem fordern sie eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen in den Heimen sowie kostenlose Deutschkurse auf freiwilliger Basis.
Sie klagten zudem über eine willkürliche Behandlung durch die Behörden und Überbelegungen der Unterkünfte. Außerdem seien sie zum Kauf im Laden des Wohnheims gezwungen, dessen Preise teilweise erheblich über den üblichen Handelspreisen lägen. »Das Leben im Heim ist eine Art offener Vollzug«, sagte ein Palästinenser. »Wir wollen über den Stand unseres Asylverfahrens informiert werden«, verlangten die Bewohner der Tauchaer Unterkunft. Die Protestierenden werden für die Dauer ihrer Aktion mit Spenden oder von der Kirche mit Lebensmitteln versorgt.


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