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Flugblatt vom 26.10.2000

Kultitumulti statt Politik! Vorwärts zu den nächsten Interkulturellen Wochen!

Im Juni und Juli diesen Jahres protestierten Flüchtlinge aus Heimen in der Stadt Leipzig und im Umkreis gegen die restriktive Handhabung des Asylbewerberleistungsgesetzes in Sachsen. Zunächst forderten sie Bargeldzahlungen statt Sachleistungen für alle die Flüchtlinge, die länger als drei Jahre in der BRD leben. Die Proteste nahmen die Form von Paketverweigerung, Hungerstreiks und Strassenblockaden an. Höhepunkt der Proteste war eine Demonstration durch die Stadt Leipzig am 6.Juli 2000, an der mehr als 600 Menschen teilnahmen. Die Flüchtlinge forderten nun nicht mehr nur eine generösere Auslegung des Asylbewerberleistungsgesetzes, sondern sie forderten eine Arbeitserlaubnis, bessere Wohnbedingungen, die Abschaffung der Residenzpflicht und kostenlose Deutschkurse. Es war der erste Protest von Flüchtlingen, der sie in einem bemerkenswerten Masse über die Grenzen von Sprache, Heimen, sozialer Herkunft und Aufenthaltsstatus miteinandervereinigte.

Im September diesen Jahres finden wie alljährlich die Interkulturellen Wochen statt. Auch hier treffen wir auf Flüchtlinge. Immerhin gibt es ja ca. 1.200 von ihnen allein in Leipziger Heimen. Aber Flüchtlinge wie Ausländer im allgemeinen spielen bei den Interkulturellen Wochen eben die Rolle, die sie immer spielen. Prominente Poeten oder Wissenschaftler, die es im Exil zu etwas gebracht haben, dürfen als Poeten oder Wissenschaftler auftreten. Andere Ausländer- postmodern beliebig und vage "Fremde" genannt- treten aber als Köche, als Musiker und als Tänzer auf. Manchmal, wenn es um die nur noch psychoanalytisch statt gesellschaftskritisch zu erklärenden Probleme der "Fremde" geht, dürfen Ausländer auch Betroffene sein.

Diese Sachlage wirft doch einige nachdenkenswerte Fragen auf:

  1. Warum gibt es während der Interkulturellen Tage nicht eine einzige Veranstaltung, die sich explizit dem Asylbewerberleistungsgesetz und den Protesten der Flüchtlinge im Sommer widmet?
  2. Wieso haben Flüchtlinge kein eigenes Podium, sondern werden immer nur als kulturelles Beiwerk oder aber als Betroffene, nie aber als politische Akteure wahrgenommen und geladen?
  3. Welchen Stellenwert hat eigentlich Rassismus innerhalb der Interkulturellen Wochen? Fremd ist der Berliner auch in Leipzig. Aber es macht etwas aus, ob man an der Hautfarbe, an einem Davidstern oder aber am Dialekt identifiziert wird.
Genügt es da, über "das Fremde" zu reden?

UnterstützerInnenkreis der Flüchtlingsproteste

Tag des deutschen Flüchtlings in der Räterepublik Schwarzembargo
(-ein visionäres Programm-)

7.22 Uhr Festsaal im Räterathaus Eröffnung des Tages durch den stellvertretenen Leiter des Büros beim Amt für behördlich kontrollierte Fremdenintegration, Herrn Dr. Mīpenso; Fotoausstellung: Das harte Überleben in den deutschen Alpen im Winter. (Herbert Krause)

8.35 Uhr Bierzelt auf der Festwiese: Frühschoppen mit Podiumsdiskussion zum Thema:
"Alkoholismus unter deutschen Fremden und damit verbundene Probleme der Integration"
im Podium u.a. Dr.Dr. Mīpenso, Psychotherapeut sowie ein Betroffener

11.12 Uhr Studio Festwiese Live-Sendung: "Sche teim- Wär mit wehm?"
anschliessend therapeutische Übungen mit sächsischen Fremden (Mimik, Gestik, Rhetorik)

11.22 bis 13.22 Uhr Offenes Buffett: Essen für die Völkerverständigung
Kulinarische Köstlichkeiten (Sauerbraten, Kartoffelpuffer, Krautvariationen und vieles mehr)

13.38 Uhr Zimmer 1/Räterathaus: Informationsveranstaltung zum fremdkulturellen Verstehen
"Und reiche die Hand zum Grusse..."- Zur Bedeutung des Handschlags bei deutschen Fremden;
Vortrag von Prof.Dr. Mīpenso, Leiter desd Ethnologischen Institutes der Universität Schwarzemberge

14.06 Uhr Zimmer 2/Räterathaus: Informationsveranstaltung zum fremdkulturellen Verstehen "Andere Länder, andere Sitten- Die Hostie oder: Sie fressen unseren Heiland"
Vortrag von L. Mīpenso, Erster Priester des Kanguni-Tempels über seltsame Sitten der Christen

ab 15.19 Uhr Bunter deutscher Familiennachmittag mit Aktionen; gesponsort von Siemens

18.37 Uhr Zimmer 1/Räterathaus: Informationsveranstaltung zum fremdkulturellen Verstehen
"Guten Morgen, du Schöne!"- Vortrag von Frau Dr. Mīpenso (Gynäkologin und Soziologin) zur Situation deutscher Frauen unter der Last von Arbeitswahn, Schlankheitsidealismus und Piercingfolter. Anschliessende Diskussion auch mit betroffenen Frauen

19.52 Uhr unter freiem Himmel/Festwiese: "Trunkene Rose und lächelnde Nachtigall"
Poetische Lesung mit Herbert Krause (Berlin/Schwarzembargo)
Diese Lesung wird gefördert und begleitet durch die Kulturabteilung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland (BRD); geladen ist der Kulturattaché Herr Beendé

ab 21.09 Geselliges Benefizkonzert unter dem Motto:
"Zäune, Mauern, Gartenzwergo- Deutsche rein nach Schwarzembargo!" Konzert mit Rock, Pop, Hardcore und Punk; Eintritt frei

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