CHARAKTER UNSERER GESELLSCHAFT
 



Inhaltsverzeichnis:
                        Gesellschaft

                        Eine im Wesentlichen kapitalistische Gesellschaft

                        Ein rückständiger und deformierter Kapitalismus

                        Das  Agrarproblem

                        Die Imperialistische Dominanz: Der Neokolonialismus

                        Charakter des  Staates

                        Das  nationale Problem

                        Die soziale Klassen

                        Die der Revolution feindlich gegenüberstenden Klassen

                        Verbündete oder zu Neutralisieren
 
                        REVOLUTIONÄRE KLASSEN

                                DIE VERARMUNG DER MASSEN

 



Nach Ansicht der MRTA entstand der Kapitalismus in Peru nicht im Kampf gegen den Feudalismus, sondern als eine Projektion der Entwicklung des Weltkapitalismus und der Expansion des Imperialismus.

Gesellschaft

Die große Anstrengung, unsere Gesellschaft zu charakterisieren, hat als Ziel, eine größtmögliche Perspektive zur Garantie des Sieges der Revolution und des Aufbaus einer Gesellschaft in Übereinstimmung mit den Erfordernissen unserer Heimat.
Während vieler Jahre war die Charakterisierung der Gesellschaft das zentrale Thema in der Diskussion der peruanischen Linken. Aber diese Diskussion entbehrte der notwendigen Entschiedenheit: Viele der verwendeten Kategorien hatten ihren Ursprung in der Notwendigkeit, sich von den jeweils anderen zu unterscheiden oder in der dieser Zeit eigenen verbalen Konkurrenz.

Ein allgemeiner Fehler ist es, zu versuchen, die gesamte peruanische Gesellschaft auf der Grundlage der Verallgemeinerung einer einzigen Produktionsweise analysieren zu wollen. In den nach Klassen aufgeteilten Gesellschaften gibt es im Allgemeinen nicht nur eine einzige Produktionsweise: die herrschenden Klassen setzen ihre Hegemonie durch und mit ihr unterordnen sie sich die zurückgebliebenen Produktionsweisen und -formen, die nur dann eliminiert werden, wenn sie ihren Interessen direkt zuwiderlaufen. Es handelt sich hierbei um ein universales Prinzip und Peru kann dieser Regel nicht entgehen: Zu Beginn führte die spanische Krone den kolonialen Feudalismus ein, aber ohne den Agrarkollektivismus der indianischen Gemeinschaften auszurotten; danach entstand das kapitalistische System nicht im Kampf gegen den Feudalismus, sondern als eine Projektion der Entwicklung des Weltkapitalismus und der Expansion der imperialistischen Interessen, indem sich ein Teil der alten Oligarchie in Bourgeoisie verwandelte, während das andinische Volk sich soweit wie möglich auf seine Gemeinschaft zurückzog, um sich vor der Aggression des herrschenden Systems zu schützen.

Was wir analysieren werden ist nun die in Peru vorherrschende Produktionsweise und davon ausgehend wie auch damit, in ihrem Interesse verbundene andere Produktionsweisen, wofür es nötig ist, die Produktion, die sozialen Produktionsbeziehungen, die sozialen Klassen und den Staat einzubeziehen. Außerdem reicht es in dem Imperialismus unterworfenen Ländern wie dem unsrigen nicht aus, die innere ökonomische Struktur zu analysieren. Es müssen auch die Tendenzen der Weltwirtschaft studiert werden, die immer integrierender wird und eine entscheidende Rolle in unserer Wirtschaftsstruktur spielt.

Eine im Wesentlichen kapitalistische Gesellschaft

Wir haben bereits die Phasen aufgezeigt, die unsere Gesellschaft in ihrer Geschichte durchlaufen hat bis zu derjenigen, in der die vorherrschende Produktionsweise die kapitalistische ist. Noch gibt es welche, die diese Realität in Zweifel ziehen, aber die Tatsachen, „die bezeugbaren Tatsachen", wie Lenin zu sagen pflegte, unterstreichen unsere Einschätzung, wie wir im Folgenden darlegen werden.

Derzeit ruht das Hauptgewicht unserer Ökonomie auf den Bereichen, in denen die Präsenz des Kapitalismus indiskutabel ist. Dies zeigt sich in der Reduzierung des Anteils der Landwirtschaft - dem Bereich, in dem sich die ausgeprägtesten nicht-kapitalistischen Produktionsweisen finden - am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieser Rückgang ist auf der einen Seite dem Wachstum der dynamischsten Sektoren des Kapitalismus und zum anderen der strukturellen Krise der Landwirtschaft geschuldet, die bereits mehrere Jahrzehnte anhält. Die folgende Tabelle belegt das:

Tabelle Nr. 1
Anteil der Landwirtschaft am BIP (in Prozent)
1950
23,7%
1956-1960 
17,4%
1961-1965 
15,3%
1966-1970 
14,0%
1971-1975 
12,6%
1976-1980 
11,0%
1981-1985 
10,9%
Quelle: Instituto Nacional de Estadística - INE

Der Zusammenbruch, den man zwischen 1950 und 1970 sieht, ist Konsequenz - wie schon erwähnt - der grundlegende Krise, in der sich die peruanische Landwirtschaft befindet, aber auch der praktischen Umsetzung der großen Bergbauprojekte wie dem von Marcona und des Wachstums der vom Imperialismus erzwungenen Industrie zur „Substitution der Importe". Die Struktur des BIP von 1985 kann uns diese Einschätzung verdeutlichen:

Tabelle Nr. 2
Das BIP von 1985 (in Prozent)
Landwirtschaft 
11,5%
Fischerei 
0,8%
Bergbau 
12,6%
Manufaktur 
22,1%
Elektrizität, Gas, Wasser 
1,1%
Bauwesen
4,6%
Wohnungsbau 
2,7%
Regierung 
7,8%
Andere 
34,9%
Importrechte 
1,9%
Quelle: INE

Nur die Manufaktur übersteigt den Anteil, mit dem die Landwirtschaft am BIP beteiligt ist. Aber wenn wir zu ersterer die Fischerei, den Bergbau, das Bauwesen und die Dienstleistungen hinzurechnen, sehen wir, daß der Unterschied zugunsten der Bereiche mit fortgeschrittener kapitalistischer Entwicklung augenfällig ist.

Diejenigen, die den kapitalistischen Charakter unserer Gesellschaft negieren erheben aber das Argument, daß die bäuerliche Bevölkerung die Mehrheit in unserem Lande darstelle und das dies der Maßstab dafür sei, daß wir in semifeudalen Verhältnissen verharren. Als Voraussetzung ist diese Tatsache nicht grundlegend: wenn dies so wäre, müßten wir feststellen, daß das koloniale Peru „gesellschaftlich" gewesen sei, weil die Mehrheit der damaligen Bevölkerung sich in den indianischen Gemeinschaften konzentrierte. Aber dieser Bezugspunkt hilft auch jenen nicht, die auf dieses Argument beharren, wie die folgenden Zahlen belegen:

Tabelle Nr. 3
Wirtschaftlich aktive Bevölkerung (WAB) (in Prozent)
Bevölkerung (%) 
PEA (%)
Jahre
Stadt
Land
Stadt
Land
1940
37,8
64,2
47,8
52,2
1960
46,6
53,4
48,8
51,2
1970
52,5
47,5
54,9
46,1
1980
58,8
41,2
64,0
36,0
1985
62,5
37,5
65,5
34,5
Quelle: INE

Aus vorstehender Tabelle geht klar hervor, daß in den vergangenen vierzig Jahren eine konstante Wanderungsbewegung der Bevölkerung in die Städte zu verzeichnen war. Dieser Prozentanteil ist noch höher, wenn wir sie in das Verhältnis zur Arbeit setzen. Gegen diese Tatsachen stehen einige auf, die die Siedlungen und ihre Ausdehnung einbeziehen wollen. Doch es zeigt sich, daß 1940 die Ortschaften mit weniger als 2000 Einwohnern einen Anteil von 74,6% der Bevölkerung umfaßten, während sich heute dort nur 41,3% konzentrieren.

Ein rückständiger und deformierter Kapitalismus

Entstanden als eine Projektion der Interessen des Imperialismus entsprach der Kapitalismus in Peru nie den Erfordernissen der nationalen Entwicklung und deshalb wies er seit seinen Anfängen einen markanten monopolistischen Charakter auf, in dem eine Spitze von Firmen, die im Eigentum der dynamischsten Sektoren der Ausbeuter sind, auf Kosten der Arbeit der absoluten Mehrheit der Peruaner leben. Dies verzeichnen wir in der gegenwärtigen Struktur der peruanischen Industrie:
Die Mehrheit der Niederlassungen beschäftigt zwischen fünf und 19 Arbeitern, d.h, es handelt sich um kleine Firmen und ihre Eigentümer sind Kleinbürger, die nicht entscheidend die nationale Ökonomie beeinflussen, da sie, obwohl sie 70 Prozent der Gesamtsumme stellen, nur dem fünften Teil der Arbeiter Beschäftigung geben, den zehnten Teil des produzierten Wertes auf sich vereinigen und nur über den zwanzigsten Teil der Maschinen und Anlagen verfügen.

All das verweist auf die mangelnde Kapitalisierung dieser Firmen. Sehr unterschiedlich davon ist der Fall der sechs Prozent Firmen, die mehr als 100 Arbeiter beschäftigen und deren Eigentümer die obere Mittelklasse und die Großbourgeoisie bilden: sie beschäftigen fast die Hälfte der Industriearbeiter, produzieren rund zwei Drittel des erwirtschafteten Wertes und besitzen fast drei Viertel der installierten Kapazität an Maschinen und Anlagen. Durch die offene Unterstützung des Staates für die Gruppen der Monopolindustrie hat sich diese Tendenz in den letzten Jahren weiter akzentuiert.

In anderen Bereichen., wie im Bergbau, dem Bauwesen und der Fischerei sind diese Unterschiede noch größer als in der Industrie. Und die Existenz der kleinen Werkstatt- oder Handwerksfabriken mit wenig Kapital basiert hauptsächlich auf der Überausbeutung der Arbeitskraft.
Die kapitalistische Struktur hat keine Entwicklungsangebote für Peru, obwohl es sich dabei um ein Land mit immensem Reichtum an Bodenschätzen handelt, die sehr gut als Basis einer mächtigen Industrie für den Bau von Maschinen, Anlagen und Produktionsmitteln dienen könnte. In diesem Sinne sind die Deformationen, die man in der industriellen Aktivität beobachtet, ein Abbild des Modells der „Substitution der Importe", die vom Imperialismus erzwungen wird: 62,8% der Industrie dient dem unmittelbaren Verbrauch, 20% den Gütern des Zwischenverbrauchs, wie es Möbel usw. darstellen und 17,2% sind „Kapitale", die in Realität die Industrie darstellt, die sich mit der Produktion von Werkzeugen oder Materialien zur Weiterverarbeitung oder für Reparaturen befaßt (die Automobil-, metallmechanische Industrie usw.). Es gibt also keinerlei Industrie der direkten Maschinenfabrikation. Außerdem befinden sich 75% aller Industrieniederlassungen in der Hauptstadt des Landes. Schließlich kommt noch die Überalterung vieler Industrien, die in ihrer großen Mehrheit 20 oder 30 Jahren eingerichtet wurden, und die auf obsoleten und ineffizienten Produktionsmethoden basieren hinzu, während die Welt eine wissenschaftlich-technische Revolution erlebt.

Tabelle Nr. 4
Industrielle Struktur (in Prozent) 
Zahl der Arbeiter  5 - 19  20 - 49  50 - 99  über 100 
Zahl der Firmen  69.7% (4,559 Firmen)  18.2% 
(1186 Firmen) 
6.2% 
(405 Firmen) 
5.9% 
(388 Firmen) 
Beschäftigte  21.3%  18.3% 14.3%  46.1%
Erarbeiteter Wert  9.5%  14.9% 13.1%  62.5%
Maschinen/Einrichtg.  4.5% 10.3% 9.3%  75.9%
Quelle: MITCI - Ministerium für Industrie, Tourismus, Handel und Integration

Wir könnten uns nun fragen, wie sich diese ganze Industrie aufrecht halten kann.
Auf der einen Seite durch die wachsende Entwertung der Artbeitskraft und die Verlängerung der Arbeitszeit, und auf der anderen Seite durch die Unterstützung, die sie vom Staat erhält: dieser beschäftigt sich damit, aus den mageren Taschen des Volkes vielen verschiedene Formen direkter Subventionen für die Bourgeoisie zu ziehen (CERTEX. billige Dollarimporte, Kredite mit Interessenzinsen unterhalb der realen, Werbung für die Produkte im Ausland usw.). Zuletzt versucht er eine Existenz zu garantieren, die sich zunehmend in eine parasitäre verwandelt.

Zu dieser deformierten Struktur des Privatkapitalismus kommt die des Staatskapitalismus. Seit den Ursprüngen der Republik selbst bedienten sich die herrschenden Klassen des Staates, Grund dafür, warum dieser nie eine wirklich wichtige institutionelle Rolle bei der Lenkung der Ökonomie spielen konnte. Nur unter dem reformistischen Prozeß des General Juan Velasco Alvarado nahm der Staat eine wichtige Rolle ein die bis dahin reichte, daß er in seiner Hand ein Drittel der ökonomischen Struktur und ein unter strategischen Gesichtspunkten noch höheren Prozentanteil vereinte. Der nachfolgende Prozeß einer Konterreform zerstörte zunächst einen Teil dieser Struktur und unterstellte den Rest den Interessen der Großbourgeoisie.

Gegenwärtig (1986) repräsentiert der staatliche Sektor ein Fünftel der Ökonomie; in der Weise, in dem sich der Staat den antinationalen Interessen unterordnet, entsprechen diese Unternehmen nicht den Notwendigkeiten des Landes. Daher werden die Reichtümer, die diese mit der gesamten Arbeit der Peruaner hervorbringen, zur Begleichung der Auslandsschulden, der Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Ordnung und zur Bezahlung der Privilegien verwandt, die die bürgerlichen Parteien nach einem Wahlsieg den sie unterstützenden Fraktionen der Klasse anbieten. Außerdem werden diese Unternehmen als eine Quelle zur Bereicherung der Führer der an der Macht befindlichen Parteien angesehen. Solange sich der Charakter des Staates nicht ändert, werden die öffentlichen Unternehmen nicht mehr sein, als ein weiteres Bestandteil des Kapitalismus.

Es ist richtig, daß diese Unternehmen und ihre Benutzung zum persönlichen Nutzen oder zum Nutzen einer Gruppe die Existenz einer eng mit der Bürokratie verwobenen Bourgeoisie voraussetzen. Auch stimmt es, daß fast alle der Gruppen an der Macht im Land sich mit der Benutzung der Teilbereiche der politischen Macht zum eigenen Nutzen entwickelt haben. Es handelt sich um eine Gewohnheit, die noch aus dem 19. Jahrhundert und dem Sklavenhandel, der inneren Verschuldung und dem Guano-Anbau stammt. Ausgehend von dieser Analyse kann man aber nicht von einem „bürokratischen Kapitalismus" als fundamentales Charakteristikum der peruanischen Gesellschaft sprechen. Es ist dies eine deformierte Sicht der Realität die letztendlich dazu verführt, völlig falsche Feinde zu bekämpfen.

In Zusammenfassung ist der staatskapitalistische Bereich nur klein und steht der Großbourgeoisie und dem Imperialismus zu Diensten. Die wirkliche Kontrolle über die Ökonomie befindet sich in den Händen der imperialistischen Monopole, direkt im Falle der Investitionen und indirekt bei den Krediten. Und die Tendenz, die man sich innerhalb der Bourgeoisie durchsetzen sieht, ist die der Reduzierung der Präsenz des Staates auf ein Minimum. Deshalb befindet sich heute ein großer Teil der Staatsunternehmen im Prozeß des Verkaufs und Liquidation.

Das  Agrarproblem

Während die peruanische Gesellschaft die Charakteristika des Semifeudalismus trug, konnte das Agrarproblem im Wesentlichen auf die Frage des Eigentums und die Formen der Aneignung und Ausbeutung der Arbeitskraft reduziert werden. Aber mit dem Durchdringen aller Poren unserer Gesellschaft mit dem Kapitalismus, unterwirft sich dieser die vorherigen Produktionsweisen und wandelt diese um und paßt sie seinen Erfordernissen an. Deshalb löste die Agrarreform der Regierung Velasco auch nicht das Problem der Agrarkrise und brachte den Bauernmassen auch keine Gerechtigkeit, wenn sie auch zu einer großen Umverteilung des Bodens und zur Beseitigung des größten Teils der alten semifeudalen Großgrundbesitzer-Oligarchie führte. Sie war gekennzeichnet vom kapitalistischen Charakter der gesamten Gesellschaft.

In dieser Weise nutzte die neue Verteilung des Bodens nur 300.000 Familien und die große Mehrheit der Bauern, vor allem die armen Landarbeiter, wurden in diesen Prozeß nicht einbezogen. Dazu kam die Form, wie sich die assoziativen, kooperativen, SAIS- u.a. Unternehmen konstituierten. Ihre Eigenschaften entsprechen denjenigen jeder kapitalistischen Kooperative: es existiert die Ausbeutung des armen Landarbeiters (Gelegenheitsarbeiter, Nicht-Teilhaber usw.) oder die Manipulation oder Aneignung von Reichtümern; und sie werden geführt, als wären sie das Eigentum der Bürokratie. Das bestätigt ein mal mehr, daß der Kapitalismus die Essenz jeder Unternehmensform bestimmt.
Es ist richtig, daß einige wenige Haciendas mit semifeudalen Zuständen überbleiben können. Aber das produktive Gewicht dieser ist im Gesamtumfang der Ökonomie fast Null, während der politische Einfluß dieser Reste der alten Großgrundbesitze marginal ist.
Und das reale ist, daß die bäuerlichen Gemeinschaften weiter vom Staat vernachlässigt werden und außerdem permanent bedroht sind von der Gesamtheit der kapitalistischen Struktur. Dieses Phänomen produziert einen doppelten Effekt: auf der einen Seite den Widerstand der Gemeinschaften gegen die Aggression mittels der Verteidigung ihres Bodens oder ihres Eigentums und der Kampf um die eigene Entwicklung mittels der kollektiven Arbeit, und auf der anderen Seite die innere Erosion durch die Penetranz des Kapitalismus, der sie dazu zwingt, sich immer mehr dem Markt auszuliefern und die Prozesse der inneren Differenzierung, die sich in einigen Gemeinschaften zeigen, weiter voranzutreiben. Das zeigt auch, daß, obwohl es sich um eine alternative Form der kollektiven Bewirtschaftung des Bodens handelt, die Gemeinschaften eine grundlegende Umgestaltung erfordern.

Der Kleingrundbesitz war eines der anderen Probleme, die die Agrarreform nicht lösen konnte. Der größte Teil der Bauern Perus besitzen weniger als drei Hektar Boden, was als das unabdingbare Minimum für die Versorgung einer Familie angesehen wird, wenn es sich dabei um Boden von guter Qualität handelt.

Über diese Struktur wurden die Gesetze des kapitalistischen Marktes eingeführt und diese verschärften die Widersprüche und Mängel auf dem Land noch mehr. Die KooperativistInnen, die Landarbeiter und auch die Bauern mit kleinem Landbesitz verwandelten sich in Konsumenten. Untersuchungen in den rückständigsten Regionen des Landes belegen zum Beispiel, daß die Bauern, die vor 20 Jahren im Wesentlichen Selbstversorger waren, heute die Hälfte ihres Verbrauchs einkaufen und deshalb den größten Teil ihrer Produkte zu Billigpreisen verkaufen müssen, die die Handelsbourgeoisie von ihnen erzwingt. Durch dieses Phänomen verarmt das Bauerntum noch mehr.
Hinzu kommt, was der kapitalistische Markt über die Vergabe von Krediten realisiert. Es ist dies eine andere Form der Enteignung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Über diese Mechanismen in der Funktion des kapitalistischen Marktes, der Stadt-Land-Ausbeutung, verfügt die Bourgeoisie über den größten Teil der produzierten Erzeugnissen. Dieser Prozeß führt nicht zu grundsätzlichen Änderungen in der Entwicklung der Produktivkräfte.

Zusammen mit dieser Agrarreform existiert ein anderer Aspekt, der eine grundlegende Umgestaltung auf dem Land bewirkt hat: es handelt sich um die Umwandlung eines wichtigen Teils der Arbeitskraft, die zuvor den semifeudalen oder dienenden Produktionsbeziehungen unterworfen war, hin zur unbezahlten Ausbeutung, sei es mittels der assoziativen Unternehmen oder direkt in den kapitalistischen Niederlassungen. Dies wird in der folgenden Tabelle über die Verteilung der Landbevölkerung deutlich:

Tabelle Nr. 5
Beschäftigte Landbevölkerung 1981 (in Prozent)
Lohnabhängige 
20,5%
Angestellte 
(3,3%)
Arbeiter 
(17,1%)
Auf eigene Rechnung 
75,8%
Quelle: INE

Augenscheinlich erreicht die Zahl der Lohnabhängigen nur den fünften Teil der beschäftigten Landbevölkerung. Aber wenn wir einrechnen, daß im Durchschnitt die Zahl der Erwerbslosen und Unterbeschäftigten auf dem Land die 65% überschreitet, können wir den Wert ermessen, den heute das Gehalt erreicht hat. Viele der Bauern mit Kleingrundbesitz müssen wir unter diesem Aspekt sehen: sie sind Gelegenheitsarbeiter, aber sie sind der Meinung, daß sie „ihr" Land „auf eigene Rechnung" bearbeiten. Es verwirklicht sich so das fundamentale Charakteristikum des Kapitalismus, auf das Karl Marx hinwies: die Verwandlung der Arbeitskraft in eine Ware.

Ein anderer Aspekt der es verdient, genauer studiert zu werden, ist das Gewicht, das die kapitalistischen Haciendas erreichen. Gegenwärtig schätzt man, daß das Grundeigentum zwischen 20 und 500 Hektar rund 18,4% der besten Böden bewirtschaftet. Hiervon ist der größte Teil in Privatbesitz, die Agrarbourgeoisie rechnet mit der Unterstützung durch den Staat und es ist sie, die immer von den interessengeleiteten Preisen und Billigkrediten profitiert hat. Und durch den Prozeß der Parzellisierung und des Kauf-Verkauf von Böden in den letzten Jahren wurde sie noch weiter gestärkt. Deshalb ist die Landbourgeoisie die neue Feindesklasse der Landarbeiter. Zu ihr gesellen sich auch einige alte Großgrundbesitzer die versuchen, auf die Höhe der Zeit zu kommen.
Die Tatsache, daß sich die landwirtschaftliche Industrie in den Händen der Großbourgeoisie befindet, verstärkt noch weiter die Macht dieses Sektors. Diese Industrie greift direkt in die Landwirtschaft ein, sowohl in die Produktion wie auch in den Anbau bestimmter Produkte, für die sie extrem niedrige Preise bezahlt. Außerdem erzwingt sie vom Staat auch eine Politik, die diesen Sektor zum Nettoimporteur von Produkten aus dem Ausland macht.

Dies alles erklärt, warum sich die Agrarkrise weiter verschärft hat. Die folgenden Zahlen geben einen Eindruck vom beschriebenen Drama:

Tabelle Nr. 6
Wachstumsrate des landwirtschaftlichen BIP im Vergleich zum allgemeinen BIP (in Prozent) Jahresdurchschnitt 
Jahre
Allg. BIP
Landw. BIP
1950-1956 
7,2%
0,7%
1957-1962 
6,1%
4,7%
1963-1968 
4,8%
2,5%
1969-1975 
5,1%
1,5%
1976-1980 
2,7%
-0,9%
1981-1985 
-1,5%
1,2%
Quelle: INE, entnommen aus Actualidad Económica

Mit dem Ziel, die Krise zu beenden, hat die Regierung Alan García eine Serie von demagogischen Maßnahmen ergriffen, die in keinster Weise den abrupten Verfall des landwirtschaftlichen BIP-Wachstums aufhalten konnten. Mittel wie der Null-Kredit beispielsweise hatten keine große Reichweite, diese waren nur gültig für 3 Prozent der Gesamtkredite.

Die Imperialistische Dominanz: Der Neokolonialismus

In unserem Land reicht die imperialistische Herrschaft bis zurück in die Epoche der Unabhängigkeit, als England uns durch seine Handels- und Finanzmechanismen unterwarf. Seitdem haben sich die Formen der imperialistischen Kontrolle verändert und es ist deshalb sehr wichtig, sich vor Augen zu führen, was in den letzten Jahrzehnten auf internationaler Ebene passiert ist und zu sehen, welche Auswirkungen dies auf unsere Ökonomie hat. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die wissenschaftlich-technische Revolution, die den Rhythmus der Produktion veränderte und die Verwendung einiger traditioneller Bodenschätze ersetzte. In Konsequenz dieser Entwicklung wurden die nationalen Märkte unzureichend: vier Fabrikländer (Südkorea, Taiwan, Hong Kong und Kalkutta) begannen, den Bedarf am Sofortkonsum der <Welt zu decken, und viele eingeborene Industrien kennen die Herausforderung, wenn ihre Regierungen, sagen wir, um die Vorteile des Vergleichs des internationalen Marktes zu nutzen und ausländisches Kapital §"anzulocken§", Stück um Stück ihre Türen öffnen. In diesem Zusammenhang bleiben die imperialistischen Länder nur bei den Industrien de punta und einige Bereiche ihrer Schwerindustrien wanderten in unterimperialistische Länder wie Brasilien, aber diese Erfahrung schlug ebenfalls fehl. Dieser produktive Sprung brachte ein überschüssiges Finanzkapital hervor, das nicht investiert werden konnte, weil die Produktion im expansiven Sinne ausgeschöpft war. Die Waffenindustrie besetzte den vierten Teil der Weltproduktion und die normalen Mechanismen des Kapitalismus des Weltkrieges funktionierten nicht vollkommen, die lokalen Kriege waren unzureichend. Außerdem verschärften sich die natürlichen Widersprüche des Systems ins Extreme und produzierten so eine verschärfte internationale Krise die, im Unterschied zu vorherigen, die Inflation mit der Rezession verband.

So entwickelten die „Genies" des Kapitalismus eine Formel, damit ihr Geld, ohne investiert zu werden, doch nützlich eingesetzt werden konnte, nämlich es unseren Ländern zu interessengeleiteten Zinssätzen, die niemals zuvor bekannt wurden (zwischen 10 und 15 Prozent) zu „leihen". Wenn wir diese Raten mit der normalen Rentabilität einer Firma vergleichen, die einen Profit von 10 Prozent abwerfen soll, sehen wir, daß diese „Investition" ein rundes Geschäft war. Außerdem befaßten sich die Imperialisten damit, selbst die Projekte zu verkaufen, die sie zuvor finanziert hatten und die Mehrzahl dieser Kredite bezog sich auf Dienstleistungen oder Infrastrukturmaßnahmen, Ankauf von Waffen und zum Nutzen der herrschenden Minderheiten. Und nur in den Bereichen, in dienen die Imperialisten dies interessierte, produzierten sie selbst.

Aber die „Genies" des Kapitalismus vergaßen ein kleines Detail: Da es nicht in die Produktion eingeflossen war, konnte das Kapital keinen Mehrwert produzieren, so daß das Interesse und die Bezahlung der wichtigsten Verschuldung von der selben, zuvor produzierten Menge Reichtum beglichen werden mußte. Das bedeutete, die Einnahmen zu verdoppeln oder zu verdreifachen. Die Ergebnisse können wir jetzt sehen, die Ökonomien unserer Länder sind in die schlimmste Krise gestürzt.

In diesem Sinne treffen die Kosten dieses Modells nicht nur die verschiedenen Schichten des Volkes, sondern auch weite Teile der kleinen und mittleren Bourgeoisie. Wenn auch die mittlere Bourgeoisie weiter eine unterwürfige Rolle spielt, so ist doch sicher, daß die von ihm hervorgebrachten Widersprüche den Imperialismus dazu zwingen, eine festere politische Kontrolle über den Staat zu treffen. Dieses System wurden vor allen nach den Erfahrungen mit den Regierungen Velasco Torres, Torrijos und Allende perfektioniert, die von verschiedenen Perspektiven aus demonstriert hatten, daß striktere Formen der Kontrolle über den Staat notwendig waren. Und diese Notwendigkeit wurde schließlich sichtbar, als ebenfalls als Ergebnis des gleichen Modells die Fähigkeit unserer Länder, ihre Schulden zu begleichen, zu Ende war.

Bereits seit Anfang der 50er Jahre perfektionierte der Imperialismus sein internationales Kontrollsystem: auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet mit der OAS (Organisation der Amerikanischen Staaten), dem Gemeinsamen Zentralamerikanischen Markt, dem IWF, der Weltbank, der Internationalen Entwicklungsbank, dem Club von Paris usw. und auf militärischem Gebiet mit der TIAR, der NATO usw.; zusätzlich zu einer Serie von geheimen bi- oder multilateralen Abkommen. Aber seit dem Sieg der Kubanischen Revolution und der afrikanischen Revolutionen stößt dieses System an seine Grenzen und greift zu den neokolonialen Charakteristika, die in all ihrer Macht entwickelt werden, wenn die Auslandsverschuldung zum zentralen Element der Kontrolle wird. Diese neokolonialen Charakteristika haben mit neuen Formen der Kolonialisation zu tun, d.h. der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kontrolle. In vielen Ländern werden die alten Erscheinungsformen des Systems (Wahlen, Parteien, Parlament usw.) aufrechterhalten und sogar erweitert, aber die Fähigkeit zu realer Macht dieser Institutionen wurde auf ein Minimum reduziert. Daraus folgt, daß die zentralen Übereinkommen über das Leben eines Landes bereits wirtschaftlicher (Preis-, Investitions-, Abwertungs-, Defizit-, Steuer-, Handelsausgleichspolitik, Politik der Exporte, Dienstleistungen usw.), politischer (persönliche Freiheiten, Kontrollsysteme usw.) oder militärischer Natur (Rüstungspolitik, Einrichtung von Offizierskorps, Aufstandsbekämpfungspolitik usw.) sind, die am Verhandlungstisch oder in den Orientierungszentralen der imperialistischen Zentren entwickelt wurden. Über diese Punkte hat das Parlament nichts zu entscheiden, ebensowenig über die Exekutive. Außerdem entscheidet der Imperialismus in Abhängigkeit von den Notwendigkeiten und Fehlschlägen über die Modelle der „Entwicklung", die unsere Länder verfolgen müssen.

Es gibt Leute, die im Namen eines angeblichen orthodoxen Marxismus diese Veränderungen negieren. Mit dieser Haltung wird nur die Fähigkeit geschwächt, sich den neuen Formen der imperialistischen Herrschaft entgegenzustellen. Und eine der Konsequenzen der Umsetzung dieses Modells in die Praxis ist, daß der Staat jede Möglichkeit zur Umsetzung eines reformistischen Projekts verliert. Daher gibt es praktisch nur noch zwei Möglichkeiten: die Unterwerfung unter den Imperialismus und seine neokolonialen Formen oder die Revolution, die die Veränderung und den vollkommenen Bruch mit der herrschenden Ordnung bedeutet. Aber diesem Dilemma sahen sich die Regierungen gegenüber, die versuchten, diesen Kontrollmechanismen einen gewissen Widerstand entgegenzusetzen, die aber - wie Siles in Bolivien - sich unterwerfen und verleugnen mußten. Es gibt keine Möglichkeit mehr für die Existenz von „fortschrittlichen Regierungen"! Heute ist es der Imperialismus, der über seine diversen Agenturen direkt die Befehle gibt und wer auch immer an die Spitze eines Staates aufsteigt, muß diese befolgen oder die neokoloniale Macht wird ihn verschlingen.

In unserem Fall sind wir nicht nur diesen neuen Formen imperialistischer Kontrolle unterworfen, sondern hat sich auch die Auslandsverschuldung zu einer untragbaren Last entwickelt. Zu Beginn der Stärkung des kapitalistischen Staates erhöhte Velasco die öffentliche Auslandsverschuldung von 750 Millionen auf 3,5 Milliarden Dollar. Eine Verschuldung, die sich später vervielfachte und die heute die 33 Milliarden Dollar überschreitet, trotz der gigantischen Summe, die bereits für ihre Begleichung bezahlt worden ist. Das Traurigste bei alledem ist, wofür die Auslandsverschuldung aufgehäuft worden ist: in erster Linie für militärische Aufrüstung, um unserem Volk den Krieg zu erklären. Außerdem in Infrastrukturmaßnahmen zur Erleichterung der imperialistischen Investitionen, später um das wachsende Haushaltsdefizit des Staates auszugleichen und schließlich um die Verschuldung selbst zu bezahlen. So kam es, daß das Land in die Situation kam, daß es die Schulden nicht bezahlen konnten und Kredite aufnahm, nur um die Schulden begleichen zu können.

Es ist auch festzustellen, daß die Übergabehaltung der Großbourgeoisie die Umsetzung dieses Modells vereinfachte. Irregeführt vom Aufstieg des imperialistischen Kapitals öffnete sie Stück für Stück die Türen und verließ das Haus durch das Fenster. Aber die Investitionen kamen nicht in der Menge, wie dies die Bourgeoisie erwartet hatte, und das aus einem einzigen Grund: Seit Jahren stellt man eine widersprüchliche Entwicklung auf dem internationalen Kapitalmarkt fest. Die Gewinne, die der Imperialismus aus dem Pinochet-Chile herausholen konnte, lassen sich nicht allein aus den neoliberalen Rezepten der „Chicago-Boys" erklären, wie dies die peruanischen Neokonservativen, die sich in der Frente Conservador zusammengeschlossen haben, tun. Die Wahrheit ist, daß sich die konjunkturelle Kraft dieses südlichen Landes aus anderen Motiven erklärt: das Fortbestehen der zivil-militärischen Diktatur zu garantieren und das geopolitische Gleichgewicht der Region zu bewahren und deshalb das „chilenische Wunder" als Beispiel für die anderen schwachen Ökonomien in Lateinamerika zu präsentieren. Man darf nicht vergessen, daß schließlich der Imperialismus entschieden hat, unsere Produktion auf die Rohstoffgewinnung zurückzuführen und uns auf seinem internationalen Spielebrett eine Rolle zugewiesen hat: Käufer zu sein der Waren, die seine „Fabrikländer" herstellen.

Von daher ist es sehr illustrativ, was die Banco Central de Reserva del Perú selbst in dem Dokument „Der Außenbereich und die internationalen Reserven" sagt:
„Bedingungen des IWF für seine Unterstützung, bestehend darin, daß diese Institution einem Land bei seinen Zahlungsproblemen hilft, wenn dieses letztere die notwendigen Maßnahmen zum Ausgleich seiner Zahlungsbilanz ergreift, es experimentiert und abhängig vom Grad seiner Verschuldung beim IWF. Die Bedingungen reichen von der einfachen Aufforderung, daß es Land seine Zahlungsbilanz ausgleichen möge, bis hin zur Verhandlung von mittelfristigen Wirtschaftsprogrammen mit dieser Zielsetzung." (Hervorhebung von uns).

Die Unterschiede zum alten semikolonialen Staat sind augenfällig. Zuvor handelte die semifeudale und agrarexportierenden Oligarchie im Bündnis mit dem Imperialismus und dieser hatte keine Mechanismen der direkten politischen Intervention. so daß er gezwungen war, militärische Gewalt einzusetzen, wenn er seine Stabilität bewahren mußte oder ein Staat seiner Kontrolle zu entkommen drohte. Heute, mit den Mechanismen der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kontrolle, bewegt sich das Land wie es die Metropole will, und die Streitkräfte haben sich mit der Doktrin der „Nationalen Sicherheit" in Garanten dieser ungerechneten Ordnung verwandelt. Diese neuen Mechanismen kommen zu den bereits existierenden hinzu, wie der direkten ausländischen Investition, und als Ergebnis dieser Veränderungen sind die Mechanismen des Handelsaustausches noch schlechter als zuvor: unter dem Vorwand, einen Rohstoff durch einen anderen zu ersetzen, reduziert der Imperialismus Tag für Tag die Preise. Dieser gesamte Prozeß hat zu einer größeren Dekapitalisierung des Landes geführt, wie wir an der folgenden Tabelle sehen können:

Tabelle Nr. 7
Akkumulierte Austauschbilanz zwischen 1980 und 1985 (in Millionen Dollar) 
Exporte 
16,576
Importe 
­10,605
Balanza Comercial
5,911
Verschuldungszinsen
­ 2,201
Gewinn und Dienstleistungen der Firmen
­ 1,232
Patentes, royaltíes, etc.
­ 2,435
Renten der Investitionen 
­ 4,885
Auszahlungen 
2,366
Anuitäten
­ 3,050
Deuda Pública Externa
­ 684
Private Kapital
3,508
Andere Einkommen
4,218
Stillreserven der Zentralbank
­ 338
Quelle: Zeitschrift Actualidad Económica

Wie man sehen kann, ist die absolute Bewegung der Kapitalreserven in der Bilanz ein Nettoverlust für das Land. Auch ist es wichtig festzustellen, daß sich die Gewichte der verschiedenen Mechanismen der imperialistischen Einnahmen verändert haben. Zum Beispiel sind die klassischen Formen, die durch die Möglichkeiten der Gesellschaften und die Zahlung für Patente und Royalties (-3,667 Millionen Dollar) geringer als die Bezahlung der Schulden (Zinsen plus Tilgung) und der Dienstleistungen (Sicherheitskräfte, Propagandaagenturen usw.): beide summieren sich auf -9,469 Millionen Dollar. Aber um das Gewicht der Auslandsverschuldung in der Ökonomie des Landes zu sehen, ist es wichtig, sie mit einigen Indikatoren der früheren Schuldenkrisen zu vergleichen.

Tabelle Nr. 8
Zahlungen zur Schuldentilgung zwischen 1826 und 1984 (in Prozent) 
Jahr
Schuldendienst/Exporte
Schuldendienst/Steuereinnahmen
1826
20.8%
55.4%
1876
25.3%
42.3%
1931
15.6%
23.0%
1968
16.0%
20.9%
1978
54 0%
59 0%
1984
614%
74 7%
Quelle: BCR und andere

Charakter des  Staates

Mit der ökonomischen Entwicklung der Gesellschaft hat sich auch der peruanische Staat modernisiert und ist heute, sowohl in seiner Zusammensetzung wie auch in seiner Struktur, ein kapitalistischer Staat. Aber diese Modernisierung hat keinen Fortschritt zu einer Verfassung eines Staates mit größeren nationalen Interessen oder mit neuen demokratischen Räumen hervorgebracht. Im Gegenteil: Dieser Staat ist den neuen Mechanismen der imperialistischen Kontrolle zu Diensten. Dieser Staat hat sich grundsätzlich von den Überresten des Semifeudalismus und der alten Großgrundbesitzer befreit und repräsentiert heute aufs Treueste die gemeinsamen Interessen der Großbourgeoisie und des Imperialismus.

Die neuen Formen der imperialistischen Herrschaft haben auch einen strukturellen Wandel in Bezug auf den Staat hervorgebracht: die alte formale Unabhängigkeit wurde vergewaltigt und heute ist es der peruanische Staat, der sich an die Finanzzentren und die Zentren der neokolonialen Herrschaft eingebunden sieht - durch die schriftlichen Verträge, die in der Tat mehr Gewicht haben als die eigenen Gesetze. Ob Alan García oder Fernando Belaún an der Regierung wären, würde daran nichts ändern. Dies erklärt, warum sich dieser Staat gegenwärtig nicht zur Vermehrung der Kräfte nutzen läßt.

Eine andere wichtige Tatsache ist, daß diese Veränderungen vorgenommen wurden, ohne die schlechten Strukturen des alten Staates zu modifizieren, wie seine Deformation zu einem großen, zentralisierten, bürokratischen Apparat voller Ineffizienz.

Der Zugang, den heute einige Sektoren der Linken zum Parlament oder zu den Rathäusern haben, kann ein trügerisches Bild vermitteln. Die Wirklichkeit ist, daß die Funktionen, die diese Institutionen früher ausübten, in vielen Fällen von den Organen des bürokratisch-militärischen Apparates den ersteren entzogen wurden. Und ist das Zentrum der Entscheidungen, wie schon dargestellt, der Verhandlungstisch des Imperialismus. Außerdem liegt der Kern der inneren Entscheidungen über die Normen des Lebens im wesentlichen bei den Streitkräften und dem wachsenden Prozeß der Militarisierung, den das Land durchlebt. Und auch, wenn es widersprüchlich erscheint, trotz der „Demokratie" ist der peruanische Staat undemokratischer geworden und mittels der sozialen Konfrontation verhärtet er sich, akzentuiert sich der Autoritarismus immer mehr und führt zu einem offen repressiven und diktatorischen Staat, dessen Prolog wir bereits auf dem Niveau der bewaffneten Auseinandersetzungen dieser Tage erleben.

Schließlich nutzte dieser Staat seine Präsenz im öffentlichen Sektor, die vor allem unter der Regierung Velasco entwickelt wurde, um Mittel zur Begleichung der Verschuldung und als Mittel für Gruppen, die die Regierung stützen. Es kann nicht anders sein: im herzen unserer Bourgeoisie setzte sich niemals die Idee des Aufbaus eines Nationalstaates durch.

Das  nationale Problem

Unser Volk ist der Erbe tausendjähriger Traditionen, aber der Prozeß der Nationwerdung hat sich bislang noch nicht vollendet. Der Kolonialismus und der Imperialismus versuchten, diesen Prozeß mittels der Entfremdung und der Verbreitung der Werte der Konsumgesellschaft zu beseitigen. Aber die Wurzeln unserer Nationalität konnten nicht ausradiert werden und Teil der revolutionären Tradition unseres Volkes ist es, den originären Charakter des Andinen bewahrt zu haben, das selbe Volk, daß auch die neu in unserem Vaterland auflebenden Kulturen verändert und aufgenommen hat (Mestizen, Schwarze usw.). Die Republik konnte diesen Prozeß der nationalen Formation nicht vollenden, vor allem deshalb, da die herrschenden Klassen einer Idee von Vaterlandsliebe entsagen, wie wir sie haben. Und ihre traditionelle Geringschätzung des nationalen und autochtonen war der direkte Reflex ihrer dienerischen Vasallenmentalität gegenüber den Imperien und Metropolen.

Gegenwärtig wird der Prozeß der Transnationalisierung der Ökonomie begleitet von einer neuen großen Offensive gegen die Elemente der nationalen Identität, um uns in nicht nur im ökonomischen Bereich eine Neokolonie zu verwandeln, sondern auch im kulturellen Bereich. Unter diesen Bedingungen sind die einzigen, die die nationalen Banner verteidigen können, die Arbeiterklasse, das Bauerntum und das ausgebeutete Volk. Dies war früher vor allem ein Banner der Bauern, doch mit dem Migrationsprozeß und dem beachtenswerten Wachstum der Jungen Ortschaften (Elendsviertel - Anm.d.Übers.) in fast allen Städten des Landes wird dieses zu einem Problem der gesamten Gesellschaft und wird zu einer der historischen Aufgaben der Arbeiterklasse.

Die peruanische Revolution kann nur eine solche sein, wenn sie in sich das patriotische und nationale Gefühl unseres Volkes trägt und sich zu eigen macht, auch die Elemente, für die unser Volk seit über 450 Jahren eintritt. In diesem Sinne kann die Vollendung des Prozesses der Nationwerdung nur im Rahmen einer sozialistischen Revolution vor sich gehen., Das heißt eine antiimperialistische und antikapitalistische Revolution. Deshalb dürfen wir nicht vergessen, daß das Proletariat heute im wesentlichen indianischer und mestizischer Herkunft ist und sich die Revolution nicht auf die besitzlosen Massen stützen kann, wenn sie nicht fähig ist, die nationalen Banner zu erheben und den Krieg in der historischen Kontinuität des Zusammenstoßes zu sehen, der mit dem Widerstand gegen die spanischen Invasoren begann.

Aber zusammen mit den tausendjährigen indianischen Traditionen muß die peruanische Nationalität wie bereits festgestellt all die anderen nationalen und kulturellen Wurzeln, die sich in unserer langen Geschichte entwickelt haben, in sich aufnehmen. So ist dies der Fall bei der Kultur, den Traditionen und Kämpfen der Schwarzen, der Kreolen, der Chinesen und all jener PeruanerInnen, die in den eingeborenen Gemeinschaften des Regenwaldes leben und bis heute vergessen sind. Auf der Basis des Zusammenführens all dieser Bestandteile in einen einzigen Körper wird die wirkliche peruanische Nationalität entstehen.

Die soziale Klassen

Peru ist ein tiefgreifend in soziale Klassen gespaltenes Land, in dem eine Schicht von Ausbeutern auf Kosten der Arbeit der absoluten Mehrheit unseres Volkes lebt. Diese Situation kann man in der folgenden Tabelle beobachten:

Tabelle Nr. 9
Die Bevölkerung nach sozialen Klassen 1981 (in Prozent) 
Unternehmer Patrones 
1.06%
Selbständige nicht berufstätige 
41.96%
Familienmitglieder 
6.3%
Erwerbstätige 
47.47%
Fuente: Perú las provincias en cifras 1876-1981, Volumen II, Universidad del Pacífico.

Wie man sieht, lebt 1,06% der Bevölkerung, die Unternehmer, auf Kosten der Arbeit der überwältigenden Mehrheit der PeruanerInnen. Die Tabelle zeigt, daß 47,47% der Bevölkerung lohnabhängig Beschäftigte sind, aber diese Zahl ist in Wirklichkeit höher. Vergessen wir nicht, daß unter die Rubrik „Selbständige" nicht nur die Kleineigentümer fallen, sondern auch die große Masse der ambulanten HändlerInnen und Unterbeschäftigten in Stadt und Land.

Die sozialen Klassen, die in unserer Gesellschaft existieren, sind die folgenden:

Die der Revolution feindlich gegenüberstenden Klassen

Die Bourgeoisie: Besteht aus den Eigentümern der kapitalistischen Produktionsmittel: Fabriken, Bergwerke, Handel, Export und Import, Transport, Dienstleistungen, Energiequellen, Fischerei, landwirtschaftliche Haciendas usw. In ihrer Gesamtheit ist die Bourgeoisie komplett mit dem Imperialismus zusammengefügt. Gegenüber der ausländischen Macht war sie immer schwach, enclenque und genuflexa. Und in unserer langen Geschichte hat sie nie versucht, sich als die führende Klasse eines Prozesses zu konstituieren, der zur Bildung eines autonomen Nationalstaates geführt hatte, der Rolle also, die Karl Marx den europäischen Bourgeoisien zuerkannte, die aber Mariátegui in unserem Falle präzisierte, daß es das Proletariat und die Bauernschaft sind, die die Aufgaben vollenden müssen, die historisch der Bourgeoisie zukamen.

Daher ist die peruanische Bourgeoisie durch ihre Tradition und Definition antinational. Ihr Magen befindet sich in Peru, aber ihr Herz und ihre Seele befinden sich in der Metropole. Sie identifizieren sich zum Beispiel mehr mit Miami als mit Huancayo. Ihr antinationaler Charakter reflektiert sich in ihrem Rassismus: sie schätzen den „Indio", „Cholo", „Neger" gering, unterbewerten nicht nur ihre Kulturen, sondern ordnen sie sich auch physisch unter. Dies alles hat eine tiefer liegende Erklärung: im ökonomischen Bereich hat sich die Bourgeoisie immer dem ausländischen Kapital untergeordnet und ihre Existenz und Reproduktion hängen vom Imperialismus ab. Aus diesen Bedingungen erfüllten die peruanische Bourgeois die traurige Rolle einer herrschenden Klasse; sie waren niemals in der Lage (noch werden sie es je sein), eine führende Klasse zu sein.

Die Bourgeoisie ist aber keine homogene Klassen und in ihrem Inneren können wir die folgenden Bereiche finden:

Die Großbourgeoisie: Gebildet aus den geborenen Kapitalisten wie die Familien Romero, Nicoloni, Wiese, Ferreyros oder Brescia und ebenfalls die die RepräsentantInnen der großen imperialistischen Konzerne, die in Wahrheit die nationale Ökonomie kontrollieren. Es sind sie, die hauptsächlich für die Verteidigung der bestehenden Ordnung stehen und außerdem die wirkliche Macht innehaben: im allgemeinen monopolisieren sie nicht nur einen produktiven Sektor, sondern setzen sich wie die Tentakel eines Tintenfisches in fast unserer gesamten Ökonomie fest. Die Gruppe Romero, um den bekanntesten Fall zu nennen, wirkt nicht nur im Finanzbereich (Banken, Versicherungen und Finanzgesellschaften), sondern in allen Bereichen der Industrie, inklusive der modernsten, der Agrarindustrie. Daher stellt die Großbourgeoisie den Hauptfeind der Revolution dar.

Die mittlere Bourgeoisie: Gebildet aus einem großen Sektor der Kapitalisten, deren Produktion sich im wesentlichen auf den inneren Markt konzentriert. Oft befinden sich ihre Interessen im Widerspruch zur Großbourgeoisie und zum Imperialismus. Aber ihre Haltung spricht von voller Übereinstimmung mit diesen.

Dies hängt mit verschiedenen Ursachen zusammen. Zunächst läuft ihre Herausbildung über die Satellitisierung der Unternehmen, d.h. diese funktionieren, um Teile oder Fertigprodukte für die Großindustrie und den Imperialismus zu produzieren. Weiter hängen sie genauso wie die gesamte peruanische Industrie von den Importen ab; und Drittens ist ihre Mentalität kolonial: ihre Ideen haben sich nicht nur über die Basis der Ausbeutung herausgebildet, sondern auch über die Geringschätzung unseres Volkes.

Deshalb dienten die gemeinsamen politischen Aktionen, zu denen sie in einigen Provinzen finden konnte, dem Erlangen größerer Vorteile gegenüber dem Lima-Zentralismus. Aber obwohl sie dabei auch Forderungen erhoben, die über ihre Einzelinteressen hinausgingen, zogen sie sich zurück und gruppierten sich zur Reaktion. Weil ihr Bewußtsein es nicht zuläßt, sich frontal der Großbourgeoisie und dem Imperialismus entgegenzustellen.

Die Agrarbourgeoisie: Nach der Agrarreform und mit den letzten drei Regierungen hat sich dieser Sektor in augenfälliger Weise entwickelt. es sind diejenigen, die über ausgedehnten Landbesitz verfügen, wenn auch nicht in den Dimensionen des früheren Latifundiums. Außerdem beuten sie Lohnarbeiter aus und nutzen alle Mechanismen der kapitalistischen Landwirtschaft. Sie sind die wichtigsten Nutznießer der Agrarpolitik der letzten Regierungen und kürzlich haben sie eine Reihe von Maßnahmen getroffen, die diese weiter stärken, wie die Übergabe von Böden, den Verkauf von Parzellen, die Übergabe von Böden im Regenwald, die Autorisierung für Irrigaciones privadas usw. Sie sind der Hauptfeind der Revolution auf dem Land und gegen sie hat der Kampf für den Boden absolute Gültigkeit. Vergessen wir schließlich nicht, daß die Agrarbourgeoisie die Basis der Konterrevolution auf dem Land ist und außerdem der Hintergrund aller Eigentümerorganisationen auf dem Land ist.

Reste des semifeudalen Gamonalismus: Obwohl sie in einigen zurückgebliebenen Gebieten des Gebirges übriggeblieben sind, ist ihr politisches Gewicht gleich Null. Wo sie überlebt haben, sind sie ein frontaler Feind und gegen sie wird der Kampf um den Boden geführt.

Verbündete oder zu Neutralisieren

Das Kleinbürgertum und die Keinbourgeoisie: In diese Klassifikation fällt ein großer Teil unserer Bevölkerung. Die Unterdifferenzierung ist sehr wichtig, denn ein wichtiger Teil der Kleinbourgeoisie kann neutralisiert werden oder für die Revolution gewonnen werden.

Ausgehend vom Besitz an den Produktionsmitteln haben wir eine "Kleinbourgeoisie", die aus Kleineigentümern von Handel, Werkstätten, Dienstleistungen und Unternehmen unterschiedlichster Art gebildet wird. Sie benutzt die Lohnarbeit in Bedingungen größerer Ausbeutung als die Großkonzerne. Sie negiert ihren Arbeitern zum Beispiel das Recht auf Arbeitsplatzsicherheit, die gewerkschaftliche Organisierung oder soziale Vergütungen. Außerdem sind viele "informelle" Unternehmen, die die Krise des Systems direkt trifft. Sie müssen die steigenden Kosten der Produktion auffangen und die gleichzeitige Reduzierung des inneren Marktes, die den Programmen der "ökonomischen Stabilisierung" der verschiedenen Regierungen kohärent ist. Und ihre Verbindungen mit dem Imperialismus und dem Großkapital sind minimal.

Diese Bereiche können fortgeschrittene Positionen einnemen und enventuell für den revolutionären Kampf gewonnen werden, wenn wir auch ihr ambivalentes Naturell anerkennen müssen, die sie auch zu bevorzugten Opfern der konterrevolutionären Propaganda macht. Deshalb ist es kein Zufall, daß die reaktionären Organisationen wie das "Institut Freiheit und Demokratie" versuchen, sie unter dem Motto "Freiheit des Unternehmens" zu organisieren.

Ein anderer Bereich, der mit der Kleinbourgeoisie verbunden ist, ist das Kleinbürgertum. Seine Zuordnung ist nicht durch seine Verfügung über Produktionsmittel gegeben, sondern eher über seine Stellung im Produktionsprozeß oder seine ideologische Identifikation. Es wird gebildet aus Professoren, Technikern, Angestellten; die Mehrzahl der Studenten, Lehrer usw. Viele profitiern von der Richtung der Produktion, der Verteilung, den Finanzen, der ideologischen Reproduktion, dem Einzelhandel usw. Sie rechnen außerdem mit gewissen von den herrschenden Klassen gewährten Vorteilen. Aber sie sind in den vergangenen Jahren von einem Prozeß der Verarmung getroffen worden, die ihre Lebensbedingungen an die Arbeiterklasse annähert (und in einigen Fällen finden sie sich mittlerweile unterhalb dieser wieder). Im Feuer der krise und der konsequenten sozialen Kämpfe hat dieser Sektor seine ideologische Identifikation mit der Bourgeoisie überwunden und hat sich massiv in die Verteidigung der Interessen des Volkes eingereiht. In unserem Land repräsentiert das Kleinbürgertum einen strategischen Verbündeten der Revolution.

REVOLUTIONÄRE KLASSEN

Die Arbeiterklasse: Sie wird gebildet aus den Lohnarbeitern, die in den Fabriken, in den Bergwerken, im Erdölabbau, im Fischfang, im transportwesen, im Bauwesen, im Handel, bei der Infrastruktur des Landes usw. die Reichtümer unseres Landes produzieren. Hierzu gehört auch die überwältigende Mehrheit des Landproletariats auf den Haciendas und Agrarkooperativen.

Nicht nur aufgrund ihres numerischen Gewichts, sondern vor allem durch ihre Organisation, ihre ideologische Entwicklung und ihr enormes Gewicht in den sozialen Kämpfen unseres Landes hat die Arbeiterklasse bereits in nicht mehr zu leugnender Form die Rolle der Avantgarde der Gesamtheit der Volkssektoren übernommen, und sie ist die einzige Klasse, die fähig ist, die anderen Kämpfe des peruanischen Volkes zu ordnen, zu zentralisieren und zu führen. In der Praxis stellen diejenigen, die diese Wahrheit bezwifeln, nur ihre Angst vor dem Proletariat unter Beweis. Und sicher ist, daß die Arbeiterklasse bereits grundätzlich die Banner der sozialen Veränderung, die Banner des Sozialismus ergriffen hat. Aber es fehlt noch Arbeit, um die Wege zu ihnen zu finden.

Die Bauernschaft: In unserem Land ist sie der Hauptverbündete der Arbeiterklasse. Sie wird gebildet aus Millionen von Kleineigentümern, Bauern ohne Land, Landarbeitern, Angehörigen der Kooperativen usw. Sie ist die zahlenmäßig stärkste Klasse. Die Ausbeutung durch die Handels-, Finanz- und insektizidenproduzierenden Kapitalisten führt auf dem Land zu einer unbeschränkten Verarmung. Um aus dieser schwierigen Situation zu entkommen, haben die Bauern nur einen Weg: zu kämpfen gegen den abhängigen Kapitalismus und den Neokolonialismus.

Oftmals wurden die Bauern von den reaktionären Parteien manipuliert, aber als sie begannen, sich für ihre eigenen Interessen einzusetzen, vor allem in den Kämpfen um den Boden in den 60er Jahren, bewiesen sie ihren wirklichen Kampfgeist. Die Agrarreform und das Eindringen des Kapitalismus verursachten einen tiefgreifenden Wandel auf dem Land: es befreite die Bauern aus den tiefen Ketten des Semifeudalismus, proletarisierte sie, brachte neue Formen der Differenzierung zwischen den Landarbeitern selbst und reihte sie in das nationale Leben ein, sie dabei in eine organisierte Kraft verwandelnd, die fähig ist, Kämpfe im ganzen Land zu entfalten. Außerdem wird sie, im Unterschied zum Bauerntum in Europa, weitgehend vom individuellen Privatbesitz ausgeschlossen, der peruaner befindet sich näher an der Revolution, sowohl durch den Grad der Ausbeutung auf dem Land, die er erlitten hat, als auch durch seine kollektiven Gewohnheiten, die trotz allem teilweise überleben. Es gibt also solide Grundlagen für die revolutionäre Allianz der Arbeiterklasse mit den Bauern, vor allem wenn wir feststellen, daß ein großer Teil der entscheidenden Zusammenstöße beim Aufbau der revolutionären Armee auf dem Land stattfinden.

Das städtische Halbproletariat. Es wird gebildet aus der riesigen Masse der Erwerbslosen und Unterbeschäftigten der großen Städte, die die verscxhiedensten Formen zum Überleben suchen, wie zum Beispiel den ambulanten Handel. Im Rahmen des kapitalistischen Systems haben sie keine Alternative, so daß ihre zentralen Forderungen wie die nach Arbeit durch die Krise des Systems selbst keine Erfüllung finden. Sie sind ein fester Verbündeter der Arbeiterklasse, wie ihre Beteiligung an den Kämpfen der vergangenen Jahre zeigt. Sie leben in zwischenmenschlichen Bedingungen in den sogenannten Jungen Ortschaften (Elendsviertel), die sie dadurch in ein Szenarium verwandeln, in dem die revolutionäre Organisation aufgebaut werden muß, um sie in wirkliche "Gürtel", die die wichtigsten Zentren der Macht umringen, zu verwandeln. Vergessen wir schließlich nicht, daß diese Sektoren ihre Lebensgewohnheiten mit der Arbeiterklasse teilen und sie ihre langen Erfahrungen der Organisation in die Jungen Ortschaften mitgebracht haben.

DIE VERARMUNG DER MASSEN

Dieses System befindet sich seit mehreren Jahren in einer rekurrenten Krise (wiederkehrende Krise) und hat keinen Ausweg. Um einen Eindruck von der Schwere derselben zu bekommen, ist es sehr nützlich, die Situation eines Arbeiters von 1920 mit der eines von 1988 zu vergleichen:

Cuadro No 10
Capacidad adquisitiva del Salario Mínimo en 1920 y 1988
 Was könnte kaufen
Früher(1920)
Jetzt(1988)
Fleisch
4.0 kgs.
0.75 kgs.
Brot
10.0 kgs.
6.00 kgs.
Öl
3.7 kgs.
2.50 kgs.
Reis
10.0 kgs.
8.00 kgs.
Bohen
15.0 kgs
1.50 kgs.
Fuente: El costo de vida en Lima 1919 J. Arrus

1920 entsprach das Mindestgehalt drei täglichen Soles (Name der Währungseinheit des Perús), und die Arbeiter hatten noch nicht einmal viele ihrer heutigen Rechte und Errungenschaften erobert. Nach 68 Jahren hat sich das Mindestgehalt drastisch reduziert. Heute reicht es nur noch, um 39 Prozent dessen zu kaufen, was man 1920 erwerben konnte. Es handelt sich um einen Prozeß absoluter Verarmung (pauperización).

Allgemein heißt es in der Krise, "alle" müßten den Gürtel enger schnallen. Das stimmt nicht, die Armen werden noch ärmer und die Reichen noch reicher. Diese allgemeine Wahrheit belegt die folgende Tabelle:

Cuadro No 11
Participación en la distribución de la riqueza (En porcentajes)
Jahr
1973
1975
1980
1981
Lohnen
49.0
48.2
38.6
31.1
Unabhängigen
24.0
25.4
24.4
25.0
Renta Predial
4.0
3.7
2.3
2.2
Unternehmensgewinn
22.3
21.5
32.9
39.3
Nettoyinsen
0.7
1.1
1.7
2.4
Summe
100.0
100.0
100.0
100.0
Fuente: BCR Tomado de la Revista 1/2 de Cambio

So haben sich also die Großkapitalisten in wenig mehr als einem Jahrzehnt das Tortenstück ihrer Gewinne vergrößert.

Dies ist die wirkliche Ursache für die Ungerechtigkeiten im Land und die Form, wie sich die Krise auf den Schultern unseres Volkes entlädt. Diese absolute Verarmung führt dazu, daß sich die Volkskämpfe radikalisieren und es sind die Bedingungen, die es ermöglichen, daß die Idee der Revolution erneut ihr historisches Gewicht erhält, während der fortgeschrittenste Teil unseres Volkes den revolutionären Krieg gegen den Imperialismus und die Großbourgeoisie wieder aufgenommen hat. Währenddessen zeigen die Unterdrückerklassen ohne die Möglichkeit, eine Alternative aufzuzeigen, alle Anzeichen von Degeneration und moralischer Krise.

Es ist, zusammenfassend gesagt, die vorrevolutionäre Periode.

Das dargestellte zusammenfassend können wir sagen, daß die unsere eine kapitalistische Gesellschaft ist, beherrscht vom Imperialismus unter neokolonialen Formen. Untergeordnet unter diese vorherrschende Produktionsweise finden sich semifeudale, gemeinschaftliche und primitive Produktionsformen, die zur Kapitalakkumulation integriert und untergeordnet wurden.

Der grundlegende Widerspruch, den unsere Gesellschaft durchlebt, ist der, den auf der einen Seite die imperialistische und kapitalistische Herrschaft, repräsentiert durch die Großbourgeoisie un den Imperialismus, darstellt, und auf der anderen Seite die Notwendigkeiten der Entwicklung des Landes und der Gerechtigkeit und des Wohlstands der Mehrheiten unseres Volkes. Dieser Widerspruch zeigt sich auf politischer Ebene in der Schlacht zwischen Revolution und Konterrevolution, die man heute im Zeichen der vorrevolutionäören Situation diskutiert.
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