Seeblättle <<  >>  Quelle:  Seeblättle  Jg. 2001  Nr.2


Tod eines Obdachlosen

Stadt weist Verantwortung von sich

Die Stadtverwaltung hat sich vehement gegen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Tod des 51jührigen Alex Kreider zur Wehr gesetzt (wir berichteten). Auf eine Anfrage von PDS/LL-Gemeinderat Michael Venedey zu dem Fall reagierte Oberbürgermeister Horst Frank ungewohnt dünnhäutig und wies jede Verantwortung der Stadt weit von sich. Venedey hatte sich an die Stadt gewendet, nachdem die Betroffenen-Initiative (BI) schwere Vorwürfe im Zusammenhang mit den Vorgängen erhob, die zum Tod des Obdachlosen geführt hatten. Er wollte von Oberbürgermeister Frank unter anderem wissen, ob es den Tatsachen entspreche, daß die zuständigen Mitarbeiter der AGJ Kreider, der am am 12. Februar im Konstanzer Krankenhaus starb, erst Tage nach seiner Erkrankung aufgesucht hätten.

Die BI sagt, die Zuständigen bei der AGJ seien von Mitbewohnern bereits 10 Tage vorher und anschließend noch mehrere Male auf den schlechten Zustand des schwerkranken Mannes aufmerksam gemacht worden, der im Containerlager lebte. Erst vier Tage, bevor Alex Kreider im Krankenhaus verstarb, habe ein Sozialarbeiter und eine Krankenschwester dem Mann einen Besuch abgestattet, allerdings ohne daß Kreider ins Krankenhaus eingeliefert worden wäre. Die AGJ-Vertreter hätten Kreider, der zu diesem Zeitpunkt schon hilflos in seinen Exkrementen lag, so die BI-Aussage, lediglich angeboten, er könne in die AGJ-Zentrale am Lutherplatz zum Duschen kommen.

Die Stadtverwaltung reagierte auf diese Vorwürfe empört und mit der Drohung, juristische Schritte gegen Mitglieder der Betroffenen-Initiative einzurichten. Den Vorwurf, man habe im Fall Kreider zu spät reagiert, konnte jedoch bislang weder die AGJ noch der Oberbürgermeister entkräften.

Mittlerweile planen Einzelpersonen aus der Wohnungslosenszene Aktivitäten, um auf die häufig verzweifelte Lage der Betroffenen aufmerksam zu machen. Am 29. April soll es in Konstanz zu einer "Trauerfeier für alle toten Obdachlosen" kommen (siehe Kasten). Zu der Aktion, so die Organisatoren, werde bundesweit mobilisiert. Die Konzilstadt habe man als Ort gewählt, weil hier in den vergangenen drei Jahren 15 Obdachlose gestorben seien. Lutz Warneck, der Initiator der Trauerfeier dazu: "Viele von ihnen könnten noch leben, würden die bestehenden Sozialgesetze eingehalten werden. Menschen die schwer krank sind werden einfach wieder auf die Straße geschickt. So bleiben die gesundheitlich Geschwächten auf der Strecke und die Akte bei den Ämtern wird kostenfrei geschlossen".

PDS/LL-Gemeinderat Venedey will auf der kommenden Gemeinderatssitzung den Antrag zu stellen, die Notfallcontainer ganzjährig offenzuhalten.

jüg


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linksrheincm17.04.2001