Seeblättle <<  >>  Quelle:  Seeblättle  Jg. 2000  Nr.5


Berchengebiet und Öhmdwiesen

Niemandsland für Kinder und Jugendliche

Immer wieder konnte man in den letzten Jahren der Zeitung entnehmen, daß im Berchengebiet Vandalismus und Aggression an der Tagesordnung sind: Jugendliche überfallen ein Pärchen und verletzen dabei den Mann; in den Tiefgaragen werden Autos aufgebrochen; die Kindergärten in der Leipziger Straße und den Öhmdwiesen werden verwüstet; Fahrräder werden gestohlen oder an den Unterständen des Wollmatinger Bahnhofs zerstört...

Wenn man aber sein Augenmerk darauf richtet, wie Kinder und Jugendliche in diesen Stadtteilen ihre Freizeit gestalten müssen, kann man deren zerstörerisches Verhalten nur als Hilfeschrei verstehen. An diesen "sozialen Brennpunkten" mangelt es an allem, was für sie die Freiheit erlebenswert machen könnte. Die Stadt rühmt sich ihrer baulichen Aktivitäten und läßt in den Öhmdwiesen eine "familiengerechte Wohneinheit" nach der anderen aus dem Boden schießen, ohne sich um die sozialen Folgen zu kümmern. Nicht einmal der Bus fährt dort vor die Tür. Im Berchengebiet ist sowohl das Flüchtlingsheim angesiedelt als auch die Unterbringung zahlreicher Aussiedler und Asylbewerber vorgenommen worden. Es hat nicht den Eindruck, daß sich irgendwer um deren Integration kümmert. Viele der Anwohner sprechen schlecht oder kaum deutsch.

Besonders die Kinder und Jugendlichen sind von diesen Umständen betroffen. Schon die Kleineren vertreiben sich gegenseitig vom Berchenspielplatz, weil sie die unterschiedlicher Nationalität sind. Für die Größeren wird auf diesem Gelände überhaupt nichts geboten. Unter dem einzigen interessanten Gerät, einem Basketballkorb, steht bei feuchtem Wetter eine Pfütze; was die Benutzung unmöglich macht. Und obwohl der Platz ein Verkehrsübungsplatz ist, sind Fahrräder dort verboten! Zum Skaten ist er wegen seines rauhen Belags auch nicht geeignet. Wo also sollen die Kids hingehen? Sie hocken vor ihren Wohnungen auf dem Boden oder bei schlechtem Wetter in den Buswartehäuschen der Karlsruher und Mannheimer Straße. Gern gesehen sind sie dort nicht. Auf dem Berchenplatz stehen zwei schöne bunte Bauwagen, aber die sechsmonatige ABM-Stelle dort ist schon lange wieder verwaist und die Kinder sich selbst überlassen.

Es gab vor einem Jahr einen interessanten Plan für die Gestaltung des Platzes, mit überdachtem Treffpunkt, großer Skate-Anlage und anderen Attraktivitäten, aber der wird wegen einiger Anwohnerproteste nun wohl einfach fallen gelassen. Auch über die Planung eines Einwohner-Begegnungszenrums im Stadtteil hört man nichts mehr.

Die Stadt muß hier dringend aktiv werden, damit die Menschen in diesem Stadtteil zufrieden und solidarisch miteinander leben können. Wenn sich die Kinder und Jugendlichen mit ihren Interessen und Problemen emstgenom-men fühlen, ist auch die Gefahr, sich rechtsradikalen Gruppen anzuschließen, deutlich geringer. Sonst aber gilt der Spruch: Die "freie-Marktwirtschafts"-Gesellschaft frißt ihre eigenen Kinder!

lir


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linksrheincm20.11.2000