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sw, Konstanz 14.12.00

Kommentar von Christof Mainberger zum Entwurf der Selbstdarstellung

Hallo Stefan, Lars, Nicole, Andrej, (Wolfgang ist derzeit, glaub ich, per Email nicht erreichbar)

ich muss sagen (wie zu erwarten war), das mit dem Selbstverständnis sehe ich etwas anderst und der Entwurf gefällt mir nicht besonders gut. Bevor ich nun einfach einen Gegenvorschlag formuliere, was ja auch ziemlich ignorant wäre, will ich doch ein wenig mein nicht-Einverstandensein erklären.

Alles im allen liest sich für mich der Text von Stefan zu laut. Zu oft wird beispielsweise das Wort "links" betont, ohne dass gesagt wird, was man damit meinen will. Ich halte es für besser einfach zu sagen, was man tut, anstatt mit Worthülsen rumzuwerfen. Beispielsweise ging es mir sicher nie an erster Stelle darum, "ein eigenes linkes Selbstverständnis" zu bilden, sondern zunächst ging es mir darum, Texte einzustellen. Deshalb ist auch das erstere bis jetzt nicht passiert, das zweite schon.

Für ein Selbstverständnis wäre es mir dagegen wichtig, Dinge anzusprechen und zu problematisieren, die in Stefans Text schon gelöst zu sein scheinen. Eine zentrale Auseinandersetzung ist für mich beispielsweise die zwischen der Rolle des Chronisten, der auch noch den dümmsten Text sorgfältig verzeichnet und sich mit Kommentaren vornehm und neutral zurückhält, und jenem, der in die politischen Entwicklungen einzuwirken versucht, eigene Texte schreibt und die fremden Texte durch Kommentare in einen (subjektiven) politischen Zusammenhang stellt. Damit hat auch der Unterschied zwischen der Ausrichtung als Archiv und der des Nachrichtenmediums zu tun. Es ist für mich daher nicht klar, ob ich in Linksrhein oder ob Linksrhein als Ganzes "für die Inhalte politisch die Veranstwortung übernehmen will", wie früher eine Redaktion.

Sehr spannend, und auch bedeutsam für die Entwicklungen, die Linksrhein genommen hat, ist die Frage, wie es eigentlich genutzt wird und die Resonanz ist. Wer ist die Zielgruppe, wie hat sie Zugang und Alltagspraxis mit dem Medium Internet, wie hat sich dies über die Zeit verändert. Wie läuft die Unterstützung von Linksrhein bzw. wie wird das Internet als Publikationsmedium begriffen usw. Wie werden Möglichkeiten der Interaktion angeboten und genutzt.

Dies sind zwei Fragenkomplexe, die ich in einem Selbstverständnis ansprechen möchte. Vieles andere, anekdotenhafte, würde ich dagegen schlicht rauslassen. Auch, wer Linksrhein zusammensetzt, was ich auch anders sehe als Stefan, die Frage der "juristischen Verantwortung", die nicht zu diskutieren ist, sondern halt einfach bei mir liegt, etc. pp. Was das Technische betrifft, würde ich mir sowieso einen eigenen Text wünschen, der dann aber wirklich versucht, im Detail eine technische Dokumentation zu leisten und auch jeweils aktualisiert wird.

Ich sehe schon, dass das Impressum etwas dürftig ist, und an der Stelle etwas mehr stehen müßte. Ich würde es auch für möglich halten, Stefans Entwurf, als solcher gekennzeichnet und kommentiert von dieser Mail, vom Impressum aus zu verlinken. Allerdings sehe ich derzeit nicht die Zeit, da mehr dazu zu schreiben, weil andere dringendere Dinge anstehen: Z.B. die Publikation der alten Texte über die Entwicklung des Antifa-Komitees, was ein Vorläufer des jetzigen "Netzwerks gegen rechts" ist. Oder die Artikel von und über Rolf Pape im Nebelhorn und anderstwo. Oder eine Geschichte Aufstieg und Niedergang der Infokneipe. Es gibt viel zu tun.

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