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sw, Konstanz 6. November 1999

Angebot der Stadt Konstanz liegt vor: 19 plus 49

Abstimmung übers Studi-Ticket

Die Kommunalwahlen zeigen Wirkung: Die Stadt Konstanz legte jetzt ein aus Sicht des AStA diskussionswürdiges Angebot für ein StudentInnen-Ticket vor. Auf das Engagement von SPD, FGL und Neuer Linie hin hat der Werksausschuß der Stadt Konstanz einstimmig beschlossen, den Hochschulen eine 19 plus 49 Lösung vorzuschlagen. Im Klartext: Alle StudentInnen zahlen 19 Mark mehr Semesterbeitrag und können dann, sofern sie das wollen, bei den Stadtwerken für 49 Mark eine Halbjahreskarte kaufen. Zu diesem Angebot müssen nun die Universität und die Fachhochschule Stellung nehmen. Auf einer Vollversammlung am 7. Dezember um 12.30 Uhr sollen die StudentInnen der Universität Gelegenheit bekommen, das Angebot zu diskutieren.

Das Ticket wurde schon vor mehr als zwei Jahren vom damaligen AStA angeregt. Die Vollversammlung beauftragte den AStA damals, Verhandlungen mit den Stadtwerken aufzunehmen, die Ergebnisse aber durch eine Vollversammlung und eine Urabstimmung von den StudentInnen bestätigen zu lassen. Die Idee war, mit einer Erhöhung des Semesterbeitrages das Busfahren für alle StudentInnen zu finanzieren, mit dem Ziel, die autofahrenden StudentInnen zum Umsteigen auf den Bus zu motivieren. Der StudentInnenausweis würde, wenn es nach den ursprünglichen Plänen ginge, quasi als Fahrausweis dienen.

Bisher waren die Verhandlun gen meist daran gescheitert, daß die Forderungen der Stadtwerke vom AStA als sozial nicht zumutbar angesehen wurden. Inzwischen sind Studi-Tickets mit unterschiedlichen Konzepten bereits in einigen deutschen Hochschulstädten verwirklicht. Das neue Konstanzer Angebot sieht ein Splitting vor. Alle StudentInnen zahlen ei- nen um 19 Mark erhöhten Semesterbeitrag und können dann für einen Zuschlag von 49 Mark eine Halbjahreskarte für Bus und Fähre erwerben. Diesen Vorschlag sieht der AStA zwar immer noch hart an der Grenze des sozial verträglichen, dennoch wird er bei der Vollversammlung am 7. Dezember dazu aufrufen, den Plan zu unterstützen. Dazu habe sich der AStA allerdings, so eine Sprecherin, erst "nach heftigen Diskussionen" entschlossen, Er hält es für sinnvoll, dieses Ticket im Rahmen eines Modellversuchs zunächst ein Jahr lang zu erproben. Denn erst die Erfahrung werde zeigen, wieviel AutofahrerInnen tatsächlich auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen werden.

Von Anfang an war vorgesehen, das Studiticket an eine Parkplatzbewirtschaftung zu koppeln. Die Landesregierung ihrerseits nutzte die Diskussion ums Studi-Ticket, um so über die Hintertür Geld einzunehmen. Die Landesregierung hat inzwischen vor, Parkplatzgebühren an der Uni zu verlangen, jedoch entsprechen die Bedingungen nicht den Forderungen der Studierenden. Statt einer monatlichen Gebührenerhebung wünschen sie eine tägliche. Da der Umsteigeeffekt vom Auto auf den Bus mit einer monatlichen Gebühr wesentlich geringer sei, müsse angesichts der schlechten Bedingungen diskutiert werden, ob ein Studi-Ticket dann überhaupt einen Sinn mache. Denn auch das ist dem AStA klar: Nicht alle werden einen direkten Nutzen aus dem Studi- Ticket ziehen. Zum Beispiel diejenigen, die mit dem Fahrrad fahren. Sie würden durch den Sockelbetrag im Semesterbeitrag ein pädagogisches Umsteigekonzept für notorische AutofahrerInnen mitfinanzieren. Aus diesem Grund schlägt der AStA vor, über eine weitere Erhöhung des Semesterbeitrags um 50 Pfennig, eine Fahrradselbsthilfewerkstatt einzurichten.

Wenn das nun vorgelegte Konzept des Studi-Tickets bei den StudentInnen Zustimmung findet, soll noch im Dezember die Urabstimmung stattfinden, damit es gegebenenfalls schon im kommenden Sommersemester eingeführt werden kann

Carsten Buchholz