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cm, Konstanz 24. 8. 99

PRESSEMITTEILUNG

PDS/LL kandidiert bei Kommunalwahlen

Offene Liste gebildet/Michael Venedey auf Platz eins

Die PDS Konstanz kandidiert als offene Linke Liste bei den Kommunalwahlen am 24. Oktober diesen Jahres für den Konstanzer Gemeinderat. Das haben die Mitglieder der Partei und Anhängerinnen und Anhänger der Linken Liste auf einer Versammlung am 16. August beschlossen, bei der auch die Kandidatinnen und Kandidaten gewählt wurden.

Die Partei des Demokratischen Sozialismus/Linke Liste (PDS/LL), so der Name der Liste, will sich damit für eine soziale und solidarische Kommunalpolitik in Konstanz stark machen. Schwerpunkte des Programms, dessen Endfassung gegenwärtig in Arbeitsgruppen ausgearbeitet wird, sind deshalb Forderungen nach einer stärkeren Berücksichtigung der sozialen, politischen und kulturellen Interessen derjenigen Konstanzer Bürgerinnen und Bürger, die in den bürgerlichen Stadtmarketings- Visionen mangels Kaufkraft nicht vorkommen.

Die Liste will in der Diskussion um die Stadtentwicklung dafür eintreten, daß ein Ausbau der sozialen Leistungen und Infrastruktur für Leute mit niedrigem oder gar keinem Einkommen Vorrang vor weiteren Luxusmeilen haben muß. In diesem Zusammenhang wendet sich die PDS/LL vor allem auch gegen das von der bürgerlichen Kommunalpolitik vielbeschworene Bild vom "sauberen Konstanz", das den Vorwand dafür liefert, die Armen zu bekämpfen anstatt der Armut. Die Liste wird sich namentlich für Mitbürgerinnen und Mitbürger ohne deutschen Paß einsetzen, die auch in Konstanz vielfach diskriminiert werden; sie will außerdem darauf dringen, daß Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung eine größere Rolle in der hiesigen Kommunalpolitik spielen.

Auf Platz 1 kandidiert mit dem parteilosen Arzt Michael Venedey, ein Mitglied einer bekannten Konstanzer Familie mit einer 200-jährigen Tradition aktiver, ununterbrochener Teilnahme an den Versuchen, eine freiheitliche, fortschrittliche Politik in Deutschland durchzusetzen. Venedey: "Das Beispiel meines Urgroßvaters Michael Venedey, der eine nicht unbedeutende Rolle als rheinischer Jakobiner in den Jahren 1795 bis 1805 spielte, meines Großvaters Jakob Venedey, der mir besonders imponierte als junger Revolutionär während der ersten Phase seiner Emigration in Paris, wo er 1834 Mitbegründer des ’Bundes der Geächteten’ war, meines Vaters Martin Venedey, der fast 30 Jahre als einer der heute fast legendären untadeligen Demokratischen Landtag die Stadt Konstanz vertrat und meiner beiden ältesten Brüder Hans und Hermann Venedey, die 1933 als Antifaschisten in die Emigration getrieben wurden, war bestimmend für meine Entwicklung." Folgerichtig, daß der 1920 in Konstanz geborene Lungenfacharzt, der nach Stationen in Heidelberg, Freiburg, im Tessin und in Heilbronn bis vor drei Jahren in Westberlin lebte und arbeitete, Zeit seines Lebens politisch aktiv war. Schon kurz nach der Niederlage des Hitler-Faschismus arbeitete Venedey, der weder Mitglied der HJ noch des nationalsozialistischen Studentenbunds war, noch als Student in einer von Alexander Mitscherlich zusammengestellten Gruppe, in der u.a. auch Theodor Heuss tätig war. 20 Jahre lang, bis zu seiner Rückkehr in seine Geburtsstadt Konstanz, vertrat er als Sprecher der Berliner Friedenskoordination "eine pointierte, gegen die Herrschaft der Kriegstreiber gerichtete, strikt antifaschistische Position". Kommunalpolitisch will Venedey sich vor allem "Problemen des Gesundheitswesens, der Kultur und der Behandlung der Asylfrage" widmen.

Auf den zweiten Listenplatz wählte die Versammlung die ebenfalls parteilose 18jährige Schülerin Steffanie Großhardt, die zu den Initiatorinnen der Aktivitäten gehörte, mit denen Konstanzer Schülerinnen und Schüler verhinderten, daß ihr kurdischer Klassenkamerad Yusuf Güll abgeschoben wird. Sie engagiert sich außerdem in der Betroffenen- Initiative.