linksrhein
linksrhein@nadir.org

Volltextsuche
linksrhein-Homepage
nadir

sw, Konstanz 26. März 2000

Gemeinsam gegen Abschiebung KONGRESS der KARAWANE FÜR DIE RECHTE DER FLÜCHTLINGE UND MIGRANTINNEN vom 21. April bis 1. Mai 2000 in Jena, Carl-Zeiss-Str. 3 DONNERSTAG, 27. 4. 2000:

FRAUEN UND FLUCHT / MIGRATION

Im April findet in Jena ein zehntägiger Kongress der KARAWANE FÜR DIE RECHTE DER FLÜCHTLINGE UND MIGRANTINNEN gegen Abschiebung, soziale Ausgrenzung und Isolierung statt.

Ein Tag, der 27. April, wird dabei speziell der Situation von Frauen gewidmet sein.

Die Muster von Menschenrechtsverletzungen, die Frauen zur Flucht treiben, ähneln sich auf der ganzen Welt: Frauen werden nicht nur als politische Aktivistinnen verfolgt, sondern einfach deshalb, weil sie eine Frau sind.

Im Rahmen des Kongresses soll die Situation von Frauen auf der Flucht thematisiert werden - sowohl in ihren jeweiligen Herkunftsländern, aber vor allem auch hier in Deutschland, wo Rassismus und Sexismus häufig eine fatale Verbindung eingehen.

Frauen aus verschiedenen Zusammenhängen werden in Arbeitsgruppen über ihre Arbeit und ihren Kampf gegen Sexismus, Rassismus und Ausgrenzung berichten. Daneben wird Zeit und Platz sein zum Austausch über alltägliche Erfahrungen mit Sexismus und Rassismus, sei es im Asylverfahren, im Flüchtlingsheim, in der Öffentlichkeit oder im Umgang mit deutschen Behörden.

Gemeinsam wollen wir die Basis und eine bessere Vernetzung schaffen für einen erfolgreichen Widerstand gegen Sexismus, Isolierung, Ausbeutung, Gewalt und die für viele permanente Gefahr von Abschiebung. Die Verbesserung unserer Vernetzung und Zusammenarbeit in solidarischer Unterstützung, die Entwicklung von Gegenstrategien im Kampf gegen Abschiebungen werden der gemeinsame Fokus aller Arbeitsgruppen sein, an deren Ende jeweils eine Art Manifest entworfen werden soll.

Tagesablauf:

9.30-12.00 Vorstellung der anwesenden Organisationen und der aktuellen Kampagnen
12.00-13.00 Aufteilung der Arbeitsgruppen
14.00-19.00 Diskussion in den Arbeitsgruppen
20.00 Filme

Organisatorisches:

Je nach Thema wird es Frauengruppen oder gemischte Gruppen geben. Es wird Frauenschlafplätze und Kinderbetreuung geben.

  • Kontaktadresse der Vorbereitungsgruppe für die Koordination des Schwerpunktes "Frauen / Flucht und Migration: Martina Hammel, Moltkestr. 5, 64295 Darmstadt, Tel.: 06151/313720, email: m_hammel@hrz1.hrz.tu-darmstadt.de, Fax: 06151/665648

Für alle Flüchtlinge, die Probleme mit der "Residenzpflicht" haben könnten, also ihren Landkreis nicht verlassen können, werden die OrganisatorInnen des Kongresses rechtliche und politische Unterstützung organisieren. Wenn ihr zum Kongress kommen wollt und Einladungen oder sonstige Hilfe braucht, informiert so bald wie möglich:

  • The VOICE Africa Forum, Schillergäßchen 5, 07745 Jena, Tel: 03641/665214, Fax: 03641/423795
  • Internationaler Menschenrechtsverein Bremen, Tel: 0421/5577093 Fax: 0421/5577094, email:mail@humanrights.de
  • lokale Organisationen:

Mehrsprachige Kongressseiten im Internet samt Anmeldeformularen: http://www.humanrights.de/congress

Aktuelle Informationen und Vorbereitungsmaterialien: http://www.linksrhein.de/archiv/c/index.htm

Geplante Arbeitsgruppen oder Berichte:

  • Die Kampagne zur Verteidigung der Frauenrechte im Iran arbeitet zu iranischen und afghanischen Frauen, die vor religiöser Gewalt in sogenannten Gottesstaaten, die Frauen nicht als Menschen behandeln, geflohen sind. In Deutschland, wohin die Frauen - oft mit ihren Kindern - geflüchtet sind, finden sie keinen Schutz. Der Einsatz für Flüchtlingsfrauen in Deutschland ist ein Schwerpunkt der Arbeitsgruppe.
  • Die gewaltsam durchgesetzte Verschleierung iranischer Frauen durch die deutsche Polizei - um im Iran gültige Fotos für die Abschiebedokumente zu erstellen - und die daraus entstandene Kampagne der Karawane ist ein Fokus einer Arbeitsgruppe der iranischen Frauengruppe Komitee 8. März und des IMRV.(Internationaler Menschenrechtsverein Bremen) Ein zweiter, allgemeinerer Schwerpunkt ist die Lage der iranischen und afghanischen Frauen in Deutschland.
  • Die Frauen des IMRV machen außerdem eine Arbeitsgruppe zur Kampagne gegen die Apartheid in der deutschen Familienpolitik: es geht um deutsche Frauen, deren Partner, afrikanische Flüchtlinge, trotz Ehe, einer langjährigen Beziehung, oder eines gemeinsamen Kindes, um jeden Preis abgeschoben werden sollen. Auch sie sind Opfer des institutionalisierten Rassismus und Sexismus.
  • Eine Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung wird über die autonome Frauenorganisierung innerhalb des kurdischen Befreiungskampfes sowie über den aktuellen Friedensprozess berichten. Die Auswirkungen des PKK-Verbots auf die unabhängige Frauenorganisierung in der Flüchtlingsbewegung in Deutschland werden diskutiert.
  • Eine Sprecherin der tamilischen Frauenorganisation wird über die Erfahrungen der Frauen in der tamilischen Befreiungsbewegung und über ihre Rolle im Kampf für Flüchtlingsrechte in Deutschland sprechen.
  • Die Frauen von Villa Courage (Internationales Frauenkultur- und Flüchtlingshaus, Freiburg) und des Comittee of Filipino Migrant Worker (Amsterdam) werden über ihre Arbeit und den Kampf gegen diejenigen Ausländergesetze berichten, die das Bleiberecht einer Frau für mehrere Jahre an die Ehe mit einem Mann mit Aufenthaltsrecht binden und sie somit vollkommen seiner Willkür ausliefern.
  • Die Gruppe agisra (Frankfurt, Köln) unterstützt - meist illegalierte - Migrantinnen, die als Prostituierte arbeiten. Der Kampf gegen die Kriminalisierung der Prostituierten durch Polizeirazzien, die stets mit der Gefahr der Abschiebung verbunden ist, soll im Mittelpunkt der Arbeitsgruppe stehen.
  • Häufig landen illegalisierte Frauen in der Abschiebehaft. Zum Frauenabschiebegefängnis Neuss bietet agisra Köln eine weitere Arbeitsgruppe an.
  • Eine Vertreterin der Gruppe Kalayaan aus England wird über die Lebenssituation und die Kämpfe - oft illegalisierter - migrierter Hausarbeiterinnen sprechen.
  • In den Entscheidungen der Asylverfahren wird klar: Unterdrückung und Verfolgung von Frauen wegen ihres Geschlechts gilt nicht als politisch und wird häufig als kultureller Unterschied gerechtfertigt. VertreterInnen von der Antifa Thüringen wollen den Umgang mit Frauen im deutschen Asylverfahren systematisch untersuchen. Im Zusammenhang damit könnte eine Diskussion über das Spannungsfeld zwischen der pragmatischen Forderung nach Anerkennung frauenspezifischer Fluchtursachen und der prinzipiellen Forderung nach offenen Grenzen entstehen.
  • Die sozialen und hygienischen Bedingungen in den Heimen (Gemeinschaftsunterbringung, Gemeinschaftsduschen und -toiletten, Gemeinschaftsküchen und mangelnder Schutz vor sexuellen Belästigungen und Gewaltübergriffen)- entsprechen den Bedürfnissen von Frauen - alleinstehend oder mit Familie - keineswegs. Dazu wird im Flüchtlingsheim Jena-Forst eine Arbeitsgruppe stattfinden.
  • Am Abend zeigen wir zwei Filme des Berliner FrauenLesben-Filmkollektivs: zur Situation von illegalisierten Hausarbeiterinnen und zur Organisation der Frauen bei den Sans-Papiers in Frankreich.