05 April
2006

Erdbebenopfer im Iran verhaftet

Ein Unglück kommt selten allein – Erdbebenopfer in Luristan (Südwestiran) verhaftet

qw 05.04.2006 – Nach einer Meldung der iranischen Webseite Peiknet fanden in der vergangenen Woche in der südwestlich gelegenen iranischen Provinz Luristan mehrere Erdbeben statt, das stärkste am Freitag, den 31. März 2006, mit der Stärke 6,1 auf der Richter-Skala. Obwohl sich das Erdbeben schon sechs Tage lang durch Vorbeben angekündigt hatte und iranische Erdbebenstationen entsprechende Warnungen ausgesprochen hatten, machten die Behörden erst nach dem größten Beben am Freitag öffentlich auf die Gefahr aufmerksam.
Nach Angaben amtlicher Stellen kamen dabei 70 Menschen ums Leben, mehr als 1300 wurden verletzt. Wie ein Korrespondent der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur ILNA berichtete, der direkt ins Katastrophengebiet gereist war, kamen bei diesem Beben bis Freitagabend 246 Menschen ums Leben. Nach den Worten von Doktor Panahi, dem Leiter des Zentrums für medizinische Nothilfe beim Gesundheitsministerium, wurden über 330 Dörfer durch das Erdbeben zerstört. Wenn die verschütteten Leichen und das ebenfalls umgekommene Vieh nicht geborgen würden, bestehe die Gefahr der Ausbreitung von Seuchen.
In den letzten Tagen trafen Meldungen über Auseinandersetzungen zwischen Erdbebenopfern und staatlichen Stellen ein. Die obdachlosen Einwohner demonstrierten vor der Polizeibehörde von Dorud gegen die ausbleibende Hilfe und forderten staatliche Unterstützung – Zelten, Decken, Brot und andere Nahrungsmittel. Als die verantwortlichen Stellen die Forderung ablehnten, griffen die Demonstranten an und warfen einige Scheiben ein. Der Einsatz von Spezialkräften zur Aufstandsbekämpfung führte dazu, dass sich die Proteste in der Region ausweiteten und an verschiedenen Orten Banken und Filialen des Roten Halbmonds attackiert wurden. Der stellvertretende Leiter der Wiederaufbaubehörde des iranischen Innenministeriums kündigte darauf an, dass scharf gegen die „Unruhestifter“ und „Störer der öffentlichen Ordnung“ in der Region, u.a. in der Stadt Borujerd (Borudscherd), vorgegangen werde. Er behauptete weiterhin, dass die verhafteten Unruhestifter von auswärts gewesen seien, eine Aussage, der lokale Quellen widersprechen.

Quelle: www.peiknet.com/1385/12farv/15/page/35rafizadeh.htm

Kommentar:
Luristan gehört zu den ärmsten Regionen des Iran. Präsident Ahmadinejad hielt sich wenige Wochen vor dem Erdbeben für einige Tage in der Region auf, wo er sich in der lokalen Tracht präsentierte. Er hatte den Bauern der Region günstige Kredite, Versorgung mit Trinkwasser, einen Ausbau der medizinischen Versorgung und des Schulsystems und einiges mehr versprochen.
Die nach dem Erdbeben an vielen Orten ausbleibende Hilfe und die Tatsache, dass die eintreffende Hilfe keineswegs dort verteilt wurde, wo sie am nötigsten gebraucht wurde, hatten zur Folge, dass die wütende Bevölkerung auf die Straße ging und protestierte. Die iranischen Zeitungen haben sich über den Einsatz der Spezialkräfte gegen die Demonstranten ausgeschwiegen, aber die Brutalität dieser Kräfte ist bekannt. Wie die Zitate aus dem Innenministerium bezeugen, versucht die Regierung, die Proteste mit Verhaftungen zu ersticken.
Aber vielen der Ärmsten haben noch die Wahlversprechungen des Präsidenten im Ohr, dass mit seiner Wahl nicht mehr die Reichen die Erdölgelder einstecken würden, sondern er dafür sorgen werde, dass sie „auf dem Tischtuch“ des Volkes serviert würden. Wenn ihnen statt dessen Haftbefehle serviert werden, wird das Ansehen, das Präsident Ahmadinejad angeblich unter den Ärmsten genießt, schnell ruiniert sein.


Posted by AliSchirasi at 19:18 | Comments (0) | Trackbacks (0) | edit
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