Anhang

Frieden und Demokratie sind möglich
Antwort Öcalans auf das Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft
Eröffnungsrede zum Gerichtsjahr 1999-2000
Dr. Sami Selcuk, Erster Vorsitzender des Kassationsgerichtshofes

Europarat und Todesstrafe
Internationale Reaktionen auf das Todesurteil
Chronologie

 


Antwort Öcalans auf das Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft

(...) Im Schlussplädoyer der Republikanischen Oberstaatsanwalt-schaft wird die Anklageschrift in verkürzter Form erneut dargelegt. Darin werden zwar meine Aussagen zitiert, aber die gleiche Schlussfolgerung gezogen. Die geht davon aus, dass die Wandlungen meiner Person und der Organisation nicht überzeugend und ein Zeichen der Aussichtslosigkeit sind, weist auf die Intensität und Anzahl der Aktionen und das Fortbestehen meiner ideellen Verbindung zu der Organisation hin und fordert meine Verurteilung nach § 125 des türkischen Strafgesetzbuches.
Es hätte unbedingt ausgewertet werden müssen, unter welchen historischen und sozialen Bedingungen der von der PKK geführte Aufstand entstanden ist, welcher auch von den höchsten Repräsentanten des Staates als letzter "Kurden-Aufstand" bezeichnet wird. Die Geschehnisse, die in der Dimension eines Krieges zum Verlust von Menschenleben, zu Sachschäden, zu materiellen und immateriellen Verlusten führten und vielseitige positive und negative Ergebnisse verursachten, auf einen individuellen Terrorakt zu reduzieren, ist nicht nur unmöglich, sondern führt auch zu falschen Schlussfolgerungen und sogar zur Vertiefung der Ausweglosigkeit. Es wird zudem nicht ausreichend sein, diese Ereignisse ausschließlich unter juristischen Gesichtspunkten, sogar nach Gesetzen zu beurteilen. Und noch wichtiger: wenn wir die Ergebnisse dieses sozialen Aufbruchs, der zu schweren gesellschaftlichen Umwandlungen geführt hat, nicht in einer für die Zukunft nützlichen Weise, sondern nach der aktuellen Stimmungslage handhaben, dann würde dies zu einer noch größeren Ausweglosigkeit und noch größeren Verlusten in der Zukunft führen.
Die Militärputsche vom 12. März 1971 und 12. September 1980 haben gezeigt, dass die Türkei der 70er Jahre ernste soziale Aufbrüche erlebte, die die bestehende Rechtsordnung bedrängten. Das Recht hat schweren Schaden davongetragen; die nach dem Militärputsch vom 27. Mai [1960] eingeführte, minimale demokratische Rechte gewährende Verfassung wurde geändert und von der Verfassung von 1982 abgelöst, die durch anti-demokratische Elemente gekennzeichnet ist. Die Regierung, die Opposition, linke und rechte Parteien von vor 1980 wurden für illegal erklärt und vor Gericht gestellt.
Auch die PKK ist als eine illegale Bewegung dieser Periode entstanden und hat sich schwerpunktmäßig auf die gesellschaftliche Realität der Kurden gestützt und zu einer Bewegung der Forschung und der Propaganda und bis hin zu einer Bewegung der Aktion entwickelt. Man muss sich vor Augen führen, dass ihre Entstehung nicht legal, aber legitim war. Gegen das Unterdrückungssystem, das insbesondere durch die Verfassung von 1982 bis zu einem "Sprachverbot" ausgeweitet wurde, war der Aufstand zwar nicht im Rahmen der Gesetze entstanden, aber legitim bedingt. Es ist wohlbekannt, dass in der kurdischen Gesellschaft eine historische Angst vorhanden war, diese unterentwickelt blieb und sich schämte, ihre eigene Identität auszusprechen. Es soll niemanden wundern, dass bei dem anarchistischen Charakter und unter den degenerierten legalen Bedingungen dieser Periode ein solcher Aufstand entstanden ist. Die PKK hat versucht, [für diesen Aufstand] eine politische und strategische Linie aufzuzeigen. Sie hat das in vielen Dokumenten zum Ausdruck gebracht. In der Anklageschrift wurden diese genannt. Ich werde sie nicht wiederholen. Als ihre Hauptslogans wurden "Unabhängigkeit und Freiheit" festgelegt. Das sind die Slogans des Aufstandes. Dementsprechend wurde im Programm und in den Aktionen gehandelt. Diese Tatsachen werden unsererseits nicht bestritten. (...)
Die PKK als eine der Hauptverantwortlichen dieser Auseinandersetzung hat die Diskussion über "die Kurdenfrage" auf die Tagesordnung in Ankara gesetzt. Sie hat das von der "kurdischen Bewegung" und von den Entwicklungen im Nord-Irak gelernt. Unter dem Einfluss dieser beiden Faktoren wurde sie zunehmend selbst zu einem beeinflussenden Faktor. Ihre Agitation und Aktion wurden von diesen beiden Faktoren stark geprägt. Sie hat es versucht und geschafft, disziplinierter und kontinuierlicher zu arbeiten. Es führt zu überzogenen und falschen Schlussfolgerungen, wenn behauptet wird, dass die PKK alles selbst verursacht hat und die alleinige Verantwortung trägt. In der Tat, insbesondere bei den Aktionen kam es zu willkürlichen Handlungen, wie dies an vielen Orten der Welt geschah, die außer Kontrolle gerieten und sich gegen sich selbst richteten. Dies befreit zwar nicht von der Verantwortung, aber hilft, die Wahrheit zu sehen. Das Programm und die Slogans fordern einen separaten Staat und verpflichten hierzu, jedoch die Realität des Lebens legt uns vor, was noch gültiger und realistischer als das Programm und die Slogans ist. Das wird uns überall in der Welt und mit vielen Beispielen in der Geschichte vor Augen geführt. Wenn wir eine Bewegung nur mit ihren Slogans und ihrem Programm in einer Zeitspanne beurteilen, kommen wir zu mangelhaften und falschen Ergebnissen. (...)

Die Wandlung der PKK ist kein Zeichen der Ausweglosigkeit, sondern eine Notwendigkeit

(...) Wenn wir von der Wandlung der PKK sprechen, dann berufen wir uns objektiv vor allem auf die Entwicklungen im Lande und in der Welt. Die Entstehungsjahre der PKK sind die Jahre, in denen streng ideologische Lager in Folge des kalten Krieges vorherrschten und der Status quo durch die Verleugnung und Handlungsunfähigkeit über die kurdische Realität gekennzeichnet war. Außerdem sind diese Entstehungsjahre von einer Jugend, in der eine anarchistische Haltung dominierend war und die eine Demokratisierung nicht kannte, und einem Prozess, in dem die Jugend in rechte und linke Lager gespalten war, geprägt. Sowohl in dem Programm als auch in den Aktivitäten sind die tiefgreifenden Einflüsse dieser dogmatischen, ideologischen Herangehensweise und des radikalen Jugendwiderstandes vorhanden. In den Strukturen der Parteien und Organisationen in der Türkei kam es entsprechend der weltweiten Entwicklung in den 90er Jahren unvermeidlich zu Veränderungen, die noch andauern. Auch innerhalb der PKK wäre es aufgrund der schweren Kampfbedingungen, unter denen sie sich befand, zu solchen Entwicklungen gekommen. Dass ich in diesen Jahren von dem Programm der PKK und ihren alten Propagandaslogans Abschied nahm und nach neuen Wegen suchte, zeigt nicht die Ausweglosigkeit, sondern die Notwendigkeit. Zu kritisieren ist, dass dies zu spät vollzogen und nicht klar formuliert wurde und sich auf dem Kongreß und im Programm der PKK nicht ausreichend niedergeschlagen hat. Die Notwendigkeit der Wandlung ist unumstritten. Deshalb ist das Programm überholt. Es hat sich also gezeigt, dass die programmatische Formulierung wie ein eigener Staat oder ähnliches nicht realistisch und notwendig erscheint. Das ist damit gemeint, wenn die Rede davon ist, dass diese Jahre nicht genutzt wurden und es zu Wiederholungen der vorherigen Ansätze kam. Um das zu überwinden, habe ich, wie es in mehreren Dokumenten zu finden ist, gesagt, dass sowohl die Unabhängigkeit als auch die Freiheit sinnvollerweise in der Einheit der Türkei als der fortschrittlichste und praktischste Weg zu verwirklichen sind. Das ist keine enge taktische Haltung. Es handelt sich hier um eine Einsicht, die sich durch die wichtigen Lehren aus dem Leben und den Erfahrungen gebildet hat. Auch wenn die Staatsbildung angestrebt wird, dann ist dies auch innerhalb der demokratischen Struktur der Republik der Türkei am sinnvollsten realisierbar. Das ist die Schlussfolgerung, die in meinen Reden vor meiner Festnahme dokumentiert ist.
(...) Es ist richtig, dass eine auf den engstirnigen Separatismus basierende Politik und Machtstellung eine große Ausweglosigkeit darstellt. Aber genauso ist es eine große historische Entwicklung, innerhalb der staatlichen Integrität und Struktur der Türkei durch eine demokratische Beteiligung einen Platz einzunehmen und eine Macht zu sein. Es ist unumstritten, dass sich diese Entwicklung trotz vieler Hindernisse schrittweise durchsetzt. Was ich mit meinen Thesen über eine demokratische Lösung zum Ausdruck bringen will, auch wenn diese zu spät eingesehen und nicht ausreichend formuliert worden sind, ist, diese historische Entwicklung vorauszusehen und der Wille, sich an dieser Entwicklung zu beteiligen. Es ist weder eine gegenwärtige taktische Haltung noch eine grundsatzlose Wandlung. (...)

Es ist eine Tatsache, dass ich einen inneren Krieg in Bezug auf das Organisations- und Aktionsverständnis der PKK durchgemacht habe

Es ist möglich und richtig, dass die PKK unter meiner Verantwortung vom Zeitraum und von der Intensität her den wichtigsten und den größten "Kurden-Aufstand" geführt hat und dieser viele schmerzhafte und rücksichtslose Seiten hatte. Aber wenn von der inneren Struktur, von der Verantwortung und den Zuständigkeiten der Organisation und der Mitglieder die Rede ist, dann stellt sich die Realität anders dar. (...)
Es ist auch ein großer Irrtum zu glauben, dass sich die Form der Konfliktaustragung insbesondere auf höchster Führungsebene so gestalten ließ, wie ich es haben wollte. Eine eher richtige soziologische Bewertung ist es zu sagen, dass sich die über die Jahrhunderte hinausgezogenen Überbleibsel der Zerstrittenheit und der Widersprüche von Stammes- und Familienstrukturen und religiöser Unterentwicklung der tiefgreifenden feudalen Struktur der kurdischen gesellschaftlichen Realität nun in der PKK wiedergefunden und ausgedrückt haben. Jeder, der sich daran beteiligte, handelte nach dem Motto "Ich bin das Gesetz" und missachtete nicht nur die Grundsätze der offiziellen Verordnungen der PKK, sondern verstieß auch gegen die traditionellen (feudalen) Regeln. Besonders 1987 richteten sich Aktionen unter dem Vorwand der Bekämpfung der Dorfschützer gegen Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die mit den Auseinandersetzungen nichts zu tun hatten. Genau an diesem Punkt haben einige [Funktionäre] teilweise die ideologischen und politischen Ansätze der PKK über Bord geworfen und versucht, unter dem Motto "die Intellektuellen haben verloren", "die Bauern sind an der Macht" das Wesen der Partei aufzulösen und ihr eine interne Auseinandersetzung aufgezwungen, um durch die Möglichkeiten, die sie erhalten haben, die tatsächliche Macht der Partei und das Volk unter ihren persönlichen Einfluss zu bringen. (...) Übrigens geschah so etwas auch [während des Befreiungskampfes] in vielen anderen unterentwickelten Gesellschaften wie z. B. in Afrika und in jeder Volksgemeinschaft in der Vergangenheit. Die diesbezüglichen internen Auseinandersetzungen der kurdischen Gruppen im Nord-Irak sind allgemein bekannt. Die Osmanische Dynastie hat sogar "den Brudermord" um die Macht in einem Erlass manifestiert. In der Zeit der nationalen Befreiung hatte der Leibwächter von Mustafa Kemal Atatürk, Topal Osman willkürlich Abgeordnete im Parlament umgebracht, Menschen lebend begraben und konnte erst auf den persönlichen Befehl von Atatürk hin ermordet und das Land somit von ihm befreit werden. (...) Diese Beispiele habe ich deshalb aufgeführt, um klarzumachen, dass solche Grausamkeiten bei Aufständen und in Guerilla-Kriegen weit verbreitet sind. (...)

Zwei historische Resultate in der Beziehung der Türkei zu den Kurden

Die Hauptursache dafür, dass die Türkei seit der Gründung der Republik innenpolitisch nicht den Weg zur Demokratisierung gefunden hat, (...) liegt darin, dass sie in der Kurdenfrage nicht die erforderliche wissenschaftliche und demokratische Haltung einnahm. Kennzeichnend für ihren Weg und ihre Haltung bis in die Gegenwart ist, dass bei den Aufständen und deren Zerschlagung keine Schlussfolgerungen gezogen wurden und die Wunde offen gelassen wurde. Weder bei der Analyse noch bei der Behandlung wurden wissenschaftliche Maßstäbe gesetzt. Stattdessen wurde eine Politik betrieben, die durch gegenseitige Ängste gekennzeichnet war und unter den jeweiligen wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkten bestimmt wurde. Das hat das Problem noch weiter verschärft. Manchmal glaubte man, das Problem mit strafrechtlichen Maßnahmen lösen zu können. Zu einigen Zeiten wurde die Situation dadurch unter Kontrolle gehalten, dass den Funktionsträgern von feudalen Stammes- oder religiösen Institutionen Privilegien gewährt wurden. Ebenso wurde geglaubt, dass lediglich durch die wirtschaftliche oder bildungspolitische Entwicklung das Problem gelöst wird. Da diese Haltung sich mehr auf die leugnerische Grundlage [Leugnung der kurdischen Identität] stützte, konnte auch die kleinste Gegenhaltung und Entwicklung in dieser Frage sich davon befreien, radikal zu sein.
Wenn alle heute über den Radikalismus der Methoden der PKK reden, übersehen sie jedoch dabei die historische Grundlage und die politische Herrschaftsform, auf die sich dieser [Radikalismus] stützt. Die Art der Unterdrückung, die bis zu einem Sprachverbot ausgedehnt wurde, führt zu der Entwicklung, dass jeder Vorstoß dagegen, entsprechend der Unterdrückung, gewaltig ist. Es muss eingesehen werden, dass eine einseitige und von ihren historischen Ursachen losgelöste Betrachtung die Probleme enorm verschärft und damit erfolglos bleibt. Alle spüren inzwischen am eigenen Leib, dass die Türkei vor dem Jahr 2000 wegen dieser Frage in eine ausweglose Situation geraten ist. Während manche, die an dem Krieg direkt beteiligt sind, große Verluste und großes Leid tragen, schafft sich eine kleine Gruppe als Kriegsgewinnler ein Vermögen an, was inzwischen zu ihrer wesentlichen politischen und persönlichen Lebensform geworden ist. Anscheinend ist in der Gesellschaft eine Art Arbeitsteilung entstanden. Dabei hat es eine entscheidende Rolle gespielt, dass eine Schattenwirtschaft von Kriegsgewinnlern entstand, es zu großen sozialen Zusammenbrüchen und Divergenzen kam, die Politik ihre Funktionen nicht mehr ausübte und sich selbst gefesselt hat. Es ist zur Gewohnheit geworden, als ob die Türkei dazu verurteilt wäre. (...)
Der Prozess von Imrali erlebt selbst die gegenwärtige Ausweglosigkeit der Türkei und geht in diesem Sinne auf eine solche historische, gesellschaftliche und politische Realität zurück. Wird der Prozess im Einklang mit der bisherigen Haltung hinsichtlich der Vergangenheitsbewältigung das Problem weiter verschärfen? Oder wird er zumindest durch die Vorgehensweise einen auf die Zukunft gerichteten Ausweg einschlagen oder Zeichen in dieser Richtung setzen? Das sind die Hauptfragen, nach deren Anworten gesucht werden muss. Es hängt von der Antwort auf die Fragen ab, ob der Prozess im klassischen Sinne stattfindet. Von jetzt an, so glaube ich, werden Diskussionen über diese beiden Fragen und ihre Antworten sowohl in der Gesellschaft als auch auf der Ebene des Staates, sowohl im Inland als auch im Ausland geführt werden und Früchte tragen. (...)
Es gibt keine größere Fehleinschätzung als die, wonach man die Realität der PKK ausschließlich unter engen strafrechtlichen Gesichtspunkten beurteilen könnte. In diesem Prozess möchte ich diese Gefahr ausschließen. Es ist wahr, dass die PKK die Geschichte der Türkei im letzten Vierteljahrhundert wesentlich beeinflusst hat. Noch richtiger ist es, dass sie diesen Einfluss von der Intensität her auch weiterhin ausüben wird. Wenn wir das falsch einschätzen, dann wird die Türkei als Verlierer ins 21. Jahrhundert eingehen. Im Falle einer richtigen Beurteilung wird sie nicht nur das schwerste Schlüsselproblem loswerden, sondern es bedeutet für sie die Chance, im nächsten Jahrhundert eine Vormachtstellung in der Region zu erlangen. In diesem Sinne steht die Türkei vor einer Wende, vor einem Scheideweg. Noch wichtiger und notwendig scheint es, dass wir uns keine Fehler und Irrtümer leisten können und zu einer richtigen Lösung gezwungen sind. Die Realität nicht einzusehen und sich ihr nicht anzunähern, ist eigentlich die echte Unehrlichkeit und auch noch der echte Verrat. (...)

Das Beharren auf Konflikt und Ausweglosigkeit bedeutet auch den Verlust des nächsten Jahrhunderts

Aus dem Prozess von Imrali ist folgende Schlussfolgerung zu ziehen: wenn die Kurdenfrage im herkömmlichen Sinne und von demokratischen und kulturellen Aspekten losgelöst betrachtet wird, bedeutet das eine Verschärfung des (...) Konfliktes und eine Ausweglosigkeit. Ich halte es nicht für meine Person, sondern für die Zukunft des Landes für sehr gefährlich, dass während des Prozesses eine die Emotionen ausnutzende Haltung eingenommen wird. Man muss, unabhängig vom Schutz meiner physischen Existenz, die mit großen Gefahren verbundenen Entwicklungen voraussehen. Es handelt sich keinesfalls um eine Drohgebärde. Jedoch sind mögliche Entwicklungen, die für jeden mit einer politisch und strategisch denkenden Sichtweise vorauszusehen sind, zu nennen. Um diese aufzulisten:
1. Der bewaffnete und militärische Konflikt wird immer mehr institutionalisiert und fortgesetzt. Die PKK wird diese Angelegenheit jahrelang weiterführen können, weil sie neben den geographisch günstigen Gegebenheiten im Inland und in allen wichtigen Ländern der Welt und an beiden Seiten der Grenzen ihre Stellungen hat, über Erfahrungen verfügt, ihren logistischen Bedarf decken kann, leicht Waffen beschaffen kann, über finanzielle Mittel verfügt, Mitglieder anwerben und zusätzliche Reserven bilden kann. Ein Krieg kleinen oder mittleren Grades kann leicht fortgeführt werden. Auch das Militär kann aufgrund seiner Erfahrungen und der überlegenen technischen Ausstattung den Krieg länger aushalten und fortsetzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese militärische Tendenz durchsetzt, ist in der Tat sehr groß. Der Krieg könnte sich über die vergangenen 15 Jahre hinaus auf das kommende Jahrhundert ausdehnen. Natürlich besteht die Gefahr, dass dieser Konflikt noch größere Ausmaße annimmt. Denn die Region ist instabil und für jegliche Allianzen geeignet. (...)
Ein weiterer Grund, dass der militärische Konflikt weiter ausgedehnt wird, ist die Wahrscheinlichkeit der Einigung der kurdischen Bevölkerung im Iran, Irak, Syrien, im Kaukasus und überall in der Welt. Diese Einheit ist zum großen Teil um die PKK herum verwirklicht worden. Dieser Aspekt ist neu und dessen Beurteilung ist von besonderer Bedeutung. Von der Fläche und der Bevölkerung her sind genügend logistische, personelle, finanzielle und diplomatische Kapazitäten vorhanden, und diese werden erweitert. (...)
2. (...) Die Vertiefung des Krieges und der Ausweglosigkeit wird die Türkei vielleicht zur einzigen Zielscheibe machen. Die Gefahr wird noch größer, wenn die derzeit herrschende Stimmung nicht nachlässt und in Feindseligkeiten ausartet und die religiösen, innerreligiösen, schweren wirtschaftlichen und sozialen Gegensätze hinzukommen. Die Bevölkerung der Region [die Kurden] ist, wie wir in der Geschichte und bei der PKK gesehen haben, jederzeit für einen Aufstand prädestiniert, wenn die Probleme ungelöst bleiben. (...) Eine durch Misstrauen, Angst, Hass und eine schwere wirtschaftlich-soziale Krise gekennzeichnete Tragödie ist nicht auszuschließen. Es liegt auf der Hand, dass ein Ausweg aus diesem Zustand noch schwieriger wird, wenn man (...) die Überwindung der Jahrhunderte lang abgebrochenen Kontakte für möglich hält. Wenn das Problem weiter verschärft wird, werden die Staaten, die Probleme mit der Türkei haben, allen voran die Nachbarstaaten, sowohl die eigenen Kurden als auch die zu ihnen Geflüchteten gegen die Türkei ausspielen, für deren Politisierung sorgen und für ihre Zwecke benutzen. (...)
3. Die Verschärfung des Konfliktes und der Ausweglosigkeit wird der Wirtschaft schweren Schaden zufügen. Die zur Zeit andauernde Wirtschaftskrise hängt eng mit diesem Problem zusammen. Nicht nur die Militärausgaben, sondern auch die Hindernisse in Bezug auf die Mobilisierung des reichen wirtschaftlichen Potentials der Region [Kurdistan], die lahmgelegten wirtschaftlichen Vorhaben, die hohe Arbeitslosigkeit und die Kriegswirtschaft wirken sich auf die Volkswirtschaft der Türkei zerstörend aus und verschärfen zunehmend die Krise. Die Volkswirtschaft der Türkei, welche in der Region und im Nahen Osten eine Vorreiterrolle spielen könnte, ist zu einem ausgeplünderten Markt geworden. Es ist offensichtlich, dass die Fortsetzung des Konfliktes und der Ausweglosigkeit diesen Zusand noch weiter verschlechtern und in eine Sackgasse führen wird. (...)
4. (...) Die Fortsetzung und Vertiefung der Konfliktsituation wird die sozio-kulturellen Probleme zum Wegbereiter vieler unangenehmer Entwicklungen machen und die Bevölkerung zum gefährlichsten Potential werden lassen.
5. Die Fortsetzung des Konfliktes und der Ausweglosigkeit wird wie in der Vergangenheit insbesondere ein Hindernis für die Demokratisierung in der Türkei bedeuten. Die in der Staatsstruktur erwünschten demokratischen Maßnahmen werden nicht durchgeführt werden können. Folglich wird es zu einer Verdrossenheit und Bedeutungslosigkeit der Politik führen. Egal, unter welchem Namen Politik, Politiker und politische Parteien auftreten, werden sie das gleiche Schicksal von Gescheiterten teilen. Schließlich betreffen die gleichen Grundbedingungen und die Ausweglosigkeit alle gleichermaßen und machen erfolglos. (...)
Institutionen und Personen, die sich in beschränktem Umfang entwickeln, werden im Zusammenhang mit dem Krieg blockiert. Als Folge dieser Entwicklungen ist auch die Justiz vor große Probleme gestellt. Die Notwendigkeit einer Verfassung und der Gesetze, welche sich auf demokratische und auf Menschenrechte stützen, wird von Tag zu Tag größer.
6. (...) Wenn dieses Problem nicht auf einer demokratischen Basis gelöst wird, kommt es nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland zu großen negativen Folgen. Das hindert das Land daran, in dieser Richtung einen Sprung zu machen. (...)
Diese Hauptpunkte legen offen dar, warum wir diesen Zustand des Konfliktes und der Ausweglosigkeit nicht weiterführen können. Das führt uns nämlich in einen Sumpf, aus dem man nicht mehr herauskommt, sondern in dem man bei jeder Bewegung weiter versinkt. Das entspricht dem Wesen der Ausweglosigkeit. In einer solchen Situation hat es keine Bedeutung, ob man siegt oder verliert. In diesem Sinne ist es wichtig, die legitimen Forderungen des Aufstandes zu berücksichtigen und zusehends die mit Gefahren verbundenen Seiten zu unterbinden. Die wiederholt vorgebrachten gegenseitigen, falschen und übertriebenen Beschuldigungen und Vorurteile dürfen keineswegs mehr fortgesetzt werden. Denn daraus kann man nichts gewinnen. Durch die Feststellung, dass die realistischen demokratischen und kulturellen Forderungen des Aufstandes für das gesamte Land gültig sind, können sie leicht erfüllt werden. In dieser Hinsicht ist es ein Problem, dessen praktische Lösung am leichtesten ist. Es ist nicht ein Palästina, Kosovo oder Irland. (...)

Eine demokratische Lösung der Probleme ist ein Gewinn für die Zukunft der Türkei

Die Tatsache, dass gegen mich ein GerichtsProzess auf Imrali geführt wird, wird auch als die Geschichte eines tragischen historischen Ereignisses bewertet werden, in welchem eine nicht-demokratisierte Gesellschaft und Staatsstruktur und ein sehr schmerzhafter Aufstand einen Abgrund darstellen. Es ist ein krasses Beispiel dafür, wohin die ständig unterdrückten Probleme führen können. Da die streng ausgelegten Strafparagraphen (...) davon entfernt sind, eine Lösung herbeizuführen, scheint eine demokratische Verfassungsordnung um so dringender zu sein. Dass der Prozess mich von Anfang an zur politischen Verteidigung gezwungen hat, ergibt sich aus dieser Notwendigkeit. In meiner ersten Verteidigungsrede wurde im Grunde genommen die Unverzichtbarkeit einer demokratischen Verfassungslösung hervorgehoben. Darüber hinaus wurde dargelegt und klargemacht, dass mit militärischen Mitteln ein Problem, das historische, kulturelle, politische, soziale und wirtschaftliche Komponenten beinhaltet - und die daraus resultierenden schmerzhaften Aufstände - nicht beendet werden kann. In unserem Zeitalter ist dies so gut wie unmöglich. Es gibt keine andere Lösung außer einer demokratischen. (...)
1. Die Vertiefung der Ausweglosigkeit bei diesem Problem bringt die militärischen und bewaffneten Haltungen zu einem Punkt, an dem sie sinnlos und verlustbringend sind. Kriege, Aufstände und Konflikte auf jeder Ebene resultieren im Kern aus einem gesellschaftlichen Problem und versuchen, entsprechend der Dimension des Konfliktes, den gordischen Knoten kurz- oder langfristig, im engeren oder weiteren Sinne, schwach oder intensiv zu lösen. Wenn die ethischen und politischen Erfordernisse nicht beachtet werden, kommt es bei der Gewalt zu einer Degeneration und einem Zustand der Grausamkeit. (...)
Eine militärische Lösung war aufgrund der Eigenschaft des Problems nicht denkbar. Das ist inzwischen eingesehen worden. Dass ich aus diesem Grunde den bewaffneten Konflikt beenden will, bedeutet nicht, dass ich mich dadurch retten will. Es geht darum, sich aus dieser gefährlichen und sinnlosen Situation so schnell wie möglich zu befreien. Es ist zugleich das Ergebnis einer richtigen wissenschaftlichen Haltung im politischen und militärischen Sinne zu dieser Frage. Es ist also Zeit für den Verzicht auf eine bewaffnete Auseinandersetzung, wenn der Staat die nötige Sensibilität zeigt, gekommen und sogar schon vorüber. Die Grundlage für eine demokratische Lösung ist vorhanden. Und sie erlebt eine unaufhaltsame Entwicklung. Eine gegenseitige Trotzhaltung ist an dieser Stelle kontraproduktiv. Eine verantwortungsvolle Haltung ist von großer Bedeutung. (...)
2. Wenn die PKK nicht mehr ein militärisches Problem darstellt, wird der Weg für eine politische Lösung der Kurdenfrage geebnet, wodurch sie [PKK] auch politisch kein Problem mehr darstellt. Dann wird ein Prozess stattfinden, in dem die Integrität und Einheit des Staates nicht gefährdet, sondern gestärkt wird. Je mehr das demokratische Zusammenwachsen mit dem Staat voranschreitet, desto eher wird die Haltung gegen den Staat aufgegeben. Je mehr die Erfordernisse des legalen Prozesses erfüllt werden und die demokratische Herangehensweise beibehalten wird, um so schneller verlieren die Zentren und Institutionen der PKK im In- und Ausland ihren Sinn und werden keine Gefahr mehr darstellen. (...) Ein lösungsorientierter und wissenschaftlicher Umgang mit der politischen Existenz der PKK wird tatsächlich der wichtigste Gewinn der jetzigen und künftigen Türkei sein. Genau so wie die Unterschätzung der PKK zu großen Verlusten und Gefahren geführt hat, wird die richtige Umgangsweise mit ihr zu großen Gewinnen und Stärken führen. Die Gegenleistung ist dagegen kein großes Zugeständnis. Durch einige gesetzlichen Regelungen sollen die demokratischen Wege für ein Zusammenwachsen und eine Umwandlung geebnet werden. Nach all dem, was passiert ist, sollte es verständlich und praktikabel sein, dass der Staat diese politische Sensibilität zeigt. (...)
3. Es ist offensichtlich, dass die kurdischen Volksmassen, die sich in einer Situation des Konfliktes und der Ausweglosigkeit dem Staat ziemlich entfremdet haben, durch einen solchen Lösungsweg leichter gewonnen werden. Die Kurden, die sich als ein Volk im Nahen Osten am meisten nach einer Demokratie sehnen, werden die überreichte Hand der Türkei für Frieden und Brüderlichkeit, die sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart auf dieses Volk angewiesen war bzw. ist, annehmen, und dies wird zu einer großen Vereinigung und einem Zusammenwachsen führen. Nicht nur für die Kurden in der Türkei, sondern auch für alle Kurden im Nahen Osten und in der Welt gilt, dass demokratische Errungenschaften am ehesten im Rahmen der Republik der Türkei zu verwirklichen sind. (...) Eine solche Haltung muss gegenüber der gesamten Bevölkerung der Türkei eingenommen werden. Allerdings erfordern einige Besonderheiten der Bevölkerung in der Region [Kurdistan] umfangreiche demokratische, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Maßnahmen. Das ist der wissenschaftliche Lösungsweg, um das Problem zu überwinden und die Basis für einen Aufstand zu entziehen. (...)
4. (...) Durch die Reduzierung der militärischen Ausgaben bis hin zur Nutzung der reichen wirtschaftlichen Ressourcen der Region und die Lenkung der für den Krieg aufgewendeten Ressourcen auf das GAP-Projekt wird es zu einer gewaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in der Region kommen. Die Volkswirtschaft der Türkei im allgemeinen wird sich zusätzlich zu den Möglichkeiten der Region neue Märkte im Nahen Osten erschließen. Die volkswirtschaftliche Produktivität und Einheit wird genau so viele Erfolge bescheren wie die politische Einigung. Man sieht, wie sehr die wirtschaftliche Befreiung der Türkei und ihre Vormachtstellung in der Region und ihre Erfolge von der Lösung dieses Problems abhängen.
5. Im Zusammenhang mit diesem Prozess wurde besser verstanden, dass die praktischste Lösung der Kurdenfrage unter den politischen Bedingungen der Türkei und in ihrem Verfassungsrecht in der Gewährung der demokratischen und kulturellen Rechte liegt, dass diese Krise so überwunden werden kann und mit Gewalt nichts mehr zu erreichen ist. (...)
Diese Art der Lösung der Frage wird nicht nur der Konfliktbewältigung dienen, sondern auch die Gewalt als extrem und nutzlos erscheinen lassen. Die erlebte Situation hat uns das in ausreichendem Maße gezeigt. Dass sich die Bevölkerung der Region mit seiner demokratischen und kulturellen Identität der nationalen Einheit anschließt, bedeutet zugleich eine stärkere Demokratisierung der Republik. Die freiwillige Verinnerlichung einer gemeinsamen Heimat und eines gemeinsamen Staates ist die größte Macht. Die Ängste und Befürchtungen der Vergangenheit werden so überwunden und das Vertrauen in die Zukunft unerschütterlich sein.
6. Die demokratische Lösung des Problems, das seit der Gründung der Republik zu einem Hindernis der Demokratisierung gemacht wurde und sich weiter verschärfte, wird bei der Demokratisierung der politischen Struktur der Türkei allgemein eine Schlüsselrolle spielen. (...)
Durch diese Entwicklungen wird es auch möglich werden, ein demokratisches Verfassungsrecht zu schaffen. Die Demokratisierung der Politik wird sich sehr schnell in der Demokratisierung des Verfassungsrechtes widerspiegeln. Die Einheit der Politik und des Rechtes wird der Garant für ein demokratisches Regime sein.
Kurzum, eine demokratische Lösung des Problems ist der Schlüssel für die Lösung aller inneren Probleme und damit die Grundlage für den Erfolg der künftigen Türkei. Die Türkei, die ihre inneren Probleme auf diese Weise löst, wird die Fähigkeit erlangt haben, im Ausland einen Sprung nach vorn zu machen.
7. Der demokratische Lösungsweg in Bezug auf den Konflikt und die Ausweglosigkeit im Inland wird seine Auswirkungen insbesondere auf die Öffnung nach außen zeigen. Jeder außenpolitische Schritt der Republik der Türkei, die ihre schweren wirtschaftlichen und politischen Probleme gelöst hat und eine starke wirtschaftliche und demokratische Struktur aufweist, wird unvermeidlich Erfolge mit sich bringen. Vor allem wird die Mitgliedschaft in der EU kein Problem mehr sein und wird sogar verwirklicht werden. (...)

Schlussfolgerung: der Prozessverlauf von Imrali kann ein historischer Beginn werden

Der Prozessverlauf auf Imrali kann, wie in Grundzügen dargelegt, in Bezug auf den Beginn einer neuen Phase als eine historische Chance bewertet werden. Jede Gesellschaftsordnung in der Geschichte ging aus einem wichtigen Konflikt hervor. Ich bin davon überzeugt, dass das Ergebnis dieses Konfliktes und Aufstandes die demokratische Gesellschaftsordnung der Zukunft sein wird. Es ist unausweichlich, dass das Beharren auf Konflikt und Ausweglosigkeit die negativen geschichtlichen Entwicklungen vertiefen wird, und dass eine positive und auf eine Lösung hin orientierte Haltung die Auseinandersetzung beenden und zu einer Situation des dauerhaften Friedens und der Brüderlichkeit führen wird. Aus diesem Grund hat es eine große Bedeutung, dass wir unser Leid und unsere Verluste nicht zu einem Mittel der Rache, sondern zum Anlass für eine Lösung und einen Frieden nehmen, und dass wir überlegt und logisch handeln und somit unsere Verluste und Gewinne richtig bewerten. Wenn wichtige gesellschaftliche Probleme nicht gelöst werden, dann führen diese stets zu Leid und Verlusten. Wenn wir uns die Ereignisse in der Geschichte und in der Gegenwart vor Augen führen, werden wir viele schwerwiegende Beispiele sehen.
Es ist notwendig und möglich, diesem unter der Führung der PKK geführten letzten Aufstand, diesem Konflikt, im Lichte der richtigen Bewertung und der daraus zu ziehenden Lehren von den Aufständen, die aus einem langem historischen Prozess resultieren und wichtige gesellschaftliche Ursachen haben, ein tatsächliches "Ende" zu bereiten. (...)
Was ich ab jetzt in meinem Leben machen kann, ist, mit dem starken und treuen Volk zusammen einen neuen Prozess des Friedens und der Brüderlichkeit zu schaffen. Es ist von historischer Bedeutung, unser entschlossenes Versprechen für eine demokratische Republik in diesem Sinne zu bewerten. Ich werde zweifelsohne die Erfordernisse hierfür erfüllen, soweit ich die Gelegenheit dazu finde. Die Glaubwürdigkeit meiner Worte wird sich nur dadurch zeigen, dass dies in der Praxis bewiesen wird. (...)
Der einseitige Waffenstillstand vom 1. September 1998 hat die Zusammenstöße nicht nur auf 50%, sondern viel mehr gesenkt, weshalb wir im Prozessverlauf von Imrali ausdrücklich darauf eingingen. Zu dieser Entwicklung kam es nicht von selbst oder aufgrund der Schwäche. Dies konnte nur durch eine verantwortungsbewusste Haltung unsererseits und die Erfordernisse des Beginns eines neuen Prozesses (...) verwirklicht werden. (...)
Auch wenn ich nach Paragraph 125 des Strafgesetzbuches verurteilt werde, betone ich meine Überzeugung, dass ich in ethischer und politischer Hinsicht von der Geschichte freigesprochen werde. Ich begrüße und halte es für eine ehrenhafte und tugendhafte Aufgabe, mich für einen stolzen und gerechten Frieden in den Dienst der Demokratischen Republik zu stellen."

* Am 23. Juni 1999 antwortete Abdullah Öcalan mit einer Zusam-menfassung seiner Verteidigungsschrift auf das Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft. Wegen der historischen Bedeutung dieser Rede sind hier Auszüge daraus dokumentiert.