V. Resümee

Kosovo macht Doppelmoral des Westens deutlicher
Gleiche Maßstäbe für ähnliche Konflikte
Auch der Westen hat Hausaufgaben zu erledigen
Hindernisse auf dem Weg zum Frieden beiseite räumen
Gelingt es, den Kreis zu schließen?


Kosovo macht Doppelmoral des Westens deutlicher

Die Doppelmoral der Bundespolitiker und des Westens insgesamt wurde durch die Ereignisse im Kosovo und durch den NATO-Krieg gegen Jugoslawien noch deutlicher vor Augen geführt. Die unterschiedliche Behandlung und Bewertung der UCK und der PKK seitens der Politik wurde mit jedem weiteren Tag von immer größeren Teilen der Gesellschaft erkannt. Hier ein Vergleich, der z.T. am 24.4.99 in der FR veröffentlicht wurde:
· Die UCK wird als eine Befreiungsorganisation gern gesehen und gilt als salonfähig. Die PKK wird als Terrororganisation beschimpft und bekämpft.
· Die UCK tritt für einen Separatstaat ein, die PKK und Kurden plädieren und betteln für Grundrechte eines Volkes von über 15 Mio. Menschen innerhalb der Staatsgrenzen der Türkei.
· Wenn die UCK Kämpfer anwirbt, nennt man sie Freiwillige und stellt Sondermaschinen zur Verfügung, um diese Freiwilligen zur Front zu befördern. Wenn die PKK anwirbt, heißt es Freiheitsberaubung, Zwangsrekrutierung und Entführung.
· Im Fall Kosovo wird die UCK mit Waffen, Technik und Geldern versorgt, auch mit deutschen. Im Fall Kurdistan wird die türkische Regierung militärisch, politisch und wirtschaftlich unterstützt.
· Für die UCK werden Ausbildungslager in benachbarten Ländern eingerichtet und die NATO sorgt für Ruhe und Ordnung. Im Fall Kurdistan und PKK wird fast jede Woche ein souveräner Staat, Irak und Irakisch-Kurdistan, von türkischen Truppen besetzt.
· NATO-Kampfjets agieren und dienen als Luftwaffe der UCK. Im NATO-Land Türkei bombardieren tagtäglich NATO-Kampfjets die kurdischen Dörfer und Siedlungen auch jenseits der Grenze.
· Wenn die UCK in Deutschland Gelder sammelt, nennt man es Steuer und fördert es. Wenn die PKK Spenden sammelt, nennt man es Erpressung.
· Für die UCK werden Sender eingerichtet und die Sendekapazitäten der bestehenden Sender erweitert. Im Gegensatz dazu wird der einzige Sender der Kurden (MED-TV) mitten in Europa zum Schweigen gebracht.
· Mit NATO-Waffen werden Kosovaren vor den Angriffen der Serben "verteidigt", dabei Serbien und Kosovo total zerstört und Menschen umgebracht. In Kurdistan werden mit NATO-Waffen, auch mit deutschen, Kurden ermordet, kurdische Dörfer zerstört, Kurden vertrieben.
· Aus einem Kriegsgebiet werden Flüchtlinge mit Maschinen der Luftwaffe ausgeflogen, auch wenn dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. In ein anderes Kriegsgebiet werden vor dem Krieg geflohene Flüchtlinge abgeschoben.
· Ein Verfolgerstaat wird an den Verhandlungstisch gezwungen, um mit der UCK zu verhandeln; an einen anderen wird der "Staatsfeind Nr.1", der Vorsitzende der PKK, der 126 Tage lang mitten in Europa um Frieden und Vermittlung geradezu gebettelt hat, ausgeliefert.
· Kurz gesagt: um bei Bombardierung, Zerstörung und Vernichtung freie Hand zu haben, reicht es offenbar, Mitglied der NATO zu sein.
Diejenigen in der NATO und der EU, die die Kurden als Separatisten bezeichnen, haben selbst Separatismus betrieben, indem sie das Kosovo gewaltsam von Jugoslawien abgetrennt haben.
Die Tschetschenen, die Daghestani, die Osttimoresen, die Kosovaren, die Tibeter, die Slowenen, die Kroaten, die Bosnier, die Palästinenser haben das Recht, über ihr Schicksal selbst zu bestimmen. In vielen dieser Gebieten schafft man mit Waffengewalt nackte Tatsachen. Wenn aber die 30-40 Millionen Kurden nach Selbstbestimmung verlangen, heißt es 'Separatismus'. Wenn die Kurden ihre angestammte Heimat, ihren traditionellen Lebens- und Kulturraum, mit einer Fläche von über 500.000 qkm bei ihrem Namen nennen, also "Kurdistan" sagen, wird dies zum Anlass genommen, sie als Separatisten abzustempeln.
Das Wort "Kurdistan" ist auch in Deutschland ein Grund für Benachteiligung. In den Satzungen der kurdischen Vereine soll und darf das Wort "Kurdistan" nicht vorkommen. Anderenfalls werden sie bei der Vergabe von Fördermitteln oder der Finanzierung von ABM-Stellen nicht berücksichtigt. Wenn die Kurden sich auch hier verleugnen und zu politischen Zugeständnissen bereit sind, sind sie dagegen förderungswürdig.