Licht am Horizont
Annäherungen an die PKK
V. Rolle der Führung in geschichtlichen und revolutionären Prozessen
V.1. Geschichtlicher Überblick
V.1.1. Menschwerdung und Entstehung der Klassen
V.1.2. Religion und Philosophie im Zeitalter der Sklaverei

V.1.1. Menschwerdung und die Entstehung der Klassen

Die Herausbildung des Menschen kann als Prozeß verstanden werden, der in enger Wechselwirkung von Arbeit als Naturveränderung und -beherrschung, von Sprache und Denken sowie von sozialen Beziehungen fortschreitet.

Dabei bedingen die genannten drei Elemente einander, keines ließe sich unabhängig vom anderen über längere Zeiträume tatsächlich entwickeln. Grundlegend dabei ist Arbeit als immer tiefere Aneignung von Natur im weitesten Sinn, als immer tieferes Eingreifen in Naturprozesse. Dies erfordert Sprache und Denken als Möglichkeit der Kommunikation sowohl zwischen Einzelwesen und Gruppen als auch zwischen Generationen. Arbeit wiederum erzielt um so sicherere Ergebnisse und ist um so bessere Überlebensgarantie in einer feindlichen Umwelt, je mehr Arbeitsteilung und die entsprechende soziale Koordinierung entwickelt sind. Die jeweils vorhandenen Produktivkräfte - von Werkzeugen über Maschinen bis zur Wissenschaft, einschließlich des Menschen und seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entwickeln sich im Rahmen gesellschaftlicher Verhältnisse, der Produktionsverhältnisse, und treiben wiederum deren Entwicklung voran. Das Denken als Widerspiegelung dieser Prozesse nähert sich deren objektiver Realität in der Geschichte an, verläuft aber weder parallel zu ihnen noch gleichförmig.

Der Übergang von der Urgesellschaft (1) zur Sklaverei war nur dadurch möglich, daß der Entwicklungsstand der Produktivkräfte einschließlich der Arbeitsteilung dazu führte, ein stabiles Mehrprodukt zu erzeugen. Dabei war die Fähigkeit zur Unterjochung anderer Gruppen, zum Raub ihrer Arbeitskräfte nur ein Faktor, der die Herausbildung von besonderen Menschengruppen und parallel dazu von gesellschaftlichen Hierarchien ermöglichte, die sich durch bestimmte Fähigkeiten das Recht erwarben, dieses Mehrprodukt anzueignen. Die menschliche Arbeit hatte jenen Grad von Produktivität erreicht, der nicht nur das Überleben beziehungsweise die Reproduktion der eigenen Gruppe, des Stammes usw. sicherte, sondern auch deren Differenzierung ermöglichte. Dies stellte einen zentralen Wendepunkt dar: Die Institutionalisierung von Führung war von nun an möglich, mit der Entstehung von Klassen wurde sie auch notwendig.
 


(1) Urgesellschaft wird hier als erste menschliche Gesellschaftsformation verstanden, in der es noch kein Privateigentum, sondern nur Gruppen- bzw. Kollektiveigentum gab/gibt. Mit ziemlicher Sicherheit waren ihre Strukturen matriarchal geprägt. Die Stellung des Einzelnen zu den Produktionsmitteln, welche sehr unterschiedlich entwickelt sind, ist noch gleich, ebenso der Anteil an den verteilten Produkten der Arbeit. Die Organisationsformen der Urgesellschaft waren und sind sehr vielfältig, einige existieren auch heute auf verschiedenen Kontinenten. Grundsätzlich sei angemerkt, daß die Gesellschaftsformationen sich zwar in der Abfolge Urgesellschaft - Sklaverei - Feudalismus Kapitalismus/ lmperialismus aus der jeweils vorherigen entwickelten, daß die Übergänge zwischen ihnen trotz revolutionärer Umbrüche aber zugleich lange vor und nach diesen mit Elementen beider Formationen (oder dritter) behaftet sind. Die Abfolge der Formationen in der Menschheitsgeschichte bedeutet nicht, daß sie nicht zeitgleich nebeneinander existieren können.