Licht am Horizont
Annäherungen an die PKK
IV. Werte, Prinzipien und Methoden der PKK
IV.6.5. Cözümle
IV.6.6. Ausbildung - Egitim
IV.6.7. Kritik und Selbstkritik

IV.6.6 Ausbildung - egitim

Im Befreiungskampf ist die Ausbildung eine Waffe. Durch sie soll die Persönlichkeit in alle Richtungen - politisch, militärisch, kulturell, historisch und gesellschaftlich weiterentwickelt werden. Wissen und Erfahrung, der Entfaltung eigenverantwortlichen Denkens und Handelns wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Ausbildung umfaßt Schulungen, Lehrgänge, Vorträge usw., aber auch die Aufgabe sich selbst weiterzubilden, wißbegierig zu sein. Sie wird also kollektiv und individuell organisiert.

Für die Kader beginnt der Eintritt in die Partei mit einer politischen Grundausbildung. Ihr folgen in bestimmten Abständen weitere Schulungen und Lehrgänge, weitere Kaderausbildungen, wofür auch Parteischulen eingerichtet werden.

Auch für die Bevölkerung werden Schulungen und Vorträge organisiert, um das politische Bewußtsein zu stärken und weiterzuentwickeln, die Linie der Partei zu vermitteln bzw. transparent zu machen. Die Partei hat in allen Teilen Kurdistans Schulen, in denen Kurden ihre eigene Geschichte erfahren können, wo sie sich nicht verstellen, verleugnen müssen und ihre eigene Sprache sprechen können, eingerichtet. Die Partei bietet Möglichkeiten, Lesen und Schreiben zu lernen. Allgemeines Wissen wird vermittelt, denn ein Großteil der Bevölkerung hatte nie die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.

Ausbildung findet in den Dörfern, in den Metropolen, in allen Teilen Kurdistans, in den Gefängnissen und den Bergen statt. Also überall dort, wo die Partei organisiert ist. Angestrebt wird die Schaffung einer sozialistischen Persönlichkeit mit einer sozialistischen Weltanschauung, in der jeder Mensch sich stärkt, Verantwortung übernehmen kann für den Aufbau der neuen Gesellschaft.

Folgendes Zitat des Genossen Esad drückt den Stellenwert, den die Ausbildung einnimmt, aus: „ Wir waren im Jahre 1982 in den Lagern der Palästinenser. Die israelische Luftwaffe flog ständig schwere Luftangriffe. Alle Lager wurden aus der Luft bombardiert. Selbst in dieser Situation haben die Parteikader an keinem Tag ihre intensive politische Ausbildung und Diskussion ausgelassen. Die Palästinenser haben wiederholt mit großem Erstaunen gefragt: Wie könnt ihr unter diesen Umständen eure Ausbildung weitermachen?" (27)

Für die Guerilla gibt es die Anweisung mindestens dreimal pro Woche Ausbildung zu organisieren. Dies hat auch unter schwierigsten Bedingungen zu geschehen. Zudem wird der Winter in den Bergen für längere Ausbildungsphasen genutzt. Sie findet für alle statt, von der höchsten Kommandantin bis zur Kämpferin. Denn ein Mensch kann niemals sagen: „lch weiß genug."
 



(27) 1982 im sogenannten Juni-Krieg im Libanon. Die israelische Armee drang damals tief in den Libanon vor, wodurch sie große Teile der PLO zum Verlassen des Landes zwang.